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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Moderne Keramik auf der Pariser Weltausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0061

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Moderne Keramik auf der Pariser Weltausstellung.

ganzen Zeit genommen werden,
eine entschiedene Gefahr in sich
bergen. Dies erklärt manches
in der gesammten heutigen fran-
zösischen Au »st überhaupt. Für
diese, für ihre reichlichen Muße-
stunden haben jene Künstler-
Keramiker geschaffen, sie dachten
gar nicht an eine Reorganisation
der Keramik von Grund auf,
nur an eine Ausnutzung der ihr
besonders eigenthümlichen künst-
lerischen Machtmittel, naincnt-
lich der Farbe. Gs ist charakte-
ristisch, daß die moderne Keramik
in Frankreich mit der Wieder
gewinnung des rollet: metalli<gue
begonnen hat. Alan fing mit
der äußersten pikanterie an und
schuf so eine Kunst, die in ihrem
ausschließlich koloristischen, das
Drnament verachtenden Wesen
das genaue dekorative Gegen-
stück zu der aus ähnlichen
Quellen hervorgegangenen mo-
dernen Ztimmungslandschaft der
Impressionisten geworden ist.

Es ist in beiden Fällen der
Triumph der absoluten Farbe.

Als schließlich dann die großen
keramischen Fabriken, die für
die Massen sorgen, in die Be-
wegung eingriffen, standen sie
alle unter dein Banne dieser
Vorbilder, in denen sie zugleich
eine gefährliche Konkurrenz wit-
terten, haben auch sie nicht
gleich das keramische lhaupt-
bedürfniß der Zeit erkannt. Gs
gibt bis jetzt nur eine einzige
große keramische Anstalt, die diesen allgemeinen Weg
scheinbarer Regel nicht geschritten ist, die gleich an
die Neugestaltung aller keramischen Gebiete gegangen
ist, nachdem sie freilich Zeit genug gehabt, in dieser
Beziehung von anderen zu lernen. Von diesen wird
noch unten ausführlich die Rede sein.

Alle diese Umstände haben auch eine gewisse
Einförmigkeit der modernen Keramik zu Wege ge
bracht. Die pariser Weltausstellung führt bei flüch-
tiger Betrachtung leicht zu der Ansicht, daß es keine
nationale Keramik mehr gibt. Mit wenigen Aus-
nahmen scheinen heute nur zwei Pole vorhanden
zu sein, um die sich alle Töpferkunst dreht: um die

59. (Pariser Ausstellung.) Ansicht der Galerie des einen Treppenhauses in der deutsche:
kunstgewerblichen Abteilung von K. thoffacker, Lharlottenburg-Berlin.
Liinettenbild von Max Koch, Schnitzereien von G. Riegelmann, Stuckmodelle au:
dem Atelier von Schirmer, Berlin.

Lteinzeuge Frankreichs und um die Porzellane Kopen
Hägens, d. h. im Grunde genommen eigentlich alle:
unr Japan, da jene den Abglanz des ornainentalen
diese des ornamentirten Theiles derjapanifchen Kerami
darstellen. Gedaitkenlos macht ein Land, eilte Fabri
nach der anderen diese Vorbilder nach; wer orna
mentlose Kunst will, hält sich an die §res, wer noci
das Mrnament liebt, an Kopenhagen. Vor Allen
ist die ornamentlose Kunst an der Tagesordnung
da, wie ein Pauptvertreter der modernen Richtum
in Paris sagt, wahre dekorative Kuitst Verschwommen
heit sein soll und man auch in der That in de
chtilhetzjagd des vergangenen Jahrhunderts an leere:

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