Ausstellungswesen.
\6. Rartouzeichnung für das Giebelfresko des Landesmuseums in Bregenz; von Jos. ks u b er-Feldkirch, München.
gesagt oft kostspielige) Art von internationalem
Wettbewerb unter kunstbegeisterten oder industrie-
starken Kulturvölkern zu veranstalten. Deutschland
zeigt heute immer weniger Lust und Neigung, an-
deren Staaten auf dieseni Wege im Ausstellungs-
wesen zu folgen. Und mit Recht. Es hat die Er-
fahrung gelehrt, daß derartige praktische Versuche in
ihrer Universalität dein Ausstellungswesen und seinen
Zielen eher schädlich als nützlich sind, weil sie mehr
dem Vergnügen und der Prunksucht Rechnung tragen
als der erzieherischen Idee, die als Hauptzweck einer
Ausstellung den guten Kern für die fortschrittliche
Entwicklung der an der Ausstellung sich beteiligenden
Kunstrichtungen und Industrien bildet. Es ist des-
halb nur zu begrüßen, wenn man in Deutschland
dies rechtzeitig einzusehen gelernt hat. Seitdem wir
im Ausstellungswesen das gegenteilige Prinzip
verfolgen und keine Universalausstellungen mehr ab-
halten, sondern Ausstellungen, die sich auf ganz
bestimmte Gebiete erstrecken, können wir sagen,
daß bei uns das Ausstellungswesen in die richtigen
Bahnen geleitet wurde und seinem Endzweck ent-
schieden näher gerückt ist. Welterzieherische Pläne
und Weltverbesserungsideen lassen sich bekanntlich
sehr schwer durchführen. Auch aus künstlerischem
und gewerblichem Gebiet können Weltausstellungen
als Wittel gewählt, um auf Kunst- und Industrie-
zweige verschiedener Länder einzuwirken, einen bleiben-
den Erfolg nicht versprechen. Viel nachhaltiger in
ihrer Wirkung auf das natürliche Fortschreiten und
die Entfaltung schöpferischen Geistes, und auch von
entschieden größerem Einfluß auf Kunst, Industrie
und Technik sind dagegen Ausstellungen, welche die
Erzeugnisse bestimmter Kunst- oder Industriezentren
zur Veranschaulichung bringen. Solche Ausstellungen,
an Grt und Stelle vorgenommen, sind erstens weniger
kostspielig und können auch öfter wiederholt werden.
Wit ihnen verbindet sich aber auch der Vorzug,
daß sie wirklich und im wahren Sinne „modern"
sind, denn sie können weit mehr „Neuheiten" in den
Branchen bringen, die sie ausstellen, als die großen
Weltausstellungen. Es erweist sich deshalb als ein
Fortschritt im Ausstellungswesen und gibt Zeugnis
für bessere Ergründung seines natürlichen Lebens-
und Daseinszweckes, wenn man in Deutschland mehr
und mehr eine dezentralisierende Richtung bei
\6. Rartouzeichnung für das Giebelfresko des Landesmuseums in Bregenz; von Jos. ks u b er-Feldkirch, München.
gesagt oft kostspielige) Art von internationalem
Wettbewerb unter kunstbegeisterten oder industrie-
starken Kulturvölkern zu veranstalten. Deutschland
zeigt heute immer weniger Lust und Neigung, an-
deren Staaten auf dieseni Wege im Ausstellungs-
wesen zu folgen. Und mit Recht. Es hat die Er-
fahrung gelehrt, daß derartige praktische Versuche in
ihrer Universalität dein Ausstellungswesen und seinen
Zielen eher schädlich als nützlich sind, weil sie mehr
dem Vergnügen und der Prunksucht Rechnung tragen
als der erzieherischen Idee, die als Hauptzweck einer
Ausstellung den guten Kern für die fortschrittliche
Entwicklung der an der Ausstellung sich beteiligenden
Kunstrichtungen und Industrien bildet. Es ist des-
halb nur zu begrüßen, wenn man in Deutschland
dies rechtzeitig einzusehen gelernt hat. Seitdem wir
im Ausstellungswesen das gegenteilige Prinzip
verfolgen und keine Universalausstellungen mehr ab-
halten, sondern Ausstellungen, die sich auf ganz
bestimmte Gebiete erstrecken, können wir sagen,
daß bei uns das Ausstellungswesen in die richtigen
Bahnen geleitet wurde und seinem Endzweck ent-
schieden näher gerückt ist. Welterzieherische Pläne
und Weltverbesserungsideen lassen sich bekanntlich
sehr schwer durchführen. Auch aus künstlerischem
und gewerblichem Gebiet können Weltausstellungen
als Wittel gewählt, um auf Kunst- und Industrie-
zweige verschiedener Länder einzuwirken, einen bleiben-
den Erfolg nicht versprechen. Viel nachhaltiger in
ihrer Wirkung auf das natürliche Fortschreiten und
die Entfaltung schöpferischen Geistes, und auch von
entschieden größerem Einfluß auf Kunst, Industrie
und Technik sind dagegen Ausstellungen, welche die
Erzeugnisse bestimmter Kunst- oder Industriezentren
zur Veranschaulichung bringen. Solche Ausstellungen,
an Grt und Stelle vorgenommen, sind erstens weniger
kostspielig und können auch öfter wiederholt werden.
Wit ihnen verbindet sich aber auch der Vorzug,
daß sie wirklich und im wahren Sinne „modern"
sind, denn sie können weit mehr „Neuheiten" in den
Branchen bringen, die sie ausstellen, als die großen
Weltausstellungen. Es erweist sich deshalb als ein
Fortschritt im Ausstellungswesen und gibt Zeugnis
für bessere Ergründung seines natürlichen Lebens-
und Daseinszweckes, wenn man in Deutschland mehr
und mehr eine dezentralisierende Richtung bei