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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Destouches, Ernst von: Münchens Stadtwappen und das Münchner Kindl
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0287

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Münchens Stadtwaxpen und das Münchner Kindl.

Tausenden das ganze Jahr hin-
durch ein lieber treuer Hausgenosse
geworden, so insbesondere durch
den feit s886 von der Verlags^
anstalt vormals I. G. Manz
herausgegebenen, selbst überm
großen Wasser verbreiteten „M ü n -
chener Aalender", dessen säint-
liche, in reichster typographischer
Ausstattung erschienenen, Jahr-
gänge Pupp jedesmal mit einer
neuen künstlerischen Darstellung
des Stadtwappens oder Münchner
Aindls geschmückt hat plbb. 527
bis 529).

Aunst und Aunstgewerbe, In-
dustrie und Handwerk haben ge-
wetteifert, das so beliebt gewordene
Motiv für ihre Zwecke zu ver-
werten. Auf und als Lumpen und Bierkrüge, auf
Tintenzeugen, Servicen, Blumenvasen, Tassen, Glä-
sern, als Zierat auf Möbeln, portefeuillearbeiten,
Bonbonnieren und Seelenzöpfen, als Lebkuchen, auf
Firmenschildern und Plakaten, Aschenbechern, Brief
beschweren!, ja sogar auf Trottoirsteinen, kurz auf
allen möglichen und unmöglichen Gebrauchs- und
Luxusgegenständen der paus- und Fremdenindustrie,

insbesondere des Ansichtskarten-
sports wurde das heitere, schel-
mischeWappenknäblein verwendet,
und dainit dein Aunsthandwerk
und der Industrie eine reiche Ab-
satzquelle eröffnet.

Allerdings haben sich bei dieser
Massenproduktion (und sogar bei
offiziellen Gelegenheiten) manche
sinnwidrige Darstellungen einge-
schlichen, von den trivialen gar
nicht zu reden. Dahin zählen z. B.
jene, welche das Paupt mit Aukulle
und peiligenschein versehen oder
den Leib init einem inächtig breiten
weißen Zingulum umgürtet zeigen,
so daß er mit einem förmlichen
Totenkreuz bedeckt erscheint. Ganz
besonders sinnlos und lächerlich
aber sind jene, welche es die Linke zum Segnen oder
Schwur erheben lassen. — Des beliebten Namens hat
sich das Münchner Gewerbe zur Firmenbezeich-
nung bemächtigt, ihn haben zahllose Vereine zu
Gevatter gebeten und Münchner Firmen als Schutz-
marke oder Warenbezeichnung gewählt.

Wen möchte es darum wundernehmen, wenn
neben den Aünstlern und Industriellen auch Dichter

526. Koloriertes Münchener Kindl in
dem Lidbuch der Stadt München vom
Jahre !L86, Pergamenthandschrift im
Münchener Stadtarchiv.

528.

Das große
und das kleine

Wappen der Stadt
München; nach dein
Münchener Kalender 1902
und (903. Gezeichnet von
Btto th u p p. (2/s d. mirkl. Gr.)
Nit Erlaubnis der Verlagsanstalt
vorm. I. G. Manz, München.

(Man vergleiche damit die Abbildungen der gegenwärtig zu Recht bestehenden Mappeti vom Jahre H8S5; es wäre sehr verdienstvoll,
wenn die Stadtbehörde sich entschlösse, diese Vorbilder zu beseitigen und an deren Stelle diejenigen von Lsupx zu setzen, die jene
an künstlerischer (Qualität hoch überragen und von der Münchener Kunst erfreulicheres Zeugnis ablegen. Die Schriftleitung.)

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