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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Dom Büchermarkt.

Phantasie das Material aus allen Naturreichen in
bunter Folge zusammengetragen hat. Bald sind es
Friese, bald Mittel- oder Eckstücke zu Zimmerdecken,
bald wieder Tapetenmuster, Vorsatzpapiers, Rund-
füllungen rc., alles in allem ein Zeugnis unerschöpf-
licher und freigebigster Künstlerlaune, die sich aller-
dings vielleicht wenig darum kümmert, wie und wo
die einzelnen Motive sich verwenden lassen, die aber
ein solches Übermaß von Gedanken ausschüttet, daß
jeder etwas finden wird, das ihn interessiert, und
zu weiterer Ausgestaltung reizt. Daß auf demselben
Blatt die Motive sich oft gar zu sehr drängen, daß
manche derselben sogar durch die mangelnde oder
unvollkommene Wiederholung in Gefahr kommen,
mißverstanden oder wenigstens falsch in ihrer Wirkung
beurteilt zu werden, ist ja zu bedauern; anderseits
aber sehen wir es als Vorzug der Sammlung, an,
daß der Nutznießer derselben genötigt ist, selbst nach-
zudenken und sich selbst etwas zurecht zu legen. Aus
demselben Grund kann man es als sehr gut bezeichnen,
daß auf die Farben verzichtet und alles nur Ton
in Ton vorgeführt worden ist. 6.

Stern, Ad. Ernst. Rietschels Zugenderinnerungen.
Leipzig, Max peffes Verlag. 20 pfg.

Tin sehr anregendes kleines Büchlein, so recht
geschaffen, jungen Bildhauern ein Bild davon zu
geben, wie ein ganz Großer ihres Fachs in seiner
Zugend sich hat mühen müssen. Mancher mag
daraus auch Trost und Hoffnung schöpfen.

oderne Bauformen. Fassaden, Znterieurs,
Details. Zm Verein mit R. Beauclair her-
ausgegeben von M. Z. Gradl. Band II. Zulius
poffmanns Verlag, Stuttgart.

Die Zulius poffmannsche Verlagsanstalt hat in
kurzer Zeit eine Reihe von Werken herausgebracht,
die das Zntereffe auf sie lenken mußte. Ts fei nur
des Paustein-Rochgaschen Bandes gedacht, der Ar-
beiten des französischen Schmuckkünstlers Dufrene
und des oben erwähnten 2. Bandes der modernen
Bauformen. Gerade dieses groß angelegte Sammel-
werk, sowie der sich ebenbürtig anschließende Zahr-
gang III der modernen Bauformen verdient nun
eine besondere Berücksichtigung, da er eine Forde-
rung der Zeit erfüllt: treten uns doch feine Dar-
bietungen farbig und dabei vorzüglich gelungen
entgegen. Wer nur einigermaßen mit der neueren
und neuesten Architektur vertraut ist, weiß, wie sehr
gerade ihren Schöpfungen gegenüber sich das Wort
und die Schwarz-Weiß-Kunst als ungenügende
Schilderungsmittel erwiesen haben, weiß, wie sehr
die Architekten bedauerten, unfarbige Reproduktionen
ihrer Werke in die Welt hinausgehen zu sehen. Das

war und ist natürlich; neigt doch die moderne Kunst
sehr der Farbe, dem Malerischen zu, verliert doch
beispielsweise ein Znnenraum von Prof. Martin
Dülfer, ein Landhaus, vom Grün der Umgebung sich
abhebend, von Prof. Tmanuel Seidl, das feinste an
Reiz, fehlt die farbige Wiedergabe. Der Techniker
ist ja bester daran . . . Der Baukünstler, zumal
der moderne, rechnet aber nun mal mit Lichtern
und Schatten, Lokaltönen, Friesen, bunten Dächern
usw. usw., stimmt den Znnenraum sorgfältig kolo-
ristisch ab, wird zum Landschafter durch die Art und
Weise, wie er eine Villa in eine Gegend hinein-
komponiert. Das Vorgehen der Zulius poffmannschen
Verlagsanstalt, Stuttgart, ist deshalb, wie schon an-
gedeutet, kaum genug zu würdigen.

Tine elegante graue Mappe umschließt si6
Tafeln. Grundrisse und knappe Teile ermöglichen,
sich nach jeder pinsicht zu orientieren. Wir sehen
uns also beim Durchblättern zur Besichtigung einer
internationalen großen Architektur- und Raumkunst-
ausstellung in vornehmer Weise eingeladen, in der
uns die besten Meister aus aller perren Länder mit
ihren Arbeiten erfreuen. Man findet Stuttgart,
München, Dresden, Darmstadt, Karlsruhe usw. von
deutschen, Wien und Prag von österreichischen Städten
vertreten, genießt vom Kunstschaffen Londons, Paris',
Antwerpens, Amsterdams, pelsingfors rc. Tin im-
posantes Gesamtbild, eine im hohen Grade inter-
essante Dokumentation unserer Zeit! Dadurch ist
der poffmannsche 2. Band für jeden Gebildeten eine
wertvolle Gabe; für die Künstler, Architekten, jene,
die in der Znnendekoration, im Kunstgewerbe, mit
Zirkel und Stift tätig sind, bietet er belehrendes
Material dar. Das Problem des modernen städ-
tischen pauses erfuhr, ebenso wie jenes des Land-
hauses und Villenbaues, eine mannigfache Beleuch-
tung ; die künstlerischen Qualitäten der einzelnen
Nationen treten deutlich hervor.

Dem Znnenraum ist in den modernen Bau-
formen nicht wenig Platz gewidmet. Die Details,
Fensterlösungen, Träger u. dgl. sind lehrreich zu
schauen und oft sehr apart. Alles in allem: Werke,
wie das vorliegende, werden und müssen sich durch-
setzen, im gewissen Sinne Gemeingut werden.

Moriz Baron Lasser,
er zwölfte Zahresberichc des Schweizerischen
Landesmuseums in Zürich, erstattet von dem
neuen Direktor Or. p. Lehmann, enthält u. a.
eine große Zahl Abbildungen von Neuerwerbungen
des Museums, worunter mehrere Farbdrucke. Der
Text gibt ein anschauliches Bild von dem ununter-
brochenen Tmporblühen der musterhaft geleiteten
und verwalteten Anstalt.
 
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