Joseph Schmitz,
macht, daß sie nur in Nürnberg ihre volle ästhetische
Daseinsberechtigung hat, da sie gerade aus diese,n
reichen künstlerischen Nährboden ihre Formbedingungen
entwickelt. Und dieser Umstand ist es, der uns im
Verein mit den, früher Gesagten dieses Werk als die
künstlerisch reifste und bedeutendste Schöpfung des
Meisters erscheinen läßt.
Der Künstler, der heute die mittelalterliche
Formenwelt zu seinem künstlerischen Ausdruck wählt,
steht für die Mehrzahl der Zeitgenossen außerhalb
des aktuellen Interesses, da er abseits der bsaupt-
strömung und ihrer Wirbel eine anspruchslose Thätig-
keit pflegt. Er ist anscheinend vom raschen Wechsel,
der sich in der Reproduktion historischer Stile von
der Renaissance bis zum Kaiserreich in, Saufe weniger
Jahrzehnte vor unseren Augen vollzogen hat, un-
berührt geblieben. Und doch inüssen wir bei ge-
nauerem Zusehen bekennen, daß den wahren Künstlern
dieser historischen Richtung die Eigenart gerade der
hervorragendsten jener Männer, die da in neue
Bahnen eingelenkt haben, nicht mangelt. Auch für
sie haben die künstlerischen Bestrebungen der letzten
Jahrzehnte nicht vergeblich hin- und hergewogt, und
das verfeinerte ästhetische Empflnden für Wesen und
Erscheinungsform, dann aber auch für das persön-
liche Element in der Kunst, dieser zweifellos gesunde
Kern des architektonischen Ringens unserer Zeit,
offenbart sich in Schmitz' Werken in einer von der
hohen Begabung des Meisters zeugenden Weise.
Das Bestreben, das innerste Wesen historischer Bau-
stile zu erfassen und aus diesen, heraus zu gestalten,
58p Entwurf zu einer romanischen Aanzel für die «loster-
kirche der Töchter vom hl. Erlöser in Würzburg; von Joseph
Schmitz, Nürnberg.
580. Aus der neuen Peterskirche in Nürnberg;
von Joseph Schmitz, Nürnberg.
ist eine Errungenschaft der neuesten Zeit, ist „mo-
dern" und wahrlich ein gewaltiger Fortschritt, den
wir in seinen Anfängen den Wiederherstellungs-
arbeiten an unseren großen Domen verdanken. Auch
in früherer Zeit wäre dazu Gelegenheit gewesen,
und was waren die Resultate! Wir gedenken der
Neumann- und Dienzenhoferschen Wiederherstellungs-
arbeiten an den Domen zu Speyer und Ban,berg
und gerade in Nürnberg der Thätigkeit bjeideloffs;
es wäre eine interessante Aufgabe, diesen Vergleich
auszudehnen und eingehend durchzuführen. Wer
könnte dabei übersehen, daß die Fähigkeit, in Bau-
stilen vergangener Zeiten zu arbeiten, notwendig ihre
Entwickelung wie jede selbständige Kunstthätigkeit
haben muß, und daß jene Männer hier nur Mark-
steine iu dieser Entwickelungsgeschichte bedeuten.
Inwieweit heute gerade auf dem Gebiete der
christlichen Baukunst mittelalterliche Formen hervor-
ragende Berechtigung haben, ist eine schon ange-
schnittene Frage, deren Betrachtung sehr zeitgemäß
und von größter Bedeutung ist, uns hier aber von
unserem Zwecke zu weit ablenken möchte.
macht, daß sie nur in Nürnberg ihre volle ästhetische
Daseinsberechtigung hat, da sie gerade aus diese,n
reichen künstlerischen Nährboden ihre Formbedingungen
entwickelt. Und dieser Umstand ist es, der uns im
Verein mit den, früher Gesagten dieses Werk als die
künstlerisch reifste und bedeutendste Schöpfung des
Meisters erscheinen läßt.
Der Künstler, der heute die mittelalterliche
Formenwelt zu seinem künstlerischen Ausdruck wählt,
steht für die Mehrzahl der Zeitgenossen außerhalb
des aktuellen Interesses, da er abseits der bsaupt-
strömung und ihrer Wirbel eine anspruchslose Thätig-
keit pflegt. Er ist anscheinend vom raschen Wechsel,
der sich in der Reproduktion historischer Stile von
der Renaissance bis zum Kaiserreich in, Saufe weniger
Jahrzehnte vor unseren Augen vollzogen hat, un-
berührt geblieben. Und doch inüssen wir bei ge-
nauerem Zusehen bekennen, daß den wahren Künstlern
dieser historischen Richtung die Eigenart gerade der
hervorragendsten jener Männer, die da in neue
Bahnen eingelenkt haben, nicht mangelt. Auch für
sie haben die künstlerischen Bestrebungen der letzten
Jahrzehnte nicht vergeblich hin- und hergewogt, und
das verfeinerte ästhetische Empflnden für Wesen und
Erscheinungsform, dann aber auch für das persön-
liche Element in der Kunst, dieser zweifellos gesunde
Kern des architektonischen Ringens unserer Zeit,
offenbart sich in Schmitz' Werken in einer von der
hohen Begabung des Meisters zeugenden Weise.
Das Bestreben, das innerste Wesen historischer Bau-
stile zu erfassen und aus diesen, heraus zu gestalten,
58p Entwurf zu einer romanischen Aanzel für die «loster-
kirche der Töchter vom hl. Erlöser in Würzburg; von Joseph
Schmitz, Nürnberg.
580. Aus der neuen Peterskirche in Nürnberg;
von Joseph Schmitz, Nürnberg.
ist eine Errungenschaft der neuesten Zeit, ist „mo-
dern" und wahrlich ein gewaltiger Fortschritt, den
wir in seinen Anfängen den Wiederherstellungs-
arbeiten an unseren großen Domen verdanken. Auch
in früherer Zeit wäre dazu Gelegenheit gewesen,
und was waren die Resultate! Wir gedenken der
Neumann- und Dienzenhoferschen Wiederherstellungs-
arbeiten an den Domen zu Speyer und Ban,berg
und gerade in Nürnberg der Thätigkeit bjeideloffs;
es wäre eine interessante Aufgabe, diesen Vergleich
auszudehnen und eingehend durchzuführen. Wer
könnte dabei übersehen, daß die Fähigkeit, in Bau-
stilen vergangener Zeiten zu arbeiten, notwendig ihre
Entwickelung wie jede selbständige Kunstthätigkeit
haben muß, und daß jene Männer hier nur Mark-
steine iu dieser Entwickelungsgeschichte bedeuten.
Inwieweit heute gerade auf dem Gebiete der
christlichen Baukunst mittelalterliche Formen hervor-
ragende Berechtigung haben, ist eine schon ange-
schnittene Frage, deren Betrachtung sehr zeitgemäß
und von größter Bedeutung ist, uns hier aber von
unserem Zwecke zu weit ablenken möchte.