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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Düsseldorfer Ausstellungen, [2]
DOI Artikel:
Richter, Jean Paul: Der neue Katalog der Dresdener Gemäldegalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0101

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l89

Der neue Katalog der Dresdener Gemcildegalerie.

190

^tudien in Aguarell namentlich bei den Künstlern
>Mteresse erregt: so ergiebt sich ein Gesamtbild von
öunz außerordentlicher Bedeutung.

(Schluß folgt.)

^cw neue Aatalog der Dresdener Gemäldegalerie.

Es ist vielfach die Ansicht ausgesprochen worden,
die kunstkritischen Forschungen der letzten Jahre
"t ihren Resultaten deu langjährigen Ruhm der
^resdener Gemäldegalerie nicht ungeschmälert würden
Oestehen lassen. Diese hat allgemein bisher als eine
allerersten Europa's gegolten, während neuerdings
^iider, welche man als ihre ersten Perlen zu be-
itachten gewohnt war — wie z. B. die Holbeinsche
^Aadonna, Correggio's Magdalena u. a. — als eines
svlchen Rnhmestitels unwürdig erkannt worden sind.
^8as insbesondere die italienischen Bilder betrifft, so
hatte das Erscheinen der Morelii-Lermolieffschen Unter-
iuchnngen nber „Die Werke italienischer Meister in
^en Galerien von München, Dresden und Berlin"
(^eipzig 1880, Seemann) die Gemüter in dem Grade
l'eunruhigt, daß eine Jnterpellation in der sächsischen
Eanimer über etwaige bevorstehende Änderungen in
^n althergebrachten Bilderbeiiennnngen von seiten des
^unisteriums mit dem Hinweis auf die Thatsache be-
^hwichtigt wnrde, es seien nur ausländische Forscher,
^elche an den alten Benennuugen gerüttelt hätten.

Fch habe von den Resnltaten der Morelli-
Oerniolieffschen Kritik nvch vor deren Erscheinen ge-
'wne Kenntnis gehabt, und habe seither an der Über-
äengung festgehalten, daß diese Resnltate, als Wahr-
hait angeuommen, im wesentlichcn nur dazu beitragen
lvunen, den guten Ruf derDresdener Galerie zu stärken
"ud zu mehren. Jn dem neuen, von dem Galerie-
lürektor, Professor vr. Karl Woermann, verfaßten
^ntaloge finden wir nnn all die zahlreichen Änderungs-
bvrschläge des genannten italienischen Kenners als
bollgültig mit verschwindend wenig Ausnahmen accep-
^rt, und wir glauben dies Verdienst dem Verfasser
Katalogs nm so höher anrechnen zn müssen, als
Nch derselbe bereits früher als Parteilos bekannt hat
"r der Streitfrage Morelli eontrn Crowe und Caval-
vaselle (siehe das Vorwort zum zweiten Bande von
Woermanns Gefchichte der Malerei, Leipzig 1882,
VIII). Während noch im letzten Hübnerschen Kata-
ioge unter Giorgione's Namen nicht weniger als
Üeben Vilder figurirten, finden wir in dem neuen
^ataloge von diesem größten venezianischen Meister
"ur ein einziges Werk genannt, allerdings ein Hanpt-
^erk ersten Ranges, die Schlnmmernde Venus, —
Üüher als „Kopie nach Tizian, wahrscheinlich von
^assoferrato" angepriesen. Das schöne Bild „Jakob
"ud Rnhel", früher als Giorgivne anfgeführt, steht

jetzt richtig unter dem Namen Palma Vecchio. Viele
Bilder, welche früher aus mangelhafter Kenntnis der
individuellen Manier großer italienischer Meister
dubiose Namen führten, über die man bei einiger
Bekanntschaft mit den betreffenden Meistern nur die
Achseln zncken konnte, — viele solche Bilder führen
jetzt ganz neue Namen, und so ist die Galerie auf
wohlfeilste Weise bereichert worden um Meisternamen
wie Pier di Cosimo, Giov. Franc. Carotto, Francesco
Cossa, Bissolo, Magnasco und manche andere.

Der Katalog umfaßt jetzt 2391 Nummern nnd
behandelt anhangsweise 185 Pastellgemälde, 201 Mi-
niaturen und die Tapeten. Dieses reiche Material
ist auf nahezu nennhundert Seiten eingehend bearbeitet.
Auf die Beschreibung der Gemälde folgen, wo es nötig
schien, belehrende kritische Noten. Außerdem sind die
Malerinschriften saksimilirt. Das Sachgemäße nnd
der maßvolle Umfang dieserNoten zeichnen den Katalog
vorteilhaft nns. Auch ist anznerkennen, daß im Dres-
dener Katalvg das von Hnbner schon aufgestellte Prin-
zip der Anordnung nach Schulen beibehälten ist. Doch
glaube ich, daß mit nicht minderem Nechte die Bilder
der Brescianer, Veroneser nnd Paduaner Meister von
der venezianischen Schule abzutrennen sind, als jetzt
die holländischen Bilder in nicht weniger als neun
Kategorien, die Schulen von Utrecht, Delft, dem
Haag, Haarlem, Amsterdam n. s. w. verteilt sind.

Unter den biographischen Notizen über holländi-
sche Meister findet man nicht selten Nachrichten aus
Archiven, welche bisher noch nicht pnblizirt waren.
Dagegen kommeii bei den Angaben über italienische
Maler vereinzelt Ungenauigkeiten vor, welche in einer
neuen Auflage wohl Berichtigung finden dürften.
Mantegna ist nicht, wie bisher angenommen wnrde,
in Padna, sondern in Vicenza geboren (vergl.
ellivio Vsnsto, vol. XXIX, Uarts I, 1883, S. 191,
192). Beiläufig bemerken wir, daß sein Bild der
Dresdener Galerie ziemlich verrieben ist und nicht,
wie S. 43 angegeben wird, als ein Hauptbild des
Meisters gelten kann. — Cima da Conegliano war
offenbar ein Schüler des Giov. Bellini, und nicht des
L. Vivarini, wie S. 47 angegeben wird. Sein frühe-
stes Bild in Vicenza trägt das Datnm 1489, das im
Dom von Conegliano ist 1492 bezeichnet, wogegen
es im Kataloge heißt: „nachweisbare Daten zwischen
1498 und 1508". — Girolamo da Santa Croce
würde richtiger Schüler des Francesco da Santa Croce
zu nennen sein, als „wahrscheinlich Schüler Giovanni
Bellini's", wie es im Kataloge heißt. Ebenso ist znr
Korrektnr der Angabe „Nachweisbare Daten zwischen
1525 und 1549" zu bemerken, daß bezeichnete Werke
von ihm schon das Jahr 1519 aufweist, und daß
sein Hanptwerk in S. Silvestro in Venedig vom Jahre
 
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