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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Das Franziska-Andrássy-Mausoleum in Kraszna-Horka-Váralja
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0133

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Das Franziska-Andräfsy-Mausoleum in Arasznachorka.väralja.

falten kann. Einen bedeutungsvollen Schritt in dieser
Richtung hat in der letzten Zeit München getan durch
Ankauf eines größeren z. T. bewaldeten Geländes
zur Anlage eines „Waldfriedhofs" im Westen der
Stadt.

Zn den Kulturländern Europas finden umfang-
reichere und architektonisch bedeutsamere Grabbauten
fast nur noch Platz fern von den Zentren der Kultur,
unseren Städten, glücklicherweise damit aber auch
fern von dem hastigen Leben und dem unausgesetzten
Verkehrsgetümmel, die in so schreiendem Gegensatz
zu der Stätte des Friedens stehen, wie sie unsere
Friedhöfe doch erstreben wollen und sollen.

Ein solch seltener Fall liegt vor in dem in
diesen Blättern zur Darstellung gelangenden Grab-

mal, dem Mausoleum der Gräfin Franziska An-
drasfy. Daß dessen Errichtung Münchener Künstlern
•— Architekt Richard Berndl und Bildhauer Mar
Frick — anvertraut wurde, erklärt sich einfach dar-
aus, daß die Gräfin in planegg bei München ge-
storben ist (am 26. Oktober fst02), wo das gräfliche
paar die letzten Zahre gelebt hat. Abseits vom
tosenden Großstadttreiben sollte der Entschlafenen ihre
ewige Ruhestätte bereitet werden, nicht weit von denr
uralten Stammschloß des Gatten, der damit zugleich
ein Zeichen seiner Verehrung aufrichten wollte für
die edle Wohltäterin, für seine treue Lebensgefährtin,
mit der er 36 Zahre lang in glücklichster Ehe ver-
bunden war.

Zur Koiuitat Gömör, eine Stunde von der
Stadt Rosenaus entfernt, erhebt sich inmitten eines
weiten Kranzes von Bergen ein steiler, kahler Kegel,
der das Stammschloß Kraszna-Porka des Grafen
Andräffy trägt und an dessen Fuß die Ortschaft
Varalja sich ausbreitet; einen anderthalb Kilometer
östlich davon gelegenen, weithin schauenden, aus-
sichtsreichen pügel bestimmte Graf Andräsiy als
Baustelle. Sein Wunsch ging dahin, keine Gruft zu
errichten, sondern einen kirchlichen Raum zu schaffen,
in welchenr außer einem Altar nur der Marmor-
sarkophag seiner Gattin sowie sein eigener Auf-
stellung finden sollten; mit diesem Wunsch wurde
auch schon der bauliche Grundgedanke — ein zen-
traler, kuppelbedeckter Raum mit bescheidener Absis
— zum Keimen gebracht. Zn klarer Erkenntnis,
daß ein Grabgebäude nicht unvermittelt nrit dem
umgebenden Gelände oder nrit der Landstraße in
Berührung treten dürfe, wenn es nicht die weihevolle
Vornehnrheit einbüßen wollte, wurde der Bau in
den rückwärts gelegenen Teil des etwa ein pektar
großen, solid eingefricdigten Platzes gestellt; um ihn
noch weiter zu isolieren, wurde er mit einem beson-

>) Rozsnyö.

206. Mausoleum Andrassy. Relief über dem Portale. Skizze
von Architekt Rich. Berndl.
 
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