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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0086

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Architektur und Aunstgewerbe auf der Weltausstellung in 5t. Louis.

(20. Lüster Schmiedeeisen mit Messingausschinückung); entworfen von Gcbr. Rank, aurgeführt von Zimmer-
mann & L o., München. (Aus dem S. (78—(80 des letzten Jahrgangs abgebildeten Zimmer.)

bespanntes und Zitronenholzmöbeln ausgestattetes
Zimmer. Zit klassizistischein Stil ist auch ein kleiner,
ganz in weißer Stukkatur gehaltener Raum vor-
geführt. Die Firmen Trollop und Snütfy in London
waren, wie es heißt, mit der Durchführung der Auf-
gaben betraut.

Wenn iitait sich daran erinnert, wie bahn-
brechend England auf früheren Weltausstellungen
gewesen ist, wie es gerade in der Vorführung guter
Znnenräume aus alter und neuer Zeit fördernd ge-
wirkt hat, fo muß man es bedauerlich finden, daß
es sich auf diesem Gebiet neuerdings so sehr zurück-
zicht. Dies Bedauern ist um so mehr berechtigt, als
in England diejenigen Eleniente uiid Aräfte vor-
handen sind, welche bisher segensreich und fördernd
gewirkt haben und deren Wirksamkeit gerade bei
solcher Gelegenheit weiteren Areisen zugeführt wer-
den iiiüßte! Zedenfalls erscheint eine so geringe Be-
teiligung schlimmer als ein vollkommener Waffen-
stillstand !

pätte sich nicht die Londoner Firma Waring
& Gillow mit einem sehr beachtenswerten Objekt
in der Palle der Vurieci Industries beteiligt, fo würde
der unbefangene Besucher überhaupt nicht darüber
aufgeklärt, was heute an besseren Einrichtungen in
England verlangt wird. Die Besucher der letzten
Pariser Ausstellung erinnern sich daran, daß diese

rührige Firma auch damals mit einein sehenswerten,
freistehenden Wohnhaus beteiligt war. Dort genossen
die Räume direktes pimmelslicht durch ihre Fenster.
Diesen Vorteil entbehrt das englische paus von
Waring & Gillow in St. Louis, wo es, wie so
manch anderer Znnenraum gewissermaßen, sekundär
beleuchtet ist.

Nur ein Teil der Räume klingt stärker an die
späteren Renaissancestilarten an. Ein Speisezimmer
mit reicher Stuckdecke und ein Wohnzimmer im
Eharakter Louis' XVI. sind hinzuzurechnen. Echt
englisch erscheint das Schlafzimmer mit weißlackiertem
polzwerk, geblümtem Aattunüberzug der Wände und
palisandermöbeln. Das Ainderzimmer ist blau-
grün gestimmt und mit netten Tier- und Pflanzen-
motiven belebt. A la Turca, d. h. durch Edelstein-
fenster im Gewölbe beleuchtet ist das weißmarmorne
Badezimmer, dessen Wanne eine ganz raffinierte
unterseeische Beleuchtung erhielt; das Raumkonzert
wird vervollständigt durch einen IVlormuA room und
die unentbehrliche Gruppe von Schiffskabinen.

Zn London selbst haben Waring & Gillow vor
fünf Zähren das Earlton-Potel errichtet und aus-
gestattet. Mit den prunkvollen neuen Gasthäfen
Amerikas kann dieser Bau nicht verglichen werden,
und dennoch wird ihn der feinfühlige Besucher vor-
ziehen. Der Londoner Bau verzichtet insbesondere
 
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