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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Ule, Karl: Musivische Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0324

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Musivische Kunft. IX.

gestellt und mittels eines mit breiter Schneide
versehenen Hammers auf einem in eben-
solche Schneidstäche auslaufenden Keil, der
in einem massiven Holzstock steckt, zerschlagen,
nötigenfalls wird durch Abschleifen auf einer
Drehscheibe nachgeholfen. Die einzelnen
Teile des so durch Aufkleben der Glasstifte
gewonnenen Bildes werden an Ort und
Stelle in frisch angetragenem Mörtel, der
aus Kalk, Sand, Marmorstaub und Ziegel-
mehl, zuweilen auch mit Zusatz von Zement
besteht, eingedrückt, und wird dann das
aufliegende Papier durch Abwaschen ent-
fernt. Das ist die zurzeit herrschende Technik,
in welcher der Verfasser nicht das Ideal
für die Zukunft erblicken kann.

Wie schon erwähnt, war dieses Ver-
fahren den alten Meistern musivischer Kunst
nicht bekannt. Sie haben, so weit wir aus
ihren Werken schließen dürfen, nach einer
Zeichnung die wesentlichen Konturen direkt
auf der Wand angetragen und die Flächen
der Figuren und den Grund direkt an Ort
ohne Aufklärung darüber, ob es sich um alte oder und Stelle mit kleinen Glasstücken ausgefüllt. Ihre
neue Technik handelt. Jedenfalls können solche, Bilder sind demnach von vorn, also positiv aus-
Fresken oder Ölgemälde nachahmende
Mosaikbilder keineswegs als empfeh-
lenswerte Vorbilder musivischer Kunst
betrachtet werden. Immerhin macht
gerade diese lange Zeit geübte Nach-
ahmung fremder Technik ihren schäd-
lichen Ginfluß bis auf unsere Tage
geltend. Aber auch andere Ginwir-
kungen haben bei der Ausbildung
unserer derzeitigen Technik auf dem
Gebiete musivischer Kunst mitgespielt.

Im wesentlichen besteht heute das
Verfahren, Mosaikbilder, insbesondere
Glasmosaikbilder, herzustellen darin,
daß eine Zeichnung in natürlicher
Größe angefertigt und von dieser ein
Negativ, also ein Spiegelbild, hergestellt
wird, das man, möglichst den Kon-
turen des Bildes folgend, in handliche
Stücke zerschneidet. Auf diese Teile
des Negativbildes werden nun die ein-
zelnen etwa \ bis 2 cm großen Stück-
chen aus undurchsichtigem Glase mit
einem im Wasser leicht auflösbaren
Klebstoff dem Kolorit und der Zeich-
nung des Bildes entsprechend auf-
geklebt. Das undurchsichtige Glas wird
in Platten von ca. f cm Dicke her-

58g u. 590. Segnender Christus und Evangelist Matthäus, aus dem Zyklus der
Mosaiken für die rumänische Kathedrale in lhermannstadt (Siebenbürgen) nach
Kartons von Ludwig Kandier, ausgeführt von der Kgl. Bayer. thof-Mosaik-
Kunstanstalt S. Theod. Rauecker, München-Solln. (La. */io der wirk!. Gr.)

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