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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Zimmermann, Ernst: Moderne Keramik auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0098

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Ittobeme Keramik auf der pariser Weltausstellung.

Weiterschreiten bekunden. Ganz neu für Europa
ist die interessante Grueby-Fayence Bostons,
meist größere, etwas plumpe Basen von blattkelch-
artiger Gestaltung mit gurkengrüner oder citronen
gelber wie Wachs fettig glänzender Glasur, die
wie sein geädert oder zerrissen erscheint und an
den Kauten den gelben Scherben wirkungsvoll
durchscheinen läßt. Diese besonderen Eigenschaften
haben ihr wohl das Interesse vieler Sach
verständiger verschafft. Doch ist ihre künstlerische
Wirkung etwas langweilig und namentlich mo
noton die ewige Wiederkehr des Blattkelchmotivs.
Für Deutschland von ganz besonderem Interesse
ist dagegen die kleine, leider ganz versteckt aus-
gestellte Kollektion Frackelton gray-ware
von Mrs. Lusan Frackelton, ein äußerst wichtiger
Versuch, ein graues Lteinzeug nach Art des
rheinischen mit aufgelegter Drnamentik und Blau-
malerei iin modernen Stirne zu beleben, dessen
Studium wir ganz angelegentlich den Vertretern
dieser Industrie bei uns empfehlen möchten?)

Wenig Gutes in künstlerischer Beziehung
ist leider immer noch von der Keramik Italiens
zu sagen, woselbst man fast ausschließlich auf die

107 u. (08. porzellanväsen mit Krystallglasuren aus der königl.
Porzellan fab rik Kopenhagen; von v. Engelhardt,
(lhalbc mirkl. Größe.)

Nachahmung der alten Erzeugnisse ausgeht,
wie namentlich Eantangalli mit beängstigen em
Geschick. Aut um so größerer Freude ist es daher
zu begrüßen, daß wenigstens eine Fabrik, la manu
sattura l’Arte della ceramica, fondata 1S97
in Florenz, mit unbestreitbarem Erfolg die alK
italienische Majolikatechnik auf neuzeitliche Formen-
sprache anzuwenden sich bestrebt und namentlich in
einigen großen Schalen mit (Zuattroeentoköpfen
vor Stimmungslandschaften schon reckst annehmbare
Leistungen zu Stande gebracht hat. Still ist cs auch
immer noch in Gesterreich-Ungarn?) Die Firma

') Unt so mehr, als hier auf der Weltausstellung eine
bekannte, hier lieber z» verschweigende Firma des Westerwalds
Erzeugnisse ausgestellt hat, die fast bedauern lassen, daß gegen-
über solchem Mangel an Selbsterkeuntniß die an dem nassanischen
Steinzeug vor kurzem an dieser Stelle ausgeübte Kritik nicht
noch etwas kräftiger ausgefallen ist. Uebrigens wird es dir
Leser dieser Zeitschrift interessiren, daß die(e Kritik, im rheinischen
Kourier abgedruckt, bald zu einer ziemlich lebhaften Polemik
geführt hat, in die freilich der Urheber dieser Kritik um so
weniger eiuzugreisen sich veranlaßt sah, als cs sich bei dieser
Polemik eigentlich nur um die Feststellung der an jenem fiiuU
lerischeu verfall schuldigen Faktoren handelt, ob Fabrikanten
oder die keramische Fachschule. Für den Verfasser konnte die>c
Wendung der Polemik nur angenehm sein; denn wo inan nach
dem Schuldigen sucht, da gibt man eine Schuld zu, gnoä erat
demonstrandum.

*) Dem Berichterstatter scheinen die Arbeiten der Firma
Fischer Sc Mi eg in Karlsbad entgangen zu sein — oder
vielleicht waren diese Arbeiten im Juni, als das Material für

W. Asolnay in Füufkircheu steht freilich technisch sehr-
hoch, künstlerisch schwankt sie durch alle Qualitäten,
ohne dock) das höchste zu erreichen. Die noch vor
Kurzem so bewunderten Erzeugnisse mit persischem
j Stoffmuster und leichtem Lüster wirken heutzutage
schon steif und trocken, da diese Wüster doch zu wenig
keramisch sind, höch-
stensbei ganz kleinen
| Gegenständen an-
gebracht erscheinen.

Von Länger scheinen

diesen Bericht gesammelt
wurde, noch nicht auf-
gestellt; wirschalten deß-
halb einige Proben da-
von ein, die von der
bei dieser Firma er-
reichten hohe» Vervoll-
kommnung der Unter-
glasurmalerei Zengniß
geben sollen. Für die
Bedeutung dieser Ar-
beiten spricht es, daß die
porzellanmanufaktnr
Sdvres für ihr berühm-
tes keramisches Museum
mehrere Stücke erwor-
ben hat, darunter die
auf S. 88 abgebildeten.

Die Schriftlcitung.

(OY. Porzellanvase aus der königl.
Porzellanfabrik in Kopenhagen;

von V. Engelhardt.
Granes Eraguele unter Glasur.
(Halbe wirk!. Gr.)

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