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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0084

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Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis.

(\8. Lhrenhof der deutschen Abteilung von Bruno Möhring, Berlin.

Dem ruhige» Beobachter fällt an diesen Bauten
die Naivität und Ursprünglichkeit auf, die in der
Behandlung von Einzelheiten manchmal an das
Unbehilfliche streift, dabei aber doch viel feinen
Geist und poetisches Element in sich schließt. Bei
der weiteren Entwicklung der amerikanischen Archi-
tektur ging der Sinn und das Verständnis für diese
reizende Bauweise fast ganz verloren, und die neue
Schule hat wenig Interesse dafür, ihn wieder zu
wecken. Bielleicht kann hier angeknüpft werden, um
der Neuen Welt zu einer besonderen Kunstweise zu
verhelfen.

Es sei von diesen Einzelbauten nur das Staats-
gebäude von Virginia als Beispiel herausgegriffen.
Ein viersäuliger jonischer Portikus zierlicher Gestalt
bildet den Eingang. Im übrigen ist mit Bauformen
sehr gespart. Kräftig roter Backsteinbau mit weißen
Architekturgliedern gemahnt uns an englische und
holländische Vorbilder. Die fünf behaglichen haupt-
zimnrer sind ohne Gänge und nur durch den
weiten Flur miteinander verbunden. Das Original-

Aunst und Handwerk. 55. Iahrg. Heft 3. ^—

gebäude wurde von Iefferson selbst \772 in Monti-
cello errichtet.

Von den Gebäuden der fremden Staaten ver-
dient wohl das „deutsche Haus" auch wegen
seiner „prominenten" Lage vor allen genannt zu
werden. Man kann darüber verschiedener Meinung
sein, ob die Nachahmung eines historischen Bau-
werks in solchen Fällen die richtige Vertretung ist.
Deutschland hat das Eharlottenburger Schloß, Eng-
land die Orangerie des Kensingtonpalastes, Frankreich
den Grand Trianon von Versailles vorgeführt.

Ansprechender als in seinem äußeren Auftreten
zeigt sich das deutsche Haus in seinen Innenräumen,
die erst dann voll zu würdigen sind, wenn sie bei
abendlichen Empfängen beleuchtet und von der
Schar der Festgäste durchwogt werden.

Es kann hier wohl darauf verzichtet werden,
ausführlicher auf das Innere des deutschen Hauses
einzugehen, da es sich dort um die Vorführung
historischer Räume handelt. Eine Ausnahme nmcht
das Sitzungszimmer im Erdgeschoß, in welchem sich

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