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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Gmelin, Leopold: Zum fünfzigjährigen Bestehen des Bayerischen Kunstgewerbevereins, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0067

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Zum fünfzigjährigen Bestehen des Bayerischen Uunstgewerbevereins.

Auin fünfzig ahnten (Kesiehen dee
Oaxenschen (Xunstgewerkevereme.
(Von §. (ömekin.

(Fortsetzung statt Schluß.)

ie stilistischen Wandlungen, die sich
innerhalb des letzten halben Jahr-
hunderts in München vollzogen
haben, liegen in den Blättern
der Vereinszeitschrift deutlich aus-
gebreitet da. wir kommen später
noch hierauf zurück. An dieser Stelle sei nur hervor-
gehoben, daß inan schoit früh dein Verein künstlerische
Einseitigkeit zum Vorwurfe machte; man behauptete
5- B. ((857) er ließe nur Gothisches passiren (was
man eben damals gothisch nannte); gleichwohl be-
kundete er schon zur gleicheit Zeit feilt großes Interesse
an den Schätzen der im ehemaligen Universitäts-
gebäude (jetzt alte Akademie) aufgestellten Lamm-
lungen des Nationalmuseums, indem er sich in einer
Bitte an den ‘König gegen die beabsichtigte Verlegung
der Sammlung in das Schleißheimer Schloß 0) aus-
sprach. Ob es dieser Bitte zu verdanken ist, daß die
kostbaren Schätze in München verblieben sind, läßt sich
schwerlich mehr feststellen. Auf die hohe Bewerthung
dieser Sammlungen für das einheimische Kunsthand-
werk deuten auch die späteren Klagen (f86^) über
die Unzugänglichkeit des Nationalinuseunis, der reichen
Kapelle, der Schatzkammer, ebenso ((865) die For-
derung, den damals im werden begriffenen Neubau
des (jetzt „alten") Nationalmuseums an der Mari-
miliansstraße heizbar zu machen, eine Forderung,
die noch 50 Jahre später beim neuen Bau nicht
ohne Widerspruch durchgesetzt wurde.

Also nicht erst vom Jahre (876, da „unsrer
Väter Werke" den Glanzpunkt der Jubiläumsaus-
stellung gebildet haben, schreibt sich die Achtung vor
^en „Eliten" her. Ernst Förster bildet schon (852
paar prähistorische Schmucksachen ab unter Prei-
sung ihrer Nachahmenswürdigkeit; und Lichtenstein
lugt in Bezug auf die Vorbildlichkeit der alten
Arbeiten: „Ulan kann heutzutage von den alten
Kleistern gar nicht genug lernen, wie bei ihnen die
technische Benutzung der natürlichen Eigenschaften,
welche das Aiaterial besitzt, und die künstlerische Be-
seelung des letzteren sich vollkommen durchdrungen."

Aber auf der andern Seite haben sich schon früh
Stimmen gegen die blinde Nachahmung erhoben.
„Nachahmung als solche kann nie das Ziel einer
wirklichen künstlerischen Thätigkeit sein, sondern selbst
ständiges Schaffen" ((855); und unter dem Feld-

geschrei „Stylzopferei" wird schon (869 gegen die
äußerliche Stylnachäfferei, die keine Rücksicht auf die
Bedürfnisse der Gegenwart nimmt, der Kreuzzug ge-
predigt, — genau so, wie sich das vor wenigen
Jahren wiederum abspielte.

Obgleich die Londoner Weltausstellung des Jahres
(862, wo das deutsche Kunsthandwerk nur armselig
vertreten war, die Nothwendigkeit zu energischer
Thätigkeit von Neuem zum Bewußtsein brachte, trat
dennoch in den 60 er Jahren ein Stillstand ein, woran

6q. (Pariser Ausstellung.) Schrank nach Angaben von Professor
G. Meder, ausgeführt von I. Buyten äc Söhne, Düsseldorf.

hauptsächlich äußere Verhältnisse die Schuld trugen.
Der erste Protektor des Vereins, König Maximilian II.,
war rasch gestorben; sein Nachfolger hatte zwar schon
am ((. Juni (86(( das Protektorat übernommen, aber
die politischen Wandlungen, die sich von da an voll-
zogen, lenkten die Aufmerksamkeit von der Kleinkunst
einigermaaßen ab. Darüber darf auch die den Verein
mit großer Genugthuung erfüllende Thatsache nicht
täuschen, daß im Jahre (868 die von dem Verein
gegründete Schule unter dem Titel Kunstgewerbe-

— qg

Nunst ,,„d handwert.

5^. Iahrg. Heft 2.
 
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