Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

DOI article:
Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0082

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Architektur und Aunstgewerbe auf der Weltausstellung in 2t. Louis.

stellung von übergroßen Ab-
messungen hätte auftreten können.

Und von diesen Dingen gibt
es aus dem Ausstellungsplatz
gerade genug.

In den „Tiroler Alpen"
sind verschiedene Zwecke in einer
originellen Weise miteinander
verbunden. Um einen großen
Wirtschaftsgarten reihen sich die
Bauwerke des Dorfes vom ein-
fachen Bauernhaus bis zum
Schloß. Dahinter erhebt sich
die Bergwelt mit den beschneiten'

Gipfeln. Wer dieser Szenerie
morgens einen Besuch machte,
war überrascht von der land-
schaftlichen Wirkung. Durch
Grotten gelangt inan zu aller-
hand Sehenswürdigkeiten, wie
auch zu den: großen Restaura-
tionssaal mit reicher Ausstattung.

Die ganze Anlage ist ein Werk
der Weltfirma Boswau ch Knauer
in Berlin, welche auch die Aus-
führung des Deutschen pauses
übernommen hatte. <£s scheint
für diese Firma tatsächlich keine
Hindernisse zu geben; sie macht
alles! Bringt sie es doch auch
fertig, einen wirklichen Monu-
mentalbau in der halben Zeit
zu errichten, zu welcher ein ge-
wöhnlicher sterblicher Architekt
ihn zu bauen imstande ist!

Den Tiroler Alpen schließt
sich das Irische Restaurations-
gebäude an. Pier beginnt die „Pike", ein das Aus-
stellungsgelände östlich begrenzender Streifen Landes.
Alle erdenklichen Schaustücke, »the great attractions«,
sind dort zu beiden Seiten der Ruttelstraße anein-
ander gereiht.

Bon besonderem Effekt ist die Pauptarchitektur
der Weltausstellung in ihrer festlichen Nachtbeleuch-
tung. Diese Wirkungen sind so stark, daß man zu
der Annahme verleitet werden könnte, das ganze
Bauwesen wäre in seiner Außenseite hauptsächlich
hieraufhin entworfen. Millionen von elektrischen
Glühlampen — Bogenlicht ist vollkommen ausge-
schlossen — umsäumen gleich goldenen perlschnüren

i) Da die Abb. ;>6—;32 sämtlich Einzelheiten der Welt-
ausstellung in St. Louis vorführen, so bleibt der kfiuweis auf
die Ausstellung weg.

U6.1) Adler, nach Atodell von August Gaul, Berlin, in Durano-Bronze geschmiedet
in den Werkstätten der Gebr. Armbrüster, Frankfurt a. AI. (Größe: 2,;om.)

die wichtigen Linien der Architektur. In dieser Fülle
auftretend, wird die Edison-Lampe wohl durch nichts
anderes ersetzt, da offen brennende Lichter unmöglich
sind. Die Bauten der Staatstcrrasse wechseln zu-
sammenhängend dreifach in der Farbe, die fallenden
Wassermassen sind von unten grün beleuchtet, wie
wenn das Wasser in eigenem Lichte erstrahlte. Bei
den Säulenhallen sind die Lämpchen an der Rückseite
der Schäfte, für den Beschauer unsichtbar, angebracht.
Der Eindruck erinnert an ein photographisches Ne-
gativbild, da sich die Säulen samtartig dunkel voit
der Hellen Rückwand der Palle abheben.

Das Verdienst der Gesamtdisposition der Aus-
stellungsbauten gebührt in erster Linie dem Archi-
tekten <£. parward Walker, der auch mit seinem
Kompagnon Kimbel den Elektrizitätspalast be-
 
Annotationen