Einkehr Geiselgasteig" bei München.
aber dadurch vor, daß die
Mittelachsen der Halle be-
tont wurden. Ilud zwar
durch auf Bretter gemalte
Elipsenschilder nach Hu-
mor- und reizvollen Ent-
würfen des Kunstmalers
Fritz Luidenus (2lbb.
150—{52). Letzterer griff
flott in das Schatzkästlein
jener Zeit, da noch grauen
und Männer sich einer-
hübscheren Kleidung er-
freuten denn heute. So
erinnert er uns an die
guten alten Tage durch
die Gestalten eines dama-
ligen Münchener Bürgers,
eines Landwehrmannes,
einer in der Bewegung
sehr nett wirkenden, feschen
Kellnerin. Den schon er-
wähnten parkartigen hof-
abschluß bekrönen zwei
elegant geformte pirsche, Arbeiten des leider zu früh
verstorbenen Bildhauers August Drumm, durch den
weißen Anstrich sich gut vom grünen Hintergründe ab-
hebend (Abb. 1540. Um das intime Bild des Hofes
noch anziehender zu gestalten, wurden neben dem Ein-
gang auch kleine falettartige Kojen angeordnet, aus
Lattenwerk bestehend, mit Bemalung versehen. Zum
letzten Gebäude der Wirtschaftsanlage, dein Winter-
restaurant übergehend, fei zunächst erwähnt, daß die
Beibehaltung der aus Klosterzeiten stammenden Kreuz-
gewölbe ein Verdienst bildet; sie dürfte auch zur
Verbilligung der Anlage wesentlich beigetragen haben,
hier herrscht nun wieder dieselbe, gewollte Einfach-
heit . . . einige flache Elipseu an Stelle der Ka-
pitäle mit ruhigen blauen Linien, das Holzpaneel
mit grüner Lasur, verschiedene originelle Beleuchtungs-
körper bilden den ganzen dekorativen Schmuck des
Raumes (Abb. j60—1640.
Der kleine, vor dem Anwesen stehende Verkaufs-
stand — er besitzt fast plakatartige Wirkung — muß
noch erwähnt werden (Abb. 1^9). So bescheiden in
der Größe auch das Objektchen ist, ihm wurde doch
auch Aufmerksamkeit und Durchbildung zuteil. Ein
einfaches Schindeldach, grün gestrichen, weißer Ol-
farbenanstrich der Wände mit Bildern jener Gegen-
stände, die da verkauft werden, im Mittel ein auf
9 Die Abb. ;65—H96 bringen Einzelheiten ans der deut-
schen Abteilung der Weltausstellung zu 5t. Louis; eine wiederholte
Bezeichnung des letzteren Umstandes ist daher weggeblieben.
tüy. Uhr und Urcdenz, nach Entwurf von Ul. Länger, Aarlsruhe, ausgeführt von
A. Dietler, ffreiburg i. BA)
Holz gemaltes schmuckes Bildchen vom Maler Ecke,
(Schmidt & Co.) sind feine zierenden Faktoren und
zeigen, mit wie Wenigem aus jeglichem Ditig etwas
gemacht werden kann.
Noch ein Mort über die Bilder. Jener von
Luidenus wurde schon anerkennend gedacht. Die
hübschen Skizzen von I. und A. Erlacher (Abb.
f56 und 158) fordern aber direkt eine Besprechung,
die leider nur knapp gehalten werden kann. Ihre
beiden Arbeiten gewinnen den Beschauer; ganz
besonders aber gefällt die große gelbe Postkutsche
samt Insassen, Postillon, den stolzen Gäulen und
dem rotbefrakten Vorreiter, eine Reiseschilderung, wie
man sie anzieheitder und treffender kaum sehen kanit,
ein Gemisch von Humor, Märchen und Wirklichkeit.
So erscheint die Einkehr Geiselgasteig — eine
neue Zierde Münchens an einem seiner landschaft-
lich schönsten Punkte — wohl genügend gewürdigt,
wie sie es als angenehmer Labeort nach einem
Marsche im Isartal verdient.
Man wird uns vielleicht den Vorwurf machen,
das hätte auch in einer weniger ausführlichen und
wortreichen Weise geschehen können. Allerdings ist
unser Objekt kein Staatsbau und weder der Zank-
apfel eines Konkurrenzausschreibens, noch sonst von
prickelndstem, allgemeinem Interesse, und doch heischt
es eine sorgfältige breite Würdigung. Ist es doch
als eine typische Leistung unserer so ernst stre-
benden Münchener Architektur aufzufassen
90
aber dadurch vor, daß die
Mittelachsen der Halle be-
tont wurden. Ilud zwar
durch auf Bretter gemalte
Elipsenschilder nach Hu-
mor- und reizvollen Ent-
würfen des Kunstmalers
Fritz Luidenus (2lbb.
