Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

DOI Artikel:
Adler, Friedrich; Grasegger, Georg: Des Kunsthandwerks junge Mannschaft, [3/4)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Friedrich Adler.

Gestaltungsbedingungen, welche bei bestimmten, fach-
lich begrenzten Aufgabengruppen auftreten, sich völlig
zu eigen zu machen; je tiefer er in das Wesen dieser
Bedingungen eindringt, um so mehr wird bei ihm
auch die Erkenntniß reifen, daß bei jeder Aufgabe
öie Tauglichkeit ihrer Lösung ganz wesentlich davon
abhängt, bis zu welchem Grad der Künstler sich in
die Gestaltungsbedingungen eingelebt, sie verstanden
hat. Bei neuartigen Aufgaben wird er also —
wenn anders er die Zache ernst nimmt und an seiner-
beruflichen Zelbsterziehung Weiterarbeiten will — erst
jene Bedingungen gründlich studiren; er wird sich
nicht als Gröberer oder Gindringling in dem ihm
bisher fremden Reich aufspielen, sondern als dieses
Äaates oberster Diener, der jenem nicht seinen
Willen aufdrängt, sondern der sich den bestehenden
Gesetzen unterordnet. Die Erziehung zu dieser An-
schauung gehört init zu den wichtigsten Aufgaben
unsrer Kunstgewerbeschulen. Wer sich diese Anschau-
ung ganz zu eigen geinacht, der wird wenigstens nie
direkt falsche Wege Anschlägen; wie weit er auf
dem eingeschlagenen Weg kommt, das ist allerdings

22. Entwurf zu einer Stuhllehne in Applikationsstickerei
von 'Friedr. Adler, München.

mehr oder weniger Zache des Talents und des
Fleißes.

Die verschiedeirartigen Arbeitet: Fr. Adler's,
die wir in diesen Blättern veröffentlichen, geben
zusammen mit den schon früher von uns ge-

brachten i), Zeugniß dafür, daß ihr Urheber sich
redlich bemüht hat, dem Wesen der verschie-

denen Aufgaben gerecht zu werden und zugleich
auch in der ornaineittal-dekorativei: Ausgestaltung
möglichst selbständig zu bleiben. Daß sich darin
bereits eine durchaus eigenartige Persönlichkeit aus-
präge, soll nicht behauptet werden; aber wer ge-
nauer zuschaut, wird wenigstens nicht die Möglich-
keit bestreiten, daß mit fortschreitender künstlerischer
Entfaltung eigenartige Früchte auf diesem noch
jungen Baum reifen können.

Adler gehört zu denjenigen von der kunstge-
werblichen Iungmannschaft, deren sachliche Rekruten-
zeit in eine Periode fiel, da man anfing, sich von
dein fast ausschließlichen Kultus des Alten loszu-
sagen und sich selbständig zu machen; es ist keine
Frage, daß dabei die aus bekannten Gründen noth-
wendig gewordene Zchließung des National-Muse-
UMS von tiefgehendem Einfluß auf die Entwickelung
der modernen Bestrebungen in München gewesen ist.
Zo lange das alte Museum seine Zchätze ganz oder
theilweile den: Zuchenden zur Verfügung stellte, so

20 u. z;. Entwurf zu einem Tüll-Vorhang von
Friedr. Adler, München.

*) *897/98 S. 356. — *899/*900 Tafel III und S. 70.

23
 
Annotationen