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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0339

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Leonhard

6(0. Aus dem Hause Eduard Grützuer in München;
von f Leonh. Romeis.

in engem Anschluß an der Väter Werke weiter zu
entwickeln streben, gehörte auch der am s 7. November
v. 3, verstorbene Leonhard Rom eis. Geboren am
sZ. Januar f83-f zu pöchstadt a. d. Aisch (Gber-
franken) als Sohn eines tüchtigen Aunsttischlers, hatte
er schon von frühester fugend an Gelegenheit, sich
mit den Forderungen von Material und Technik
vertraut zu machen, den Zusammenhang zwischen
Wesen und Erscheinung kennen zu lernen und da-
durch den Grund zu legen zu seiner ausgesprochenen
Vorliebe für die Werke früherer Jahrhunderte. Denn
in ihnen fand er eben die Übereinstimmung zwischen
Wesen und Erscheinung, wie sie bei sinngemäßem
Schaffen sich von selbst ergeben muß.

Dieser zu brause gelegte Aeim entfaltete und ent-
wickelte sich namentlich, als Romeis das Vaterhaus
verließ und die Münchener Aunstgewerbeschule bezog.
Neben dem Unterricht in der Volksschule war ihm
wenig Gelegenheit zum Lernen geboten gewesen;
aber der natürliche künstlerische Trieb, den er schon
als Anabe durch Zeichnen und Modellieren an den
Tag legte, erhielt doch einige Förderung durch einen
kunstverständigen Geistlichen, der dem geweckten
Zungen nicht nur den ersten Zeichenunterricht erteilte,
sondern auch die Veranlassung war, daß Romeis
schon als Fünfzehnjähriger nach München auf die
Agl. Aunstgewerbeschule kam. Damit war ihm sein

Aomeis h.

Lebensweg vorgezeichnet; er trat ihn an mit der
ganzen Energie des kunstbegeisterten Jünglings, und
im Laufe seines unermüdlichen vierjährigen Fach-
schulstudiums, neben welchem er noch Zeit fand, sein
wissen nach anderer Richtung zu erweitern, erlangte
er eine Reife und Selbständigkeit, die ihn schon zu
einer nutzbringenden Studienreise befähigten, als er
kaum das zwanzigste Lebensjahr überschritten hatte.
Die Reise führte ihn nach Italien, und reich beladen
mit Studien und Skizzen, die zugleich den scharfen
und gewissenhaften Beobachter wie den geschickten
Aünstler verraten, kehrte er ^875 „ach München
zurück, um alsbald als Gehilfe seines einstigen Lehrers,
Direktors E. v. Lange, beim Neubau der Industrie-
schule und beim Ambau der Glasmalereianstalt zur
Aunstgewerbeschule seine Aenntnisse in praktischer
Bautätigkeit zu verwerten. Bald wurde er auch als
Assistent in der Schule selbst beschäftigt, wo er sich
so gut bewährte, daß er bereits (882 einen Ruf als
Direktor der Magdeburger Aunstgewerbeschule erhielt;
die Ablehnung desselben, die angesichts der innigen
Beziehungen Romeis' zu dem Münchener Aunst-
schaffen begreiflich war, wurde durch die Verleihung
des Professortitels belohnt, dem \886 die endgültige
Anstellung folgte.

Über sein wirken an der Schule seien hier die
Worte wiederholt, die der Verfasser dieses in dem
in der „Deutschen Bauzeitung" J) erschienenen Nachruf
geäußert hat: „Sein unerwarteter Tod hat dem Lehr-
körper der Schule eine schmerzliche Wunde beige-
bracht, die nur schwer vernarben wird. Denn dem
Verstorbenen war eben jenes Gebiet anvertraut, das
Ausgangs- und Endstation jedes bildnerischen Schaffens
ist — oder sein sollte, — das der Architektur. Durch
sichere Beobachtungsgabe und unermüdlichen Fleiß,
unterstützt durch ein zuverlässiges Gedächtnis, hatte
er sich auf diesem Gebiete eine Summe von künstle-
rischen Aenntnissen angeeignet, wie sie auf einer
Architektur-Hochschule, wo die Schüler eine Menge
unnützen Ballast mitschleppen müssen, selten einer
erwerben kann. Ausgerüstet mit dieser ungewöhn-
lichen Vielseitigkeit, die ihn befähigte, in seiner Alasse
gleichzeitig Aufgaben in den verschiedensten Stilarten
lösen zu lassen, erfreute er sich stets einer hohen
Schülerzahl; er hatte wirklich das Wesen der alten
Stile erfaßt. Er suchte auch bei seinen Schülern das
Verständnis dafür zu wecken und ihnen auf diesem
Wege eiu gutes Fundament zu verschaffen, das sie
befähigen sollte, später allen Aufgaben der Praxis
gerecht zu werden; es wird schwerlich einer, der über-
haupt von Pause aus das nötige geistige Werkzeug

>) Jahrg. (905, S. s-( u. 65.

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