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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Dom Büchermarkt.

252. Gefäße, in Zinn getrieben (Handarbeit) von Jos. Sch in ei dl, München. (V« der wirkl. Gr.)

feinem Empfinden für das künstlerisch wirkungsvolle
in „Form und Farbe"; aber es fehlt all diesen Ent-
würfen eine markige Männlichkeit, die auf klare,
sichere Gliederung der Flächen, aus kräftige Markierung
der Hauptsache abzielt. In Hinsicht der Zeichnung
nimmt die geknickte, gebogene Linie, die schon so viel
Unheil angerichtet hat, eine ungebührlich herrschende
Stellung ein, während die Farbengebung sich meist
in flauen süßlichen Tönen bewegt. Es mag ja
auch dafür Liebhaber geben; aber wir hoffen, daß
diese Blätter mehr ein Ansporn zum Bessermachen
werden. N.

Gran; Zell, Volkskunst rin Algau. Mit 36 Tafeln
O und 86 Abbildungen im Text. (Verlag der Ber-
einigten Kunstanstalten in Kaufbeuren und München.)
1(902. preis gebunden (8 M.

Mag man von „Bolkskunst" denken wie man
will, mag man sie mehr für eine verdorbene Stadt-
kunst, mehr für eine wirklich bodenwüchsige Kunst-
äußerung des platten Landes halten — kaum einer,
der sich noch Sinn für naives Schaffen bewahrt hat,
wird ohne ein gewisses Behagen dieses seltsame
Gemisch von Können und Unvermögen, von Selbst-
erfundenem und Mißverstandenem wie es ihm in
der Volkskunst so oft entgegentritt an seinem Auge
vorüberziehen lassen; denn naiv, treuherzig, oft mit
einem unvollkommenen Können sind all diese Dinge
gefertigt, — seien es nun verdorbene Rokoko-
ornamente, die der ländliche, in der Stadt halb-
gebildete, aber mit natürlichem Farbensinn aus-

gerüstete Stubenmaler auf die Schranktüren gezaubert
— oder eine Werggabel, die vielleicht ein schlichter
Bauernknecht seiner Liebsten sorgsam aus dem Vier-
kantholz geschnitten und bemalt hat. — Im Spät-
sommer fflOf veranstaltete man, anläßlich eines
landwirtschaftlichen Festes in Kaufbeuren eine
„Volkskunstausstellung"; damit ging zum erstenmal
ein von unserer Zeitschrift anläßlich der letzten baye-
rischen Landesausstellung in Nürnberg ((896; vgl.
Iahrg. (896 der Zeitschrift des Bayerischen Kunst -
gewerbevereins, S. 8H) geäußerter Vorschlag in Er-
füllung: „Es wäre eine dankbare und in ihren
Folgen gewiß segensreiche Aufgabe, einmal eine
Ausstellung deutscher Volkskunst zu veranstalten,
i nicht etwa um der städtischen Kunst unverbrauchte
J Motive zuzuführen, sondern vielmehr um die Volks-
kunst selbst zu kräftigem widerstand gegen das Abcr-
wuchern durch die internationale städtische Kunst an-
zuspornen. Das würde auch dem nationalen Kunst-
gewerbe Nutzen bringen/") Ein großer Teil dessen,
was für jene Kaufbeurener Ausstellung in kurzer
Zeit und nur für wenige Wochen zusammengebracht
worden war, bildet nun den Kern eines kleinen Mu-
seums für Algäuer Volkskunst — und ebenso den
Kern des vorliegenden Werkes. Auf den Tafeln
sind ganze Zimmeransichten, zahlreiche Schränke (z. T.
in farbiger Wiedergabe), weißzeugkästen, Bettladen,
wiegen, Truhen, Spinnräder, Gefäße, Geräte rc.

-) vgl. auch Iahrg. *899, S. 62, Line Ausstellung deut-
scher Volkskunst; von Rob. Melke.

*35
 
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