Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

DOI article:
Lasser, Moritz Otto von: Moderne Restaurants und Warenhäuser
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0259

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Moderne Restaurants und Warenhäuser.

Dingen zeigen, ihre Wohlhabenheit betonen zu sollen.
Zudem soll das luxuriös durchgeführts Interieur den
Besucher einschüchtern, es will ihm die Verpflich-
tung auferlegen, sich hier nur in einer vornehmen,
salonmäßigen Weise zu geben, was nun natur-
geinäß für den Aäufer bei Abwicklung eines Ge-
schäftes meist von Schaden, verschwindend selten von
Nutzen ist. . .

So sind denn die Verhältnisse, wie wir sie im
wirtschaftlichen Leben, im Handel und Wandel vor
uns haben, recht unerquickliche, ja teils schon uner-
trägliche. Und man versteht nicht recht, waruni
diesen Sparten der Baukunst, dem Restaurant und
dem Aaufhause, von den Architekten noch so wenig
ernste Beachtung zuteil wird, paben wir doch sonst,
seit neuerer Zeit beispielsweise im Villenbau, in der
Halle, Diele ic. eine große Überproduktion an Ent-
würfen und Projekten zu verzeichnen. Aonkurrenzen
und Publikationen wären also mindestens auch in
unserem Falle sehr am Platze, und es ist wünschens-
wert, daß größere Ausstellungen angewandter Aunst
auch mal eine Reihe von Geschäftsräumen, einfachen
Speiselokalen u. ä. vorführen.

Wir haben in obigem den Schattenseiten mo-
derner Verkaufsgewölbe verschiedene Striche gewidmet;

wir sind nun aber auch schuldig zu sagen, was wir
statt dieser sehen möchten. Wir möchten einen m ö g -
lichst einfachen Rahmen um die zum Verkaufe
gelangenden Waren sehen. Gr darf und soll sich
der jeweiligen Branche anpassen, niemals aber soll
er die ausgelegten Gegenstände „drücken"! Gibt es
solche Verkaufsräume?

Zn München kennen wir einige Läden, die
zwar auch nicht vollkommen alle unsere Anforde-
rungen erfüllen, immerhin aber dem Zdeale ziemlich
nahe kommen.

Übrigens, solange das Personal in den Ge-
schäften noch immer in einer nichtssagenden indiffe-
renten Weise oder in abwehrendem Schwarz gekleidet
ist, wird man wohl von einem erfreulichen Ge-
samtbilde kaum sprechen können. Die Fräulein
und Herren in den Läden . . . man könnte sich mit-
unter auf einen Maskenball versetzt fühlen! Wes-
halb denn nicht eine paffende, farbenfrohe und die
Arbeit erleichternde Aleidung?

Am Schluffe unserer Darlegung muß noch eines
Übelstandes ganz besonders gedacht werden, nämlich

44? u. 448. Details von Ernst Riegels Tafelaufsatz;
s. Abb. 449. (wirkt. Gr.)

240
 
Annotationen