Architektur und Auustgewerbe cinf der Weltausstellung in St Louis.
t jdyloueiuBekröuuug. Nach
Zeichnung von Br. Möhring,
modelliert von ffugo Lederer,
Berlin (s. Abb. ;;s).
arbeitete. Unmittelbar
hinter der Festhalle auf
der Staatsterrasse stehen
im Geviert die Aus-
stellungsbauten für die
schönen Künste. Der
mittlere von ihnen
wurde gediegen aus-
geführt und ist ein
Merk von Cast Gil-
bert, das bleibenden
Wert hat und unsere
Aufmerksantkeit in be-
sonderem Maße be-
ansprucht. Der Grund-
riß bringt keine be-
sondere Überraschung.
Eine römische Ther-
menhalle von ansehn-
lichen Abmessungen bil-
det den Mittelbau.
Mit seinem hohen
Seitenlicht ist dieser feier-
liche Raum namentlich
für die Aufstellung von
Bildhauerwerken ge-
eignet. Die beiden nur
int Erdgeschoß durchgeführten Flügelbauten ent-
halten die Oberlichtsäle für Malerei. 3m Äußeren
ist das bfaus ganz in gleichmäßig grauem Sandstein
verkleidet. In der Halle herrscht ein graugelber
Backsteinrohbau vor; die große Säulenordnung
wurde hier glücklich vermieden, und die Kreuz-
gewölbe, in mehrfachen liegenden Backsteinschichten echt
hergestellt, lassen ihre Herstellung unmittelbar erkennen.
Diese Ehrlichkeit im Ausdruck der Konstruktion, welcher
rnan bei neueren amerikanischen Monumentalbauten
da und dort begegnet, wirkt wohltuend.
Daß der benachbarte Kuppelbau der Festhalle
aus der gleichen Künstlerhand stammt, sollte man
aus den ersten Blick nicht für möglich halten. Es
zeigt sich hier deutlich, wie weit die Architekten in
der dekorativen Ausschmückung der provisorischen
Ausstellungsbauten gehen zu müssen glaubten, uin
neben der Größenwirkung auch den Eindruck des
Reichtums zu erzielen.
Eine große Enttäuschung freilich erlebt der,
welcher den Innenraum der Festival Hall betritt.
Für die hier inwendig vorhandenen Roheiten darf
der Verfasser der Außenseite offenbar nicht verant-
wortlich gemacht werden.
Der Kunstgewerbepalast (Variecl Inckustries)
ist eine Schöpfung von van Burnt und Houer.
Sein Gegenstück, die Manusakturhalle von Earere
und Hastings, zeichnet sich durch die großen Nischen-
motive der Seitenfassaden vorteilhaft aus. Eailles
und !)ong haben den Erziehungspalast gegliedert,
uild al» Bau für die „freieli Künste" haben sich die
Architekten Haar und Nett, Barnett und Hayn es
betätigt. Für die Maschinenhalle kommen die
Namen Mid mann, Malsh und Boisseler in
Betracht. Masquerays Künstlerhand zeigt sich
an der groß und einfach gedachten Transporthalle
und an dem fast übermenschlich großen Ackerbau-
gebäude. Vielleicht hat der große Umfang dieser
Bauten und die Einschränkung der Mittel hier die
wohltuende Einfachheit mit zur Folge gehabt.
Masqueray bearbeitete auch die Brücken, Kandelaber
und Mafferkünste mit ihren Zutaten. Theodor Link,
der geliiale Schöpfer des Zentralbahnhofs voil
St. Louis, hat den Versuch gemacht, sich beim Minen-
gebäude etwas freier in den Foriilen der Antike zu
bewegen. Das Resultat ist aber recht ungenießbar
geworden, und auch die beabsichtigte j)olychromie
würde es nicht schmackhafter gemacht haben. Ver-
gleicht man damit, was der feinsinnige Macetruelt
in seinem griechisch-dorischen Temple os Fraternity
in der Gruppe der Einzelbauten geleistet hat, so iiluß
man sich über das unmittelbare Studium der Antike
und deren persönlich originelle Auffassung bei diesem
bescheidenen Bau aufrichtig freuen.
Das Regierungsgebäude der Vereinigten Staaten,
ein Merk des Architekten Taylor, zeigt äußerlich
strengen Klassizisurus der Formen. Auch hier ist
kein Anlauf genommen, die Innenräume ästhe-
tisch auszugestalten, und man wird beim Ein-
tritt von dem Eisengerüst der knalle stark ent-
täuscht. Sachlich wird das Ausgestellte von Fach-
leuten sehr gelobt.
Das hügelige Terrain hinter diesem Bauwerk
trägt den Namen »Plateau of states« und enthält
die meisten Einzelhäuser der amerikanischen Staaten.
Unter ihnen verdient wohl das New tzorker Staats-
gebäude von Tlarence Luce besondere Beachtung.
Auch im Innern künstlerisch durchgeführt, zeugt es
namentlich in seinem kuppelüberdeckten Vestibül von
einer feineren Empfindung. Einige von diesen
Architekturleistungen kranken an einer gefährlichen
Überladung und Unruhe. Andere wiederum fallen
durch die Schlichtheit ihres Wesens angenehm ins
Auge, und bei näherer Betrachtung geben sie sich
als Kopien historischer Baudenkmäler zu erkennen.
