Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

DOI Artikel:
Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

5(5. Töpfereien von 6ermann Mutz, Altona.

entgegengebracht, »nd des mächtigen Schutzes, den er stets allen
vom Verein ausgehenden Bestrebungen und Veranstaltungen
gewährt hat. Der Wunsch aller sei es daher gewesen, ein
Andenken an den seltenen Jubeltag innerhalb des Vereins zu
stiften. In Verwirklichung dieses Wunsches schuf Maler Btto
Lohr das Glasbild, das alsbald unter einem dreifach begei-
sterten ksoch ans den Regenten enthüllt wurde. Die Frist für
die Herstellung des Bildes war leider zu kurz, um ein fertiges
Merk zu ermöglichen; aber auch in ungebranntem Zustand und
ohne die markige Zeichnung der Bleilinien konnte man er-
kennen, daß das Bild, das in seinem Früh-Renaissance-Lharak-
ter vortrefflich zu dem Raum stimmt, seinen Meister loben
werde (s. Tafel q).

ju Betreff des Glasbildes zur Prinzrcgenten-Feier fei
noch nachgetragen, daß der Wettbewerb um Entwürfe dafür
erst am 2. Februar erlassen werden konnte, daß bis zum Ein-
liefernngstermin — ;5. Februar — s Entwürfe eingelaufen
waren und daß die Preisrichter — Maler H. E. v. Berlepsch,
Prof. K. Hocheder und Prof. Fr. v. Miller — einstimmig
den Entwurf von Btto Lohr als den bestgeeigneten erklärt
haben. Der Preis bestand in der Übertragung der Ausführung.

Die Vereins-Bibliothek ist nunmehr nach Beendigung
des Sturzes und nach Anbringung einiger für den praktischen
Gebrauch wichtigen Änderungen, wieder den Vereinsmitgliedern
zum allgemeinen Gebrauch zugänglich: an den Werktagen
9— \2 und 3—5 Uhr, an den Sonntagen nur vormittags,
außerdem Mittwoch und Freitag Abend 7—9 Uhr.

Wochenversaminkungcn.

«Elfter Abend — den 5. Februar. — Vortrag von Prof.
Vr. Giesen Hagen über „Die Polarität und die Symmetrie-
Verhältnisse des Pflanzenkörpers". Wer als Künstler die Pflanzen-
welt nach ihrer formalen Seite durchforscht, um aus ihr Motive
für fein eigenes Schaffen zu schöpfen, der darf doch, wenn er
anders sich vor Trugschlüssen und sinnwidriger Anwendung

pflanzlicher Formen als Dekoration irgend welcher Art be-
wahren will, nicht unterlassen, den Sinn, die Ursachen der ver-
schiedenen Formen sich klar zu machen. Es war deshalb wohl
angezeigt, im Verein einmal von einem Vertreter der Botanik
die wichtigsten Entwickelungsgesetze der Pflanze klar dargelegt
zu sehen. Der Vortragende behandelte hauptsächlich die Polarität,
d. h. die gesetzmäßige Entwickelung der Pflanze mit einem
ganz bestimmten „Bben" und „Unten", wobei das Licht und
die Schwerkraft die wichtigste Rolle spielen, — und wies nach,
wie auch der symmetrische, bezw. spiralische Aufbau der Pflanze
auf gleiche oder ähnliche Ursachen zurückgeht. Das Bben und
Unten einer Pflanze, das schon im Samenkeim vorgezeichnet ist,
kann auch nicht durch Drehung des Keimes oder der Sprossen
vertauscht werden. Die ganze Entwickelung einer Pflanze ist
schon in deren ersten Sprossen vorbereitet, so die bestimmte An-
ordnung der Blätter und der Zweige. Die Blätter wechseln
ihre Gestalt, je nachdem sie mehr zur Aufsaugung des Lichts
oder zur Abgabe von Wasserdampf, zum raschen Trocknen nach
dein Regen, zur Ableitung des Regenwassers gegen den Stamm
hin oder von ihm weg dienen müssen. Das Blatt ist ein
Brgan zur Verarbeitung der Stoffe; nin feilte Aufgabe erfüllen
zu können, bedarf es einer gewissen, durch die Blattnerven
geschaffenen Festigkeit, einer günstigen Stellung zum Licht u. s. w.
Die letztere Forderung ist die Entstehungsursache für zahlreiche
Blattrosetten, bei welchen immer möglichst große Blatteile dem
Lichte zugekehrt erscheinen, und für das sog. Blattinosaik, womit
man jene Blattanordnung bezeichnet, bei welcher viele (größere
und kleinere) Blätter möglichst raumfüllend nebeneinander stehen,
ohne sich gegenseitig zu beschatten. Die Blüte selbst ist ein
umgewandelter Sproß; der Kelch dient der sich entwickelnden
Blüte zum Schutz, die Blüteublätter sind wiederum eine Schutz-
hülle für die Befruchtungsorgane und sind häufig mit Rücksicht
auf die Thätigkeit der letzteren durch Farben- und Formen-
schönheit zum Anlockungsmittel für Insekten gestempelt, welche
bei ihren Blumenbesuchen den Blütenstaub einer Blüte ab-
streifen und in andere Blüten übertragen, wodurch die Be-
fruchtung eiutritt. — In den begleitenden Lichtbildern und in
zahlreichen Präparaten führte der Vortragende eine Reihe solcher
 
Annotationen