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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die dekorative Malerei der Renaissance am bayerischen Hofe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0185

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Die dekorative Malerei der Renaissance am Bayerischen £jofc.

26[. Deckenmalerei nach Lustris (Figuren von jdonzano) im Lhronsaal des Schlosses Trausnih.

Eindringen der neuen Formen an, die seit dem Ende
des (5. Jahrhunderts in verschiedenster Weise durch
den Buchdruck bekannt wurden, sich aber nur sehr,
sehr langsant einbürgerten. Es war eben importierte
Art, der gegenüber die hergebrachte zäh Stand hielt.
Ingolstadt wird in dieser Beziehung als wesentlicher
Ausgangspunkt genannt. Bon einem förmlichen
herrschen der neuen Stilformen ist in Altbayern
jedoch bis nahe ait das Ende des ersten Drittels des
s6. Jahrhunderts nicht die Rede, wiegen doch in der
Architektur durchweg gotische Einflüsse bis (5^0 ganz
entschieden vor. Das ornamentale Detail geht der
Aenntnis großer architektonischer Motive und deren
plastischer Anwendung voraus, obschon die malerische
Anwendung derselben schon länger int Schwange
war. Polbein z. B. verwandte große Architektur-
Motive bei Fassadenmalereien lang ehe sich gleiche
Formen in der wirklichen Architektur einbürgerten.
Die Belebung der Fläche im malerischen Sinne geht
also der plastischen Formenveränderung voran. In
Altbayern gelangten jene Meister, die den neuen Stil
ganz erfassen, in ihrer Art deutsch weiter bilden und
ihn so zum Landesprodukt machen, die Bocksberger,

Ehr. Schwarz, pans von Achen erst nach der Dutte
des (6. Jahrhunderts zu voller Entfaltung, zu durch-
greifendem Einflüsse.

Als erstes Beispiel, für Alt-Bayern ganz vereinzelt
in seiner Art dastehend, früh hinsichtlich der Entstehung,
führt der Autor die in völlig italienischer Weise und
von italienischen Bauleuten aus Mantua erbaute
Residenz zu Landshut, begonnen (536 durch
perzog Ludwig, an. Pier liegt der „Import" klar
auf der pand. Das Peranziehen der Parallelen, wie
z. B. des Palazzo del Ts zu Mantua ist bedingt durch
den ganzen Charakter des deutschen Fürstenschlosses,
das mit der Renaissance rein nichts zu thun hat,
wie sie sich später in Deutschland entwickelte. Die
malerische Ausschmückung der Innenräume, der eine
ganz besondere Sorgfalt der Untersuchung zu teil
wird, lehnt sich ebenfalls in ausgiebigster Weise an
italienische Vorbilder an. Italiener besorgten nicht
nur die Fügung des Baues, sie machten ihren Ein-
fluß auch bei den Malereien geltend. Die Erbauer,
Sigmund und Antonelli, waren höchst wahrscheinlich,
wie viele Aünstler seit Alberti, nicht bloß Baumeister,
sondern auch Maler. Der mit ihnen genannte
 
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