Gewerbliche Erziehung.
441. Tischläufer (Seidenstickerei auf weißem Leinen, gelb und
grün; Staubfäden hellviolett), entworfen und ansgeführt von
Frau Jung-Deutsch, Winterthur.— Schule Dasio, München.
(V6 der wirkt. Gr.)
daß Staatsgewerbe- und Industrieschulen einen größeren
Prozentsatz ihrer Schüler der höheren als der initt
leren Technik zu führen, daß selbst Auustgewerbe
schulen fast niehr Aünstler als Kunstgewerbler er
ziehen.
Vor allein können wir eines stets bemerken:
Jede Schule, welche zwei Aufgaben 511 erfüllen hat:
a) Vorbereitungsschule für einen höheren technischen
Beruf zu sein; b) abschließende Schule für einen
unteren oder mittleren Berus, wird fast immer nur
der ersten Ausgabe gerecht. Auch ein Zweites können
wir beobachten: Jede Schule, in welche der praktische
Unterricht nicht mindestens mit dem gleichen Stunden-
ausmaß bedacht ist wie der theoretische und all-
gemeine, führt dem praktischen Betrieb mir eine sehr
geringe Anzahl von Elementen zu. And wenn
wirklich in beiden Fällen die Schule auch dem
niedrigeren Ziele dient und Leute heranbildet, die
sich dem rein praktischen Betriebe zuwenden, so wird
man zumeist finden, daß es sich um minder leistungs-
fähige Elemente handelt. Einem solchen Abelstande
können wir dadurch entgegentreten, daß wir in unfern
Organisationen als vierten Grundsatz berücksichtigen:
Jede Anstalt für gewerbliche Erziehung
muß so eingerichtet sein, daß sie den Tüch-
tigen wenigstens nicht von selbst über seinen
Beruf hinaustreibt.
So muß z. B. in einer wichtigen, in Deutsch-
land sehr verbreiteten Schulgattung, der ksandwerker-
schule, schon vom Eintritt des Schülers an bei der
Ausführung der zeichnerischen Arbeiten ein grund-
sätzlicher Unterschied gemacht werden, ob der Schüler
zum ausübenden kfandwerk sich ausbildet, oder zum
Bau-, Möbel oder Maschinenzeichner. Will eine
ksandwerkerschule das fein, was sie sich nennt, und
doch auch für höhere Aufgaben vorbereiten, so muß
sie von vornherein mit zwei getrennten Programmen
arbeiten. Es hat mich immer eigentümlich berührt,
wenn ich beim Eintritte in den Lehrsaal einer solchen
Schule zahlreiche eigentliche Handwerker mit ihren
schwieligen lsänden an Arbeiten beschäftigt sah, von
denen ich mir sagen mußte, daß dieses einzige Blatt
ihnen die halbe Unterrichtszeit des ganzen Semesters
koste, und leider habe ich an vielen Schulen an
Schreiner- und Schlosser , Bauhandwerker- und Ma-
schinenzeichenklassen wiederholt solche Beobachtungen
machen müssen. Noch größer wird die Gefahr,
wenn solche pandwerkerschulen zugleich auch Aunst-
gewerbeschulen sein wollen und nun Gewerbetreibende,
mittlere Techniker, Aunstgewerbler und Aünstler her
anbilden.
In allen Schulen, welche dem niederen und
mittleren Berufe dienen sollen, muß mit Rücksicht
auf unfern Grundsatz auch darauf geachtet werden,
wie weit die Schule die Freude an der praktischen
Bethätigung fördert oder hindert. Sobald einmal
die Lust zu theoretischen Erwägungen durch den
Unterrichtsbetrieb die angeborenen praktischen An-
lagen überwuchert hat, ist es verlorene Liebesmühe,
gerade den begabten Schüler der praktischen Berufs-
ausübung erhalten zu wollen. Es sind eben zwei
ganz entgegengesetzte Begabungen: jene, die einem
Maxwell, und jene, die einem Edison die Wege
442. Kreuzstichdecke (grün und helloiolett), entworfen von ksildur
kfeß, Aarlsruhe. — Sdjule Dasio, München. (‘/6 d. w. Gr.)
