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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Thiersch, Friedrich von: Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0123

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Architektur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in St. Louis.

t7I. Magdeburger Zimmer. Entwurf von Albin Müller. Ausführung: Magdeburger Werkstätten.

gemusterten Vorhängen beleben zum Teil die Wände.
Blau ist auch die Bespannung der ZTCöbel, die im
Holz vielleicht etwas zu derb geraten sind. Das
Zimmer atmet eine ungezwungene bürgerliche Ge-
mütlichkeit und erinnert namentlich in der Bildung
seiner Rippendecke stark an spätmittelalterliche Vor-
bilder. Gb Riemerschmied hier eine Aonzession an
die lokale Bauweise alter Zeit geniacht hat, oder ob
ihn seine Eigenart unbewußt zu deren Geist zurück-
geführt hat, kommt hierbei weniger in Betracht.
Jedenfalls ist sein Aunstwerk ein interessantes Gegen-
stück zu Pauls Arbeitszinimer (33).*)

Dem Riemerschmiedschen Zimmer gegenüber
und zwar von der anderen Seite des Dülferschen
Landratssaales zugänglich liegt ein anderer Mün-
chener Raum, der sich eines großen Interesses zu er-
freuen hat. Ts ist dies das Empfangszimmer (34;),
welches Gebr. Rank für den Bayreuther Regierungs-

') vgl. Jahrg. S. 220 u. 22\.

Präsidenten geschaffen haben. Bis hinauf zu dem
vollkommen ebenen Stuckplafond sind die Wände
in hellgrauem Ahorn vertäfelt. Die äußerst zart
vortretenden Lisenen und Friesausladungen stimmen
sehr gut zu der zierlichen Intarsiadekoration mit
ihrer geometrischen Haltung und der absichtlich redu-
zierten Farbenskala. Die Zusammenstellung der
Farben beruht auch hier auf grau und blau, dem Zwei-
klang, welchem sich das satte Gelb des Fußboden-
teppichs kraftvoll entgegensetzt. Die schlichten Möbel
mit ihren blauen Überzügen sind im Holzwerk zu
den Wänden gestimmt, worin der große Reiz der
Einheitlichkeit dieses Raumes mitberuht. Etwas
mehr Weichheit in den unteren Teilen der Wand-
architektur und der Möbel wäre vielleicht am Platze
gewesen.*) 5ehr originell erfunden ist auch der
metallene Lüster, dessen Grundfigur einem architektoni-
schen Zentralbau ähnlich sieht (vgl. Heft 3, S. 67).

*) vgl. Jahrg. (90^, 5. ^78—tso.
 
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