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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Die Erweiterung der Ausstellungsräume im Münchener Kunstgewerbehaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0173

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Die Erweiterung der Ausstellungsräume im Münchener Aunstgewerbohcms.



280. Messinglüster; nach Entwurf von L. Kindl er ausgeführt von I. Min hart & Co.

(Ungef. 7s der wirkt. Gr.)

Fritz v. Rollers. Bewegung und Haltung der Ei-
dechse, die neugierig über den Rand der Vase schaut
(Abb. 307 u. 508), uud die Farbenwirkung des
durchsichtigen braunen Glases läßt sich ja wohl
ahnen, — nicht aber das überaus lebendige, prik-
kelnde Farben- und Lichtspiel, das sich aus dem ver-
goldeten und grünemaillierten Körper des Tieres ent-
wickelt. Auch das Triukhorn verliert in der ein-
farbigen Reproduktion seinen Hauptreiz; ein schwerer
in Kupfer gearbeiteter Rindskopf als Basis hält mit
seinen krummen Hörnern das Naturhorn fest, —
doch nur locker, so daß dieses zum Gebrauch heraus-

genommen werden kann.
Die in dem Horn aufgetre-
tenen Riffe sind sorgfältig
mit vergoldeten Silber-
streifen verdeckt; die gute
Wirkung dieser sanft be-
wegten, nach oben sich
häufenden Linien geben
dem Verfertiger vollkom-
men recht, wenn er aus
der Not eine Tugend ge-
macht hat. Der Deckel
trägt in der Mitte einen
von einer antiken schwarzen
Gemme gekrönten Berg-
kristall, uud um denselben
herum eiuige farbige Halb-
edelsteine, von Filigran be-
gleitet.

Unter den Keramiken
sind als beachtenswerte
Neuheiten die Blumen-
topfhüllen aus buntem
Feinsteinzeug von J. 3-
Schar vogel hervorzu-
heben (Abb. 5ss), sowie
mehrere Erzeugnisse der
Nyinphcnburger Porzellan-
fabrik, die sich nament-
lich durch bedeutende Fort-
schritte in der Anwendung
der Unterglasurfarben aus-
zeichnen: kleine, lebendig
bewegte, von Behrens
modellierte Tiere, und eine
große Vase (gemalt von
Grodecoeur). Wir schließen
daran einige Muster der
Ringerschen bunt gemal-
ten Biergläser, die schon
seit längerer Zeit Schule
gemacht haben uud zu einer Münchener Spezialität
geworden sind (Abb. 5{2). — Sehr reich beschickt
war wie immer das Gebiet der Frauenarbeiten
u. a. in Maschinenstickereien von M. Bauschinger,
D.Map, Helene Lange und E. Schnitzlein; in
zahlreichen Proben machten sich auch eingebrannte
Samte bemerklich, — als besonders reizvoll seien die
Arbeiten von Luise v. Dietz (Abb. 5s3 u. 5^) her-
vorgehoben. Es gehört ein guter Geschmack zur Aus-
denkung und eine sichere Hand zur Ausführung dieses
eigenartigen Ornamentes; denn der Samt ist für die
Behandlung durch den Brennstift sehr empfindlich.
 
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