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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0118

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Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis.

Speisezimmer von Anton kfuber, Lharlottenburg.

Auch die Art, wie diese Dinge scheinbar mühelos
und selbstverständlich in die Welt treten, erregt unsere
Bewunderung. Nicht durch eine reiche und vielge-
staltige Möblierung, sondern durch das eigenartige
Zusammenwirken der paar Gegenstände, die im
Raum stehen, mit den Etoffen und Farben, welche
Wand und Fußboden bekleiden, werden wir inner-
lich angezogen. Von der individuellen Beanlagung
des Beschauers wird es hier wie allenthalben in der
Aunst abhängen, ob und wie weit er in seinem Innern
für die Bestrebungen des Aünstlers empfänglich ist;
so ist es nicht zu verwundern, daß manche Besucher
kopfschüttelnd oder verständnislos die Räume durch-
wandern. Auch fehlt es an solchen nicht, die sie
mit leidenschaftlicher Feindseligkeit betrachten.

Der ruhige Beschauer wird neidlos Olbrichs
Meisterschaft und namentlich sein Verdienst aner-
kennen, das in dein Geheimnis der „Einfachheit"
verborgen liegt. Unschwer läßt sich aber auch beob-
achten, daß das Verständnis für die Wandlungen

in der neueren Aunst bedeutend gewachsen ist; die
anfängliche Feindseligkeit erwuchs ihr wohl aus der
eigenen Verirrung, aus der kindlichen Verachtung
des Alten und aus der Verhimmelung durch eine
verständnislose Presse. Nachdem nun die unerfreu-
lichen Nebenerscheinungen zurücktreten, wird auch
dem Aampf seine Echärfe genommen und man er-
kennt freier, was errungen worden ist.

Wenden wir uns zu den einzelnen Räumen
Olbrichs. Drei Wände des Wohnzimmers 22 sind
mit nahezu schwarz gebeizten Eichenholzfriesen be-
deckt, deren Zwischenfelder mit einem Mosaik quadra-
tischer schwärzlicher cheidenlappen von etwas vergäng-
lichem Gewebe ausgsfüllt sind. Auch die im Aiel-
bogen überdeckte Wandnische mit dem tiefliegenden
Fenster gibt dem ganzen Raum etwas Ernstes.

Der angrenzende Teeraum hat eine Wandbe-
spannung in lebhaft gezeichnetem, grünem Moire,
die in kräftigem Aontrast zu den interessanten Dunkel-
mahagonimöbeln steht. Mehr Wandstäche würde

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