Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

DOI Artikel:
Wohnungskunst und Kunstgewerbe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0176

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tVohnungskunst und Kunstgewerde.

28? u. 268. Blumenständer und -kübel (Kupfer, Messing, Eisen). Entwurf von ks. E. v. Berlepsch, ausgefübrt von

I. lvinhart & Lo. (‘/8 der wirkl. Gr.)

quenzen der künstlerischen Thesen gezogen, die im
Text der Abhandlung aufgestellt werden.

Das Buch, das sich manchmal fast wie eine Kampfs
schrist liest, ist in mehr als einer pinsicht von Inter-
esse und vielleicht berufen, in der Entwicklung der
modernen Kunst noch eine gewisse Rolle zu spielen.
Gft haben ja — wie die Kunstgeschichte lehrt —
gerade theoretische Erörterungen und Publikationen,
wissenschaftlich begründete Gedanken und Anregungen
einen durchschlagenderen Erfolg gehabt als positive
Schöpfungen der ausübenden Künstler. Deshalb mag
es gestattet sein, auch an dieser Stelle auf die Schrift
von Muthesius näher einzugehen.

Der bereits angedeutete Untertitel des Buches
„Wandlungen der Architektur und der gewerblichen
Künste im Jahrhundert und ihr heutiger Stand-
punkt" gibt rasch und sicher eine klare Inhalts-
angabe. Das Buch zerfällt demnach in zwei Paupt-
teile. Der erste Abschnitt behandelt die Geschichte
der Baukunst und des Kunstgewerbes im f9- Jahr-

hundert. Aber es ist keineswegs eine trockene Auf-
zählung entwicklungsgeschichtlicher Daten, kein lang-
weiliges Sammelsurium von Namen und Zahlen,
sondern eine ansprechende, warmherzige Schilderung
der einzelnen Zeitströmungen und Geschmacksrich-
tungen, zwischen denen die Kunst des s9- Jahr-
hunderts hin und her geworfen wurde. Daß dabei
diese Kunst, speziell natürlich die Architektur, herzlich
schlecht wegkommt, ist nach dem Standpunkt, den
Muthesius einnimmt, nicht eben zu verwundern.
Zweifellos, weder die klassizistische Periode mit dem
Kothurn des Griechentums, noch die phantastisch-
spießbürgerliche Zeit der Romantiker, noch gar das
atemlose Stiltreiben vonr Ende des Jahrhunderts
und das, was diese einzelnen Epochen an architek-
tonischen Schöpfungen in die Welt gesetzt, vermag
uns heute noch vollauf zu befriedigen, kann den
Ansprüchen genügen, die der moderne Mensch hin-
sichtlich ästhetischer Forderungen einerseits, hinsicht-
lich praktischer und vernunftgemäßer Lebensführung

rlunst und Handwerk. 55. äahrg. Heft 6.

iS?

22
 
Annotationen