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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Lasser, Moritz Otto von: Joseph Huber-Feldkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0016

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Joseph ksiiber-steldkirch.

Aünstler ganz im Stile der früheren Epoche erledigt,
und ist damit seiner Aufgabe vollkommen gerecht
geworden. Im übrigen tragen solche Vorwürfe
allzusehr die Gehässigkeit der Farbe gegenüber zur
Schau, als daß man sie in Wahrheit ernst nimmt.
Wir wenigstens wünschen uns oft sehnlich in jene
Zeiten zurückversetzt, wo München uoch farbige
Fassaden, bunte Trachten, Freude auch an der äußeren
malerischen Seite des Lebens aufwies (Abb. 6—9).

Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit den
Glasgemälden Pubers-Feldkirch zu (Abb. jOff.). Speziell
dem bunten Glase und dem Mosaik gilt ja in erster
Linie seine Tätigkeit, gelten seine Studien; hier prüft
er die Haltbarkeit der Farben, legt er den Unterschied

6. Fassadenbeinaluug an der kgl. Residenz in München.

7. von der Fassadenbenialung der kgl. Residenz in München.

zwischen einstiger Arbeitsweise und unserer heutigen
bloß . . . Joseph Huber sieht mit Recht in dem
Usus, daß gegenwärtig nur die Aartons für Glas-
fenster der Aünstler zeichnet, während die Ausführung
Firmen, d. h. meist ganz minderwertigen Aräften,
überlasten bleibt, den eigentlichen Schaden unserer
Aunstverglasung. Uiit Recht macht er auch geltend,
daß man, mit dieser „Arbeitsteilung" einverstanden,
dann auch ein Mlgemälde ic., von einem Aünstler
entworfen, von einem Geschäft aber ausführen lasten
müsse. <Db es Huber-Feldkirch stets möglich war,
seinen Anschauungen in der Praxis Geltung zu ver-
schaffen, weiß ich nun nicht, aber ich weiß wenigstens
von Glasgemälden, die er nicht nur entworfen,
sondern auch gemalt hat. Ja, ich habe mehr als
eine prächtig flott und groß behandelte Figur von
ihm gesehen, deren eminent malerischer Reiz dem
technischen Geschick des Meisters seine Entstehung
verdankt. Das David-Fenster im Bremer Dom so-
wie die Details des zweiten Fensters daselbst zeigen
die Art, wie er stilistisch mit dem Material umgeht.
Das David-Fenster verrät außerdem noch, wenigstens
zum Teil, wie es um die Palette des Malers bestellt
ist (Tafel f u. 2).

Es ist eigentümlich genug — feine koloristische
Muse tritt in zweierlei Gewandung auf. Vder
weniger umschrieben gesagt: ein Teil seiner Gemälde,
Skizzen, Entwürfe ist in sehr dezenten, man möchte
fast sagen, müden Farben gehalten, die tonige All-
gemeinheit und Ruhe nirgend durch ein allzu leuch-
teudes Detail zerrissen, ein Aufjubeln von Akkorden
vermieden; ein anderer Teil seiner Schöpfungen zeigt
dagegen ein Anschlägen der kräftigsten Farbwerte...
Das glüht, funkelt, erstrahlt in wundersamem Feuer,
mahnt an die Italiener, entzückt durch aparte und
ganz herrlich-volle Töne. Trotzdem nröchte ich
Huber-Feldkirch nicht geradezu einen Aoloristen nennen,
 
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