Auf verhältnismäßig kleinem Rauin kann man hier
die von den Amerikanern als »colonial stiyle« be-
zeichnete Abart der Renaissance studieren. Am nächsten
kommt sie unserem Biedermeiergeschmack.
t jdyloueiuBekröuuug. Nach
Zeichnung von Br. Möhring,
modelliert von ffugo Lederer,
Berlin (s. Abb. ;;s).
arbeitete. Unmittelbar
hinter der Festhalle auf
der Staatsterrasse stehen
im Geviert die Aus-
stellungsbauten für die
schönen Künste. Der
mittlere von ihnen
wurde gediegen aus-
geführt und ist ein
Merk von Cast Gil-
bert, das bleibenden
Wert hat und unsere
Aufmerksantkeit in be-
sonderem Maße be-
ansprucht. Der Grund-
riß bringt keine be-
sondere Überraschung.
Eine römische Ther-
menhalle von ansehn-
lichen Abmessungen bil-
det den Mittelbau.
Mit seinem hohen
Seitenlicht ist dieser feier-
liche Raum namentlich
für die Aufstellung von
Bildhauerwerken ge-
eignet. Die beiden nur
int Erdgeschoß durchgeführten Flügelbauten ent-
halten die Oberlichtsäle für Malerei. 3m Äußeren
ist das bfaus ganz in gleichmäßig grauem Sandstein
verkleidet. In der Halle herrscht ein graugelber
Backsteinrohbau vor; die große Säulenordnung
wurde hier glücklich vermieden, und die Kreuz-
gewölbe, in mehrfachen liegenden Backsteinschichten echt
hergestellt, lassen ihre Herstellung unmittelbar erkennen.
Diese Ehrlichkeit im Ausdruck der Konstruktion, welcher
rnan bei neueren amerikanischen Monumentalbauten
da und dort begegnet, wirkt wohltuend.
Daß der benachbarte Kuppelbau der Festhalle
aus der gleichen Künstlerhand stammt, sollte man
aus den ersten Blick nicht für möglich halten. Es
zeigt sich hier deutlich, wie weit die Architekten in
der dekorativen Ausschmückung der provisorischen
Ausstellungsbauten gehen zu müssen glaubten, uin
neben der Größenwirkung auch den Eindruck des
Reichtums zu erzielen.
Eine große Enttäuschung freilich erlebt der,
welcher den Innenraum der Festival Hall betritt.
Für die hier inwendig vorhandenen Roheiten darf
der Verfasser der Außenseite offenbar nicht verant-
wortlich gemacht werden.
Der Kunstgewerbepalast (Variecl Inckustries)
ist eine Schöpfung von van Burnt und Houer.
Sein Gegenstück, die Manusakturhalle von Earere
und Hastings, zeichnet sich durch die großen Nischen-
motive der Seitenfassaden vorteilhaft aus. Eailles
und !)ong haben den Erziehungspalast gegliedert,
uild al» Bau für die „freieli Künste" haben sich die
Architekten Haar und Nett, Barnett und Hayn es
betätigt. Für die Maschinenhalle kommen die
Namen Mid mann, Malsh und Boisseler in
Betracht. Masquerays Künstlerhand zeigt sich
an der groß und einfach gedachten Transporthalle
und an dem fast übermenschlich großen Ackerbau-
gebäude. Vielleicht hat der große Umfang dieser
Bauten und die Einschränkung der Mittel hier die
wohltuende Einfachheit mit zur Folge gehabt.
Masqueray bearbeitete auch die Brücken, Kandelaber
und Mafferkünste mit ihren Zutaten. Theodor Link,
der geliiale Schöpfer des Zentralbahnhofs voil
St. Louis, hat den Versuch gemacht, sich beim Minen-
gebäude etwas freier in den Foriilen der Antike zu
bewegen. Das Resultat ist aber recht ungenießbar
geworden, und auch die beabsichtigte j)olychromie
würde es nicht schmackhafter gemacht haben. Ver-
gleicht man damit, was der feinsinnige Macetruelt
in seinem griechisch-dorischen Temple os Fraternity
in der Gruppe der Einzelbauten geleistet hat, so iiluß
man sich über das unmittelbare Studium der Antike
und deren persönlich originelle Auffassung bei diesem
bescheidenen Bau aufrichtig freuen.
Das Regierungsgebäude der Vereinigten Staaten,
ein Merk des Architekten Taylor, zeigt äußerlich
strengen Klassizisurus der Formen. Auch hier ist
kein Anlauf genommen, die Innenräume ästhe-
tisch auszugestalten, und man wird beim Ein-
tritt von dem Eisengerüst der knalle stark ent-
täuscht. Sachlich wird das Ausgestellte von Fach-
leuten sehr gelobt.
Das hügelige Terrain hinter diesem Bauwerk
trägt den Namen »Plateau of states« und enthält
die meisten Einzelhäuser der amerikanischen Staaten.
Unter ihnen verdient wohl das New tzorker Staats-
gebäude von Tlarence Luce besondere Beachtung.
Auch im Innern künstlerisch durchgeführt, zeugt es
namentlich in seinem kuppelüberdeckten Vestibül von
einer feineren Empfindung. Einige von diesen
Architekturleistungen kranken an einer gefährlichen
Überladung und Unruhe. Andere wiederum fallen
durch die Schlichtheit ihres Wesens angenehm ins
Auge, und bei näherer Betrachtung geben sie sich
als Kopien historischer Baudenkmäler zu erkennen.
Auf verhältnismäßig kleinem Rauin kann man hier
die von den Amerikanern als »colonial stiyle« be-
zeichnete Abart der Renaissance studieren. Am nächsten
kommt sie unserem Biedermeiergeschmack.