Das neue bayerische Nationalmuseum.
-p Nationalmuseum, München. Mestende
Gebäudes zu geben versucht haben. Nur der Ge-
danke an eilt Museum ist ihnt nicht gekommen. Die
Museen, die er gesehen, waren ja alle nur wenig
gegliederte, langgestreckte Bauten von meift recht ein-
tönigem Eindruck. Za wenit, wie dies ursprünglich
einmal geplant gewesen, der Bau der Markusbiblio-
thek in Venedig nachgebildet worden wäre, dann
wäre er wohl ohne Weiteres darauf gekommen, daß
das Gebäude ein Museum sein könne.
Klagt nicht also der Mann ganz unbewußt
nur unsere bisherigen, künstlerisch gedaitkenlos ange-
legten Museen an?
Anders ist der Tourist zu beurtheilen, der mit
dem Führer in der bjand durch das ganze Land
reist, weil ihm sonst das Urtheil fehlt. Tr will alles
nur gesehen haben, alles wissen wie ntan dies oder
jenes nennt und schätzt aber die Dinge selbst zu
bedenken, sie auf sich selbst wirken zu lassen, dazu
hat er keine Zeit. Sein Reisehandbuch hat ihn über
die wicbtigsten Daten und den Zweck des Baues
unterrichtet. Er begnügt sich damit und ist offenbar
jroh gewesen, daß das Museum noch geschlossen war.
2ei der großen Ausstellungsmüdigkeit würden wir
ihur nun gewiß diese Freude nicht verargen, wenn
" sich nicht vor diesem Bau sofort hätte
des Museums. Architekt Gäbe. r>. Sei bl.
sagen müssen: „Das ist doch endlich einmal
kein einfö rmiger Museumsbau. Dieses Mu-
seunt ntuß interessant sein, es muß auch für mich,
obwohl ich mich iticht sehr für Kultur- und Kunst-
denkmäler interessire, sogar höchst reizvoll sein, es
zu durchwandern."
Aber dieser Mann war eben noch urtheilsloser
als der Erstere, und noch gedankenloser, als die alt
modischen Museen eingerichtet sind Deßhalb ging
er ohne zu versuchen, sich weiter über den äußeren
Eindruck des Baues klar zu werden, stumpfsiitnig
sogar über die große Terrasse auf dem Forunt hin
weg nach dem nächsten „Sternchen" in seinem Reise-
handbuch.
Mir haben inzwischen an die alte unkünstlerische
rumpelkammermäßige Aufstapelung von Kunstwerken
in einer Flucht von gleichmäßigen Sälen in unseren
Ausstellungen und Museen gedacht.
Das Cluny - Museum und das Germanische
Museum in Nürnberg, die ganz oder theilweise in
einem alten Schloß- bezw. Klosterbau eine so aus-
nahmsweise günstige Stätte fanden, trat uns bei den
unklaren Eindrücken die der Seidl'sche Bau auf den
ersten behäbigen Beschauer machte, lebhaft vor's
Auge. Jener Mann lobte, ohne es zu wissen, die
-p Nationalmuseum, München. Mestende
Gebäudes zu geben versucht haben. Nur der Ge-
danke an eilt Museum ist ihnt nicht gekommen. Die
Museen, die er gesehen, waren ja alle nur wenig
gegliederte, langgestreckte Bauten von meift recht ein-
tönigem Eindruck. Za wenit, wie dies ursprünglich
einmal geplant gewesen, der Bau der Markusbiblio-
thek in Venedig nachgebildet worden wäre, dann
wäre er wohl ohne Weiteres darauf gekommen, daß
das Gebäude ein Museum sein könne.
Klagt nicht also der Mann ganz unbewußt
nur unsere bisherigen, künstlerisch gedaitkenlos ange-
legten Museen an?
Anders ist der Tourist zu beurtheilen, der mit
dem Führer in der bjand durch das ganze Land
reist, weil ihm sonst das Urtheil fehlt. Tr will alles
nur gesehen haben, alles wissen wie ntan dies oder
jenes nennt und schätzt aber die Dinge selbst zu
bedenken, sie auf sich selbst wirken zu lassen, dazu
hat er keine Zeit. Sein Reisehandbuch hat ihn über
die wicbtigsten Daten und den Zweck des Baues
unterrichtet. Er begnügt sich damit und ist offenbar
jroh gewesen, daß das Museum noch geschlossen war.
2ei der großen Ausstellungsmüdigkeit würden wir
ihur nun gewiß diese Freude nicht verargen, wenn
" sich nicht vor diesem Bau sofort hätte
des Museums. Architekt Gäbe. r>. Sei bl.
sagen müssen: „Das ist doch endlich einmal
kein einfö rmiger Museumsbau. Dieses Mu-
seunt ntuß interessant sein, es muß auch für mich,
obwohl ich mich iticht sehr für Kultur- und Kunst-
denkmäler interessire, sogar höchst reizvoll sein, es
zu durchwandern."
Aber dieser Mann war eben noch urtheilsloser
als der Erstere, und noch gedankenloser, als die alt
modischen Museen eingerichtet sind Deßhalb ging
er ohne zu versuchen, sich weiter über den äußeren
Eindruck des Baues klar zu werden, stumpfsiitnig
sogar über die große Terrasse auf dem Forunt hin
weg nach dem nächsten „Sternchen" in seinem Reise-
handbuch.
Mir haben inzwischen an die alte unkünstlerische
rumpelkammermäßige Aufstapelung von Kunstwerken
in einer Flucht von gleichmäßigen Sälen in unseren
Ausstellungen und Museen gedacht.
Das Cluny - Museum und das Germanische
Museum in Nürnberg, die ganz oder theilweise in
einem alten Schloß- bezw. Klosterbau eine so aus-
nahmsweise günstige Stätte fanden, trat uns bei den
unklaren Eindrücken die der Seidl'sche Bau auf den
ersten behäbigen Beschauer machte, lebhaft vor's
Auge. Jener Mann lobte, ohne es zu wissen, die