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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Internationale Gesellschaft zur Hebung des Zeichenunterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0139

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Internationale Gesellschaft zur Hebung des Zeichenunterrichts.

stellungen ein nicht mißzuverstehendcs Bild davon
gaben, was die energische Ausbildung dieses Unter-
richtszweiges manchenorts bereits gezeitigt hat. Die
Teilnehmer, weit über sechshundert an Zahl, hatten
reichliche Gelegenheit, die Verschiedenheit des Staub
Punktes kennen zu lernen, von dem aus die ein-
schlägigen Studien eingeleitet und betrieben werden.
Einig waren darin alle, daß das heute noch vielfach
beliebte Vorlagensystem eine prinzipiell zu verwer-
fende Unterrichtsmethode bilde. Um nun den Be
strebungen eine möglichst ausgedehnte Wirksamkeit
zu sichern, wurde ein internationaler Verband zur
Förderung des Zeichenunterrichtes begründet, dem
sofort eine Menge von Kongreßteilnehmern beitraten.
Zedes Sand erwählt aus der Gruppe seiner Mit-
glieder drei Delegierte, welche in fortwährender
Fühlung mit der in Bern errichteten Zentralstelle
bleiben. An letztere gelangen alle Mitteilungen,
welche im weiteren sämtlichen Ulitgliedern in Form
von regelmäßig erscheinenden Bulletins übermittelt
werden. Zede sachliche Neuerung findet darin ihre
angemessene Berücksichtigung, jede Schädigung des
wichtigen Unterrichtszweigcs soll offen besprochen
werden und zu allgemeiner Kenntnis gelangen. Auf
diese Weise wird, so hofft man, ein eigentliches
Forum geschaffen werden können, innerhalb dessen
alle in Betracht zu ziehenden Arbeiten ihre Erledi-
gung finden. Die Witteilungen gehen in deutscher,
französischer und englischer Sprache hinaus. Maß-
gebend für den Wortlaut der Mitteilungen, Vor-

2\y. Mausoleum Audrässy. Türschmuck. Lutwurf von Rich.
Berndl, modelliert und in Bronze getrieben von A. v. Mayer-
hof e r, München.

schläge, Beschlüsse wird
die französische Textab-
fassung sein.

Zunächst handelt es
sich darum, allgemeine
Grundsätze über den
Wert eines möglichst
weit entwickelten Zeichen-
unterrichts überall ein-
zubürgern und dieser
Anschauung vor allem
bei jenen Behörden Gel-
tung zu verschaffen, die
bis zur Stunde nicht
im Sinne einer gedeih-
lichen Entwicklung des
Faches ihre Kräfte ein-
setzten. Nicht allein die
künstlerische Seite des
Unterrichts soll betoilt,
vielnrehr das Zeichnen
als Ausdrucksmittel auf
die denkbar höchste Stufe
emporgehoben werden.

Die Tätigkeit der Ver-
einigung wird daher auch
keine einseitige werden,
denn die zur Sprache
kommenden Angelegen-
heiten beziehen sich nicht
lediglich auf Unterrichts-
fragen, sondern auch auf den Ausbau aller mit dem
Sehrlingswesen in Verbindung stehenden Verhält-
nisse, ebenso aber auch auf die einfachsten, hierher
gehörigen Elementarunterrichtssächer.

Als allgemeine Prinzipien, deren Verwirklichung
überall und in jeder Weise anzustreben ist, äußert
sich Absatz \ (angenommen von allen Kongreßteil
nehmern in Bern):

p Der Zeichnungsunterricht ist auf allen
SchuIstufen ein H a u pt u u t er r i ch t s f a ch und für alle
Schüler obligatorisch.

2. In allen Unterrichtsfächern ist das Zeichnen als Aus-
drucksmittel zu verwenden und zu pflegen.

2. Der Zeichenunterricht hat sich nach den Gesetzen
der natürlichen Lutwicklnng des Kindes zu richten. Der
Schüler soll den zeichnerischen Ausdruck feiner Lmpfindungen
und Gedanken selbständig gebrauchen lernen.

i*. Für die Aufnahmen in Berufsschulen, Technikum rc.
wird eine Prüfung im Zeichnen gefordert.

5. Das Schulzimmer hat in Linrichtung, Ausstattung,
Wandschmuck re. den Forderungen der künstlerischen Erziehung
gerecht zu werden.

6. Künstlerische Erziehung ist in allen Schulstufen und
Bevölkerungsklassen zu fördern.

2\8. Mausoleum Audrässy.
Flachrelief über dem Eingang.
 
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