Moderne Keramik auf der Pariser Weltausstellung.
88. porzellanvase (Vase cts Chagny, ^,die Erde") aus
der Manufaktur in S eures. Entwurf der Form von
Ehaplain, Bemalung entworfen und in Scharffeuer-
farben unter Glasur auf (altem) kfartxorzellan ansgeführt
von Bieuville. p/g der wirkl. Gr.)
Naturornainente heben sich bei ihm ohne Karte in
dicken Emailfarben von einen: fleckig rothen, grauen,
auch wohl blauen Grund ab. Aus denselben Emaillen
hat er auch, indem er die eine Farbe als Grnament
über die andere als Grund schmolz, zarte durch-
schimmernde Gefäße hergestellt, die freilich eben-
so zerbrechlich, wie reizvoll sind. Bigot, von Haus
aus ein Gelehrter, ist mehr ein großer Chemiker und
Aeramiker als großer Künstler. Leine Erzeugnisse
sind in vieler Beziehung deiten Earries' verwandt:
sie haben keine lebhaften farbigen Glasuren, dafür
in ihrer matten gefleckten Oberfläche gleichfalls
etwas vom Naturprodukt an sich. Aber feine un-
appetitlichen Kaffeetassen und Bierseidel in diesem
Stile, seine plastischen Lachen, die wie eben aus der
Erde ausgegraben aussehen, gehören zu jenen
Gegenständen, die hart an die Grenzen der Lächer-
lichkeit und Abgeschmacktheit streifen. Doch Bigot
strebt auch zum Monumentalen, zum Dekorativen iin
Großen, zur Architektur. Neben Fliesensätzen finden sich
Arkaden, Treppengeländer u. dgl., in echt modern ver-
schwommener Formengebung, für die auch seine mat-
ten Glasuren dekorativ nicht ausreichen. Doch sind
sie unzweifelhaft noch das Interessanteste, was die
Ausstellung an architektonischer Keramik darzubieten
hat, da dies Gebiet dies Mal besonders schlecht ver-
treten ist und bekanntlich leider auch an den Aus-
stellungsbauten selber trotz der bewährten Muster von
den früheren Ausstellungen her so gut wie gar keine
Anwendung gefunden hat. Die berühmte Firma
Müller und Eie. in Ivryport, sonst die hauptvcr-
treterin dieses Genres, verdrießt doch zu sehr durch
ihre ewig graublauen Glasuren, und ihre z. T.
krainpfhaft modern sein wollende Ornamentik, ver-
dankt auch im Adrigen den Erfolg ihrer groß- und
kleinplastischen Merke mehr ihren künstlerischen Mit-
arbeitern als ihrem keramischen Geschmack. Das
Beste dürfte unter ihren Merken noch der Brunnen
les Oanmcles in der Gartenbauausstellung sein, dessen
Lüster gut zur Feuchtigkeit paßt.
Bon den Künstler-Keramikern liebt weiter Dal
payrat die bewegte Formengebung und die Größe. Er
hat sich als Hauptfarbe das feurigste, wenn auch nicht
feinste Roth der französischen Keramik erworben,
daneben ein schönes Blau und Türkisgrün. Das
feinste Roth, dem sanA-äe-bosuf der Chinesen
ähnlich, ist Chaplet gelungen, in letzter Zeit auch
ein lichtes, wohl dein clair-de-lune dieses Volkes
nachgebildetes Blau, das er aber auf merkwürdig
plumpen, dickwandigen, fast wie Ltein wirkenden
Gesäßen zur Anwendung bringt. Gleichfalls ein
Helles Blau erfand Lachenal auf einer porzellan-
artigen Masse, aus das er in etwas kalter Meise
ein matt glänzendes Ornament fetzt. Auch er liebt
im Uebrigen das plastische; seine Arbeiten sind aber
sehr ungleich. Technisch als einer der Vielseitigsten
erscheint Taxile Doat, ein Aünstler der Levres-
Manufaktur. Interessant sind seine durch farbige
Pasten auf farbigem Grund erzielten kaineenartigen
Reliefkopfe von z. Th. guter Farbenwirkung (vgl.
