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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0078

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Architektur und Aunstgewerbe auf der Weltausstellung in 5t. Louis.

3 Aaskaden
H Teich.

2

^ 5 Das Deutsche Haus,

j 6 Bildende A miste.

7 Unterrichtswesen. > 9 Maschinenwesen. ^ Aunstgewerbe.

8 Elektrizität. i ^0 Verkehrswesen. > \2 Manufaktur.

^3 Freie Aüiiste (Buch-
gewerbe, Photographie,
Instrumente aller Art,
cheni. Gewerbe, ssapier-
fabrikation, ssläne rc.)

\<\t Bergbau und Hütten-
wesen.

J5 Musterstadt.

\6 Amerika«. Regierungs-
gebäude.

H7 Amerikan. Staaten-
gebäude.

!(8 Forstwirtschaft.

Landwirtschaft.

20 Gartenbau.

2\ The Pike — verschied.
Schaustellungen.

22 Bersch. Staatsgebäude.

23 „Jerusalem".

2<\ Philippinen.

Die deutschen Gruppen
sind durch schwarze Flecken
gekennzeichnet: ■.

X Haupteingang.

2 Nebeneingänge.

\\2. platt der Weltausstellung tu St. Louis; Architekt L. kjarward Walker, St. Louis.

mittelbar hinter uns Liegende umfassend zu würdi-
gen. Dazu kommt noch das Ungewohnte der Schreib-
feder, welche der Architekt von Rechts wegen nur in
der wirklichen Not mit der Zeichenfeder vertauschen
sollte. Jede Halbheit ist vom Übel.

Es war richtig, eine gute Beteiligung Deutsch-
lands herbeizuführen, wenn überhaupt ausgestellt
werden sollte. Der Eindruck, den die deutsche
Arbeit aus jeden Besucher macht, ist nach ein-
mütigem und ungeschminktem Urteil ein vortrefflicher.
Allenthalben, wo sich Deutschland im Ausstellungs-
gebiet niedergelassen hat, herrscht planvolle Alar-
heit und Übersicht, wohltuende Ordnung und Ge-
diegenheit.

Ich kann nicht wohl auf das besondere Ge-
biet meiner Besprechung eingeheu, ohne zuvor noch
inanches von den allgemeinen Eindrücken zu schildern,
welche ich von der architektonischen Gesamtleistung
der Ausstellungsarchitektur empfangen habe. Auch
wird die amerikanische Architektur dabei im Streif-
licht beleuchtet werden müssen.

Der erste Eindruck, den die Ausstellung mit
ihren improvisierten Uolossalbauten hervorbringt, ist
mächtig. Die römische Antike in französisch-italieni-
scher Empfindung mußte auch hier wieder ihre
Formen und Ukotive dazu hergeben, um diese ge-

waltigen holzhallen zu ummanteln, ganz unbeküm-
mert um den inner» Zweck. Nach den Vorgängen
von Chicago und Buffalo war es nicht anders zu
erwarten.

Noch begreiflicher erscheint dies Vorgehen, wenn
man den gegenwärtigen Stand der amerikanischen
Architektur zugleich in Betracht zieht.

Amerika steht zurzeit noch fast ausschließlich
unter dem Bann der französischen Schule, welche ja
mit bekannter Zähigkeit an ihren altett Idealen fest-
hält und der Versteinerung nahegekommen ist.

Es wird kaum einen amerikanischen Architekten
von größerem Eiitfiuß geben, der nicht die Ecole
des beaux-arts besucht hat, und selbstverständlich sind
auch fast alle Leiter amerikanischer Architekturschulen
tüchtige französische Aünstler der strengen Richtung.
Ein Blick in den Aomponiersaal zeigt uns Schüler-
arbeiten von einem Geist getragen, wie er sich in
den früher so beliebten Intimklub-Veröffentlichungen
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
offenbart.

Der englische Einsiuß auf dem monumentalen
Baugebiet ist weit geringer. Zwar lassen das Ein-
familienhaus und auch das städtische Rkiethaus den
starken Zusammenhang zwischen englischer und
amerikanischer Lebensweise und Lebensauffassung

SJ
 
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