150—{52). Letzterer griff
flott in das Schatzkästlein
jener Zeit, da noch grauen
und Männer sich einer-
hübscheren Kleidung er-
freuten denn heute. So
erinnert er uns an die
guten alten Tage durch
die Gestalten eines dama-
ligen Münchener Bürgers,
eines Landwehrmannes,
einer in der Bewegung
sehr nett wirkenden, feschen
Kellnerin. Den schon er-
wähnten parkartigen hof-
abschluß bekrönen zwei
elegant geformte pirsche, Arbeiten des leider zu früh
verstorbenen Bildhauers August Drumm, durch den
weißen Anstrich sich gut vom grünen Hintergründe ab-
hebend (Abb. 1540. Um das intime Bild des Hofes
noch anziehender zu gestalten, wurden neben dem Ein-
gang auch kleine falettartige Kojen angeordnet, aus
Lattenwerk bestehend, mit Bemalung versehen. Zum
letzten Gebäude der Wirtschaftsanlage, dein Winter-
restaurant übergehend, fei zunächst erwähnt, daß die
Beibehaltung der aus Klosterzeiten stammenden Kreuz-
gewölbe ein Verdienst bildet; sie dürfte auch zur
Verbilligung der Anlage wesentlich beigetragen haben,
hier herrscht nun wieder dieselbe, gewollte Einfach-
heit . . . einige flache Elipseu an Stelle der Ka-
pitäle mit ruhigen blauen Linien, das Holzpaneel
mit grüner Lasur, verschiedene originelle Beleuchtungs-
körper bilden den ganzen dekorativen Schmuck des
Raumes (Abb. j60—1640.
Der kleine, vor dem Anwesen stehende Verkaufs-
stand — er besitzt fast plakatartige Wirkung — muß
noch erwähnt werden (Abb. 1^9). So bescheiden in
der Größe auch das Objektchen ist, ihm wurde doch
auch Aufmerksamkeit und Durchbildung zuteil. Ein
einfaches Schindeldach, grün gestrichen, weißer Ol-
farbenanstrich der Wände mit Bildern jener Gegen-
stände, die da verkauft werden, im Mittel ein auf
9 Die Abb. ;65—H96 bringen Einzelheiten ans der deut-
schen Abteilung der Weltausstellung zu 5t. Louis; eine wiederholte
Bezeichnung des letzteren Umstandes ist daher weggeblieben.
tüy. Uhr und Urcdenz, nach Entwurf von Ul. Länger, Aarlsruhe, ausgeführt von
A. Dietler, ffreiburg i. BA)
Holz gemaltes schmuckes Bildchen vom Maler Ecke,
(Schmidt & Co.) sind feine zierenden Faktoren und
zeigen, mit wie Wenigem aus jeglichem Ditig etwas
gemacht werden kann.
Noch ein Mort über die Bilder. Jener von
Luidenus wurde schon anerkennend gedacht. Die
hübschen Skizzen von I. und A. Erlacher (Abb.
f56 und 158) fordern aber direkt eine Besprechung,
die leider nur knapp gehalten werden kann. Ihre
beiden Arbeiten gewinnen den Beschauer; ganz
besonders aber gefällt die große gelbe Postkutsche
samt Insassen, Postillon, den stolzen Gäulen und
dem rotbefrakten Vorreiter, eine Reiseschilderung, wie
man sie anzieheitder und treffender kaum sehen kanit,
ein Gemisch von Humor, Märchen und Wirklichkeit.
So erscheint die Einkehr Geiselgasteig — eine
neue Zierde Münchens an einem seiner landschaft-
lich schönsten Punkte — wohl genügend gewürdigt,
wie sie es als angenehmer Labeort nach einem
Marsche im Isartal verdient.
Man wird uns vielleicht den Vorwurf machen,
das hätte auch in einer weniger ausführlichen und
wortreichen Weise geschehen können. Allerdings ist
unser Objekt kein Staatsbau und weder der Zank-
apfel eines Konkurrenzausschreibens, noch sonst von
prickelndstem, allgemeinem Interesse, und doch heischt
es eine sorgfältige breite Würdigung. Ist es doch
als eine typische Leistung unserer so ernst stre-
benden Münchener Architektur aufzufassen
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