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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Lasser, Moritz Otto von: Joseph Huber-Feldkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0014

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Joseph huber-Feldkirch.

3. Studie zu der Ausmalung der Kuppel des östlichen Friedhofs in
München; von Joseph h u b er-Feldkirch, München.

der Tat, ich brauche allein von Julius Diez zu reden,
um meine letzte Behauptung glänzend zu illustrieren.
Oder, wie es in meiner heutigen Arbeit geschehen
soll, det» Wirken eines anderen, monumentale Größe
erstrebenden Malers nachzugehen: Joseph puber-
leid kirch.

Wer die Werke eines Künstlers, wie es dieser
ist, mit erklärenden Worten versieht, dars sich wohl
des Interesses der Leser versichert halten. Wir holen
deshalb auch nicht zu weit aus, wenn wir einer
näheren Besprechung einige biographische Daten
voranschicken.

Joseph puber wurde s858 zu Feldkirch, Vorarl-
berg, geboren. Zuerst bei Waler Plattner, Inns-
bruck, empfängt er künstlerischen Unterricht, später
studiert er an der Münchener Akademie der bildenden
Künste, die er ganz absolviert. In Paris lernte er
die Lehrtätigkeit und die Art der Franzosen kennen,
und er mag auch sonst manche Anregung in der
Seinestadt empfangen haben. — Qod} mehr als
diese flüchtigen Notizen des äußeren Lebensweges
interessieren bei Puber-Feldkirch jene Angaben, die

einem gestatten, sich ein Bild vön dem
inneren Menschen zu machen. — Joseph
Puder gehört einer kräftigen deutschen
Rasse air, und Kern steckt deshalb in
ihin und seinen Arbeiten. Obgleich
Österreicher, blieb ihm der österreichische
leichte Sinn, blieb ihn: fremd, dem
Schweren aus dem Wege zu gehen.
Seine Aufsätze zeigen ihn als einen sehr
erwägenden, ernst denkenden und von
der Heiligkeit der Kunst durchdrungenen
Ästhetiker, seine Bilder spiegeln eine
kraftvolle Künstlerseele wider, es er-
mangelt ihnen nicht der Zug, sogar ein
leidenschaftlicher, und sie offenbaren eine
breite Fülle von Begabung, deren letzter
Schmuck nicht eine gewisse Keckheit ist.

Wir fiel soeben ein Entwurf von
seiner Hand ein, als Ausmalung des
Saales eines öffentlichen Gebäudes ge-
dacht, der in wahrhaft großartiger,
epischer Weise die Schicksale des deut-
schen Volkes am Beschauer vorbeiziehen
läßt. Die hier veröffentlichten Arbeiten,
die bei der Konkurrenz für die Kuppel-
bemalung des neuen östlichen Friedhofs
zu München eingcreicht und mit dem
2. Preise ausgezeichnet wurden, sind ein
anderer Beweis von des Malers unge-
wöhnlicher Begabung. Nirgends kon-
ventionelle Langweile, der von Genera-
tionen her beliebte Aufbau, dagegen ein souveraines
Schalten und Walten mit Figuren, Gewändern,
stürmische Bewegung, hoheitsvolle Ruhe umreißenden
Linien, wirkungsvollen Silhouetten, Goldgrund und
farbigen Werten. Aber die im genialen Wurf ge-
brachte Anordnung der Hauptmassen möchte ich gar
keine Worte verlieren —• sie gewinnt den Beschauer
sofort — die reiche Phantasie, Erfindungsgabe, die
dekorativen, malerischen und stilistischen Qualitäten
der Geinälde seien aber wenigstens gestreift. Eine
Hand, die aus dein Vollen schöpft, eine reiche Hand
hat diese Entwürfe hingeschrieben (Abb. 3—5).

Bekannter, sogar sehr bekannt — schmücken sie
doch die Fassade der königlichen Residenz hier —sind
die schönen, kraftvollen, die stilistische Note glücklich
betonenden Malereien, ornamentalen Umrahmungen,
die die an sich sehr einfache Architektur des Gebäudes
zu einer sehr schmuckvollen, ja reichen machen. Uns
vermochte auch niemand die Freude an diesen
Schöpfungen durch den Einwand zu trüben, eine
solche Architektur vortäuschende Bemalung passe
nicht mehr in unsere Zeit. Jedenfalls hat sie der

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