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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Hofmann, Friedrich Hermann: Anton Pruska
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0037

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Anton priisfa.

München angebracht ist. (Abb. 3 s.) Das heral-
dische Schmuckstück entstand im Aufträge von Pro-
fessor Emanuel 5cib 1 und wurde nach einer
Zeichnung von Alois Müller, Agl. Konservator
am Bayer. Nationalmuseum, modelliert. Den Guß
übernahm (896 die Agl. Erzgießerei.

Pier seien auch die beiden Reliefs mit den
Brustbildern der peiligen Wendeln, und Leonhard
angereiht. (Abb. 35 u. 5fl.) Die Tafeln sind für
die Pfeiler einer Einfahrt in Schloß Alingen-
burg in wetterfester, gebrannter Tonerde ausge-
führt ff902). Die Rückseite bildet beidemale eine
Platte mit Blumenvase und Wappen des Bestellers.
(Abb. 55.)

Nebelt diesen Arbeiten voll eigenen künstlerischen
Lebens hat pruskas Meißel vor allem auch auf dem
vielseitigen Gebiet der Architekturplastik größeren
Etiles eine Reihe sehr beachtenswerter Kunstwerke
geschaffen, die trotz ihres engen Anschlusses an die
umschließenden Bauformen ihre selbständige künst-
lerische Individualität nicht zu leugnen vermögen.
Pier ist, möchte man meinen, überhaupt Pruskas
eigenstes Arbeitsfeld. Nach dieser Richtung hin ist
der Aünstler, wie erwähnt, besonders für zwei
neuere Monumentalbauten in München tätig ge-
wesen, für das Aünstlerhaus und das Neue National
mufeum.

An G. v. SeidIs Aünstlerhaus fertigte pruska
(89k in: Aufträge des Architekten vor allem die
große, 5 m hohe Wappengruppe auf der Ostseite,
drei Schilde, von Putten getragen, sowie (899 die
Aartuschen mit verschiedenartigen Emblemen zu
beiden Seiten. (Abb. 56—58.) Diese Arbeiten sind
in wetterfester Tonerde in Mettlach gebrannt, in der
grauen Farbe der Architektur gehalten, leicht mit
Gold gehöht.

Besonders reich aber konnte das Pauptportal des
Neuen Nationalmuseums, das (89^ bis (898 eben-
falls von Gabriel v. Seidl erbaut worden, den
Plänen des Architekten entsprechend mit dekorativer
Plastik ausgestattet werden. Pier schuf pruska zu-
erst (t,893) das große Wappen im Turmgiebel in
Aalkstcin, das eine Breite von über % m in Anspruch
nimmt. (Abb. 59.)

Zwei Jahre später ((899) entstanden dann die
beiden prächtigen Figuren „Krieg" und „Frieden",
auf Löwen reitende Genien mit Emblemen, über
dem portalbau. Zwischen diesen Figuren fand
in erhöhter Nische die Aolossalstatue des Aönigs
Maximilian II. Aufstellung, des Begründers des
Bayerischen Nationalmuseums (Abb. ^0—-^2); leider
verunglückte beim Guß des großen Rumpfstückes ■—
die Figur ist ca. 3 m hoch — die Form, so daß

sich die Perstellung einer neuen notwendig machte.
Schließlich wurde zu Füßen des Aönigs noch eine
von zwei fischgeschwänzten, wilden Männern ge-
haltene Schrifttafel angebracht mit der Aufschrift:
MAXIMILIAN II. (Abb. §5.)

Wie selten an einem neueren Gebäude einen
sich an dem Portalbau des Bayerischen National-
museums diese plastischen Arbeiten mit der Architektur
zu harmonischem Gesamtbild, das in seinem ein-
heitlichen Guß und seiner schlagenden monumentalen
Wirkung bei aller virtuosen Ausbildung des Details
an die besten Werke der kunstgewaltigen, warm-
blütigen Barockmeister erinnert. (Man vergleiche
darüber unsere Tafel ( im Iahrg. (90(.)

Bon den neuesten Werken pruskas mag hier
noch die Gedenktafel an der Agl. Industrieschule in
Nürnberg ausdrücklich hervorgehoben werden, eine
Inschriftplatte mit dem Medaillonbildnis Sr. Agl.
poheit des Prinzregenten, das von zwei geflügelten

Putten getragen wird. (Abb. ^.)

* *

Überblicken wir die reiche Fülle dieser Arbeiten,
so fällt uns vor allem eine seltene Bielseitigkeit in
Borwürfen, Material und Technik in die Augen.
Die vollständige Rundflgur, die mehr dekorative
Architekturplastik größeren Stiles, die zierliche Alein-
arbeit mehr kunstgewerblicher Art, alles ist fast
gleichmäßig vertreten. Airchliche und profane Aunst
gehen pand in pand. Auch nach dieser Richtung
wird man wieder an manche der vielgewandten
und so überaus fruchtbaren Barockplastiker erinnert,
insonderheit ein wenig an Andreas Schlüter, von
dem der alte Berliner Aunstkritiker Nicolai erzählt,
daß er außer den beiden Standbildern des Großen
Aurfürsten in Königsberg und Berlin „wohl noch
zu achtzig Statuen die Modelle ge,nacht, die vielen
Modelle zu halberhabenen Arbeiten, Zieraten, Tro-
phäen, Decken, Tür- und Aaminstücken ungerechnet;
und daß er, als ein sehr dienstfertiger Mann, beständig
für andere Aünstler, als Bildhauer, Goldschmiede,
ja für Teppichwirker, Tischler u. dgl. Erfindungen,
Zeichnungen und Modelle geinacht".

Ein gemeinsamer Zug aber geht durch all diese
Schöpfungen, so bunt und verschiedenartig sie in,
einzelnen auch in ihren künstlerischen Ausdrucks-
mitteln fein inögen.

Überall tritt uns bereits ein fertiger, in sich
abgeschlossener Aünstler entgegen. Aein Ringen mehr
und Suchen und Tasten, schroff und abstoßend und
doch unwiderstehlich anziehend zugleich, wie es gerade
jetzt wieder manche der kämpfenden Aünstler in ihren
Schöpfungen zeigen. Pier ist alles abgeglichene
Ruhe, voll inneren Wohllauts und feiner parmonie.

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