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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Gmelin, Leopold: Kunstgewerbliche Streifzüge auf der Pariser Weltausstellung. Eine Nachlese, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0192

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Kunstgewerbliche Streifziige auf der pariser Weltausstellung.

stammten, iit der bei uns sich noch
niemand iin „modernen Stil" ver-
suchte, so war der Gesamtcharakter
all dieser im wahren Sinne
„kunsthandwerklichen" Arbeiten
nichts weniger als modern. Und
das war gut so! Die reizvolle
Erscheinung all dieser Tafel-


Gotik und der Renaissance beruht
viel weniger auf einer blinden
Vorliebe für das Alte an sich, als
vielmehr darauf, daß eben in
diesen Arbeiten das Wesen des
Edelmetalls iit ganz besonders
ehrlicher Weise sich ganz aus-
spricht. Daruin muteten einen z. B.

268—2?p (pariser Ausstellung.) Theeservice in Silber von Christo sie & Lo., Paris.

aufsätze, Ehrenhumpen, Leuchter rc., das prickelnde
Lichtspiel auf deiit sein ciselierten Metall ver-
kündigten wieder laut, daß eilt Werk der Kleinkunst
stilistisch um so vollkommener ist, je aufrichtiger es
die charakteristischen Eigenschaften eines Materials
auch bekennt. Zahlreiche moderne Silbersachen
könnten genau iit gleicher Form in Edelzinn oder
einer anderen AinnlegieruNg gemacht werden, uub
kein Mensch würde denken, daß hier Nachbildungen
von Silberarbeiten vorlägen. Darunt schauen auch
solche Dinge so traurig aus; es ist als fühle sich das
edle Material in Fesseln geschlagen, — es wäre ver-
anlagt, iit fröhlichem Reigeit zu tanzen und muß statt
dessen Lasten schleppen. Die treue Anhänglichkeit der
Münchener Goldschmiedemeister ait die Werke der

die prunkgesäße, die Alex. Schönauer für das
Hamburger Rathaus gefertigt hat, trotz aller naturali-
stischen sOflanzendekoration nichts weniger als „modern"
an, weil ihr Verfertiger bestrebt war, iit der Nach-
bildung der natürlichen Blumen doch zugleich nach Art
der Alteit die prächtigen Eigenschasten des Materials
zur vollen Geltung zu bringen?) Daß die so ge-
arteten Arbeiten - namentlich die der Münchener
(vgl. u. a. l)eft VIII und IX des letzten Iahrggs.) -
bei der jOreisverteilung iticht auf ihre Rechnung ge-
kommen sind, ist bedauerlich, aber schon aus dem
Wesen einer Weltausstellung erklärlich, wo indivi-

st Wir werden in einem der nächsten Ihefte eine Reihe
der Schönauerschen Arbeiten abbilden.
 
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