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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Hofmann, Friedrich Hermann: Anton Pruska
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0040

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Anton prusfa.

Strömungen, in die das ge-
samte künstlerische Denken und
Wollen in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts hinein-
gerissen worden war. Auch
pruska ist ein Rind seiner Zeit.

Was Wunder, daß es
infolgedessen, um ein mo-
dernes Schlagwort zu ge-
brauchen, im ganzen retro-
spektive Kunst ist, die er
uns bietet. Reminiszenzen an
deutsche und italienische Vor-
bilder drängen sich allent-
halben auf.

Da ist R i e m enschnei-
6er, der uns einfällt, wenn
wir den Aruzifixus und vor
allem die beiden schwebenden
Gngelchen betrachten. Da
tritt uns bald Schlüter,
bald Peter Vischer entgegen.
Oder die Bildnerkraft eines
Peter Candid offenbart sich
uns, wenn wir die Madonna
vom Grabdenkmal der Fa-
milie Büchner betrachten. An
den Gichstätter Renaissance-
Bildhauer £oy Hering er-
innert anderes, z. B. das

3(. AaifevEmblem in der Schackschen Gemäldegalerie in München;
nach Zeichnung von Alois Müller.

Relief im Liebighaus. Die thronende Madonna vollends
wirkt wie ein plastisch gewordenes Bild eines oberitalienischen
Cinquecentisten.

Aber wer möchte deswegen kleinlich nörgeln? Ist ja
nichts sklavisch kopiert, nichts ohne ästhetische Kritik und künst-
lerische Würdigung herübergenommen — nichts, das auch nur
den Gedanken eines Plagiats aufkommen lassen könnte. Aberall
pulst eigenes lebfrisches Blut, ungeheuchelte Gegenwartsfreude.
Und es muß doch schließlich auch ins Programm des schaffenden
Künstlers gehören, dankbar und treu das zu hegen, was seine
Künstlerahnen erstrebt und erkämpft, die Inhaltswerte und den
Formenreichtum vergangener Kunstperioden in sich aufzunehmen
und neu wieder zu beleben, eingedenk der Worte Goethes:

Ein CZuidam sagt: „Ich bin von keiner Schule;

Aein Meister lebt, mit dem ich buhle;

Auch bin ich weit davon entfernt,

Daß ich von Toten was gelernt."

Das heißt, wenn ich ihn recht verstand:

„Ich bin ein Narr auf eigne tsand."

32. Balkenträger im lsaus Liebig in Frankfurt a. M.

Uunst untt Handwerk 55. 3a[jrg. Heft H.

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