270
441. Tischläufer (Seidenstickerei auf weißem Leinen, gelb und
grün; Staubfäden hellviolett), entworfen und ansgeführt von
Frau Jung-Deutsch, Winterthur.— Schule Dasio, München.
(V6 der wirkt. Gr.)
daß Staatsgewerbe- und Industrieschulen einen größeren
Prozentsatz ihrer Schüler der höheren als der initt
leren Technik zu führen, daß selbst Auustgewerbe
schulen fast niehr Aünstler als Kunstgewerbler er
ziehen.
Vor allein können wir eines stets bemerken:
Jede Schule, welche zwei Aufgaben 511 erfüllen hat:
a) Vorbereitungsschule für einen höheren technischen
Beruf zu sein; b) abschließende Schule für einen
unteren oder mittleren Berus, wird fast immer nur
der ersten Ausgabe gerecht. Auch ein Zweites können
wir beobachten: Jede Schule, in welche der praktische
Unterricht nicht mindestens mit dem gleichen Stunden-
ausmaß bedacht ist wie der theoretische und all-
gemeine, führt dem praktischen Betrieb mir eine sehr
geringe Anzahl von Elementen zu. And wenn
wirklich in beiden Fällen die Schule auch dem
niedrigeren Ziele dient und Leute heranbildet, die
sich dem rein praktischen Betriebe zuwenden, so wird
man zumeist finden, daß es sich um minder leistungs-
fähige Elemente handelt. Einem solchen Abelstande
können wir dadurch entgegentreten, daß wir in unfern
Organisationen als vierten Grundsatz berücksichtigen:
Jede Anstalt für gewerbliche Erziehung
muß so eingerichtet sein, daß sie den Tüch-
tigen wenigstens nicht von selbst über seinen
Beruf hinaustreibt.
So muß z. B. in einer wichtigen, in Deutsch-
land sehr verbreiteten Schulgattung, der ksandwerker-
schule, schon vom Eintritt des Schülers an bei der
Ausführung der zeichnerischen Arbeiten ein grund-
sätzlicher Unterschied gemacht werden, ob der Schüler
zum ausübenden kfandwerk sich ausbildet, oder zum
Bau-, Möbel oder Maschinenzeichner. Will eine
ksandwerkerschule das fein, was sie sich nennt, und
doch auch für höhere Aufgaben vorbereiten, so muß
sie von vornherein mit zwei getrennten Programmen
arbeiten. Es hat mich immer eigentümlich berührt,
wenn ich beim Eintritte in den Lehrsaal einer solchen
Schule zahlreiche eigentliche Handwerker mit ihren
schwieligen lsänden an Arbeiten beschäftigt sah, von
denen ich mir sagen mußte, daß dieses einzige Blatt
ihnen die halbe Unterrichtszeit des ganzen Semesters
koste, und leider habe ich an vielen Schulen an
Schreiner- und Schlosser , Bauhandwerker- und Ma-
schinenzeichenklassen wiederholt solche Beobachtungen
machen müssen. Noch größer wird die Gefahr,
wenn solche pandwerkerschulen zugleich auch Aunst-
gewerbeschulen sein wollen und nun Gewerbetreibende,
mittlere Techniker, Aunstgewerbler und Aünstler her
anbilden.
In allen Schulen, welche dem niederen und
mittleren Berufe dienen sollen, muß mit Rücksicht
auf unfern Grundsatz auch darauf geachtet werden,
wie weit die Schule die Freude an der praktischen
Bethätigung fördert oder hindert. Sobald einmal
die Lust zu theoretischen Erwägungen durch den
Unterrichtsbetrieb die angeborenen praktischen An-
lagen überwuchert hat, ist es verlorene Liebesmühe,
gerade den begabten Schüler der praktischen Berufs-
ausübung erhalten zu wollen. Es sind eben zwei
ganz entgegengesetzte Begabungen: jene, die einem
Maxwell, und jene, die einem Edison die Wege
442. Kreuzstichdecke (grün und helloiolett), entworfen von ksildur
kfeß, Aarlsruhe. — Sdjule Dasio, München. (‘/6 d. w. Gr.)
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