Abb. 8H u. 85). Dagegen hat der bekannte Dela-
herche eigentlich keine besondere Note. Dafür sucht
Robalbhen (das Pseudonym für drei pariser Aünst-
ler) auch im Lteinzeug entschlossen zur Ornamentik
66
88. porzellanvase (Vase cts Chagny, ^,die Erde") aus
der Manufaktur in S eures. Entwurf der Form von
Ehaplain, Bemalung entworfen und in Scharffeuer-
farben unter Glasur auf (altem) kfartxorzellan ansgeführt
von Bieuville. p/g der wirkl. Gr.)
Naturornainente heben sich bei ihm ohne Karte in
dicken Emailfarben von einen: fleckig rothen, grauen,
auch wohl blauen Grund ab. Aus denselben Emaillen
hat er auch, indem er die eine Farbe als Grnament
über die andere als Grund schmolz, zarte durch-
schimmernde Gefäße hergestellt, die freilich eben-
so zerbrechlich, wie reizvoll sind. Bigot, von Haus
aus ein Gelehrter, ist mehr ein großer Chemiker und
Aeramiker als großer Künstler. Leine Erzeugnisse
sind in vieler Beziehung deiten Earries' verwandt:
sie haben keine lebhaften farbigen Glasuren, dafür
in ihrer matten gefleckten Oberfläche gleichfalls
etwas vom Naturprodukt an sich. Aber feine un-
appetitlichen Kaffeetassen und Bierseidel in diesem
Stile, seine plastischen Lachen, die wie eben aus der
Erde ausgegraben aussehen, gehören zu jenen
Gegenständen, die hart an die Grenzen der Lächer-
lichkeit und Abgeschmacktheit streifen. Doch Bigot
strebt auch zum Monumentalen, zum Dekorativen iin
Großen, zur Architektur. Neben Fliesensätzen finden sich
Arkaden, Treppengeländer u. dgl., in echt modern ver-
schwommener Formengebung, für die auch seine mat-
ten Glasuren dekorativ nicht ausreichen. Doch sind
sie unzweifelhaft noch das Interessanteste, was die
Ausstellung an architektonischer Keramik darzubieten
hat, da dies Gebiet dies Mal besonders schlecht ver-
treten ist und bekanntlich leider auch an den Aus-
stellungsbauten selber trotz der bewährten Muster von
den früheren Ausstellungen her so gut wie gar keine
Anwendung gefunden hat. Die berühmte Firma
Müller und Eie. in Ivryport, sonst die hauptvcr-
treterin dieses Genres, verdrießt doch zu sehr durch
ihre ewig graublauen Glasuren, und ihre z. T.
krainpfhaft modern sein wollende Ornamentik, ver-
dankt auch im Adrigen den Erfolg ihrer groß- und
kleinplastischen Merke mehr ihren künstlerischen Mit-
arbeitern als ihrem keramischen Geschmack. Das
Beste dürfte unter ihren Merken noch der Brunnen
les Oanmcles in der Gartenbauausstellung sein, dessen
Lüster gut zur Feuchtigkeit paßt.
Bon den Künstler-Keramikern liebt weiter Dal
payrat die bewegte Formengebung und die Größe. Er
hat sich als Hauptfarbe das feurigste, wenn auch nicht
feinste Roth der französischen Keramik erworben,
daneben ein schönes Blau und Türkisgrün. Das
feinste Roth, dem sanA-äe-bosuf der Chinesen
ähnlich, ist Chaplet gelungen, in letzter Zeit auch
ein lichtes, wohl dein clair-de-lune dieses Volkes
nachgebildetes Blau, das er aber auf merkwürdig
plumpen, dickwandigen, fast wie Ltein wirkenden
Gesäßen zur Anwendung bringt. Gleichfalls ein
Helles Blau erfand Lachenal auf einer porzellan-
artigen Masse, aus das er in etwas kalter Meise
ein matt glänzendes Ornament fetzt. Auch er liebt
im Uebrigen das plastische; seine Arbeiten sind aber
sehr ungleich. Technisch als einer der Vielseitigsten
erscheint Taxile Doat, ein Aünstler der Levres-
Manufaktur. Interessant sind seine durch farbige
Pasten auf farbigem Grund erzielten kaineenartigen
Reliefkopfe von z. Th. guter Farbenwirkung (vgl.
Abb. 8H u. 85). Dagegen hat der bekannte Dela-
herche eigentlich keine besondere Note. Dafür sucht
Robalbhen (das Pseudonym für drei pariser Aünst-
ler) auch im Lteinzeug entschlossen zur Ornamentik
66