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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Das Franziska-Andrássy-Mausoleum in Kraszna-Horka-Váralja
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0137

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Das Fmnziska-Andrassy.Maiisoleiim in 1<rasz»a>lsorka-vnralja.

2^. Mausoleum Andrässy. Architekt Rich. Berndl. Portal.
Grabwächter ausgcsührt von Bildhauer M. Fr ick, München.

Der Boden des Raumes ist in seiner Hinteren
pälfte um drei Stufen erhöhst und hier stehen, gegen
die Leiten gerückt, die beiden mächtigen Sarkophage,
deren Größe danach berechnet wurde, daß sie die
Mctallsärge aufnehmen konnten; um den weißen
(Laaser) Marmor, aus dem sie bestehen, init der
farbigen Umgebung in Einklang zu bringen, wurde
deren reicher plastischer Schmuck lebhaft getont und
dezent vergoldet. Die Mitten der einander zuge-
kehrten Langseiten tragen die Porträts des Grafen
und der Gräfin; im übrigen berichten Reliefs in
sinnbildlichen pinweisen voi: den hier bestatteten
Persönlichkeiten und ihrem Wirken.

Der abermals um drei Stufen höher liegende
Altar besteht in seinem Unterteil ganz aus griechi
schein Paonazzomarmor mit andersfarbigen Mar-
moreinlagen; der mit verschiedenen christlichen 5ym-
bolen geschmückte Aufbau besteht aus getriebenem
und z. T. vergoldetem bzw. patiniertem Rupfer und
umschließt in der Mitte das in Florentiner Stein-
mosaik ausgeführte Bild der heiligen Franziska Sera

phica, welcher der Altar zum Andenken an die
Gräfin geweiht ist.

Selbstverständlich fehlen weder Leuchter noch
anderes Altargerät; von besonderem Wert und Inter-
esse ist der Aelch sAbb. 22s) u. 2ZO), zu welchem eine
Anzahl Schinucksachen aus dem Besitz der Verstor-
benen verwendet werden mußte. Reizvolle Aiiipeln
lAbb. 22 \ ii. 222), bei deren Aufhängung wieder
das Andrässysche Wappen dekorativ verwertet wurde,
kupfergetriebcne Aypressenkübel und ein eigens ge-
knüpfter, rotgrundierter Teppich vervollständigen die
Ausstattung des weihevollen Raumes.

Es gereicht uns zur besonderen Genugtuung,
feststellen zu können, daß der künstlerische Teil des
ganzen Bauwerks durchaus Münchener Meistern an-
vertraut war, denen man neben der künstlerischen
Leistung auch die rasche Ausführung zu ihrem Lob
anrcchnen darf. Im April lst03 wurde der Auftrag
zur Ausführung erteilt; im Mai konnte mit den
Bauarbeiten begonnen uiid im November schon das
Rreuz auf die Ruppel der Laterne gesetzt werden.
Die Schlußsteinlegung erfolgte am 28. September,
die feierliche Einweihung und Übergabe am 26. Ok-
tober Die sämtlichen künstlerischen Pläne und

Entwürfe stammen von Architekt Rich. Berndl,
der auch die künstlerische Verantwortung des Ganzen
trägt; die Werk- und konstruktiven Zeichnungen
wurden von Architekt Eduard Schmücker hergestellt,
welchem auch die unmittelbare Bauleitung an der Bau-
stelle oblag. Den plastischen Schmuck führte — nach
den Berndlschen Entwürfen und unter hauptsächlicher
Mithilfe von Bildhauer Rarl p u b e r für den orna-
mentalen Teil — Bildhauer Max Hrick aus, welcher
gegenüber dem Auftraggeber finanziell allein ver-
antwortlich war. Die Rartons für die Ruppelmofaik
und das Altarbild sowie die farbige Fassung und
Vergoldung der Architekturteile sind das Verdienst
des Malers Rarl Th roll; die Ansführung der
Mosaiken wurde von der Rgl. Bayer. pof-Runst-
mosaikanstalt von Rauecker in Solln besorgt. Die
Silber- und Rupferarbeiten sind Werke des Ziseleurs
A. v. May er Hofer, der auch die Entwürfe zu
den Altargeräten geinacht hat. Die schmiedeeisernen
Tore der Einfriedigung sind aus den Werkstätten
von Reinhold Rirsch hervorgegangen. — Die Bau-
kosten belaufen sich auf ruud 600000 M.

Welche Anerkennung das Werk im Lande seiner
Aufstellung gefunden hast geht wohl daraus hervor,
daß dasselbe durch das Rönigreich Ungarn als Na-
tionaleigentum übernommen und daß — durch Er-
legung eines Depots — dessen ewige Erhaltung
gesichert wurde. 6.


 
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