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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Nekrolvge und Todcsfttlle. — Kunstunterricht und Kuustpflege. — Vermischte Nachrichten.

196

vriginale Kraft; was er bis 1814 iwch schuf, kaun
deu Vergleich mit deu Werkcn seiuer Blütezeit nicht
aushalteu. Die wechseludeu Kuustströmuugeu, welche
dieser Künstler erlebte, machcu seiue Biographie zu
eiuer kunst- uud kulturgeschichtlich im hohen Grade
dankbaren Aufgabe. Der Schwierigkeiten, die damit
für die biographische Darstellung gegeben sind, war
sich Dierks wohl bewußt. Zwar fehlt es nicht an
trcfflichen Vorarbeiteu für die Kunstgeschichte der
Zeiten, in denen Houdon sich bewegte. Der Verfasser
hat sie gekannt und ihre oft weitzerstreuten Resnltate
fleißig zusammengetrageu. So gründlich Dierks aber
auch zu Werke gegangen ist, es ist ihm nicht geluugeu,
das Bild eines bedeutenden Mcnschen und Künstlers
iu bedeutender Zeit anschaulich uud genußreich zu ge-
stalten. Jm Anhang (S. 95 — 148) teilt der Ver-
fasser unedirte Doknmente und scltene Drucke vou
Schristen Houdons mit, berichtet über die Auktiouen
Vvn Werken des Künstlers, verzeichnet die Portrats
und giebt schließlich in daukeuswerter Weise einen
sehr sorgfttltig ausgearbeiteten 5katalog seiner Werke.

Iw Onsine Helte. Von Honorö de Balzac. Mit zehn
Jllustrationeu vou G. Cai'n, radirt von Gaujeau und
Gsry-Bichard. (Kollektion Calmaim-Levy.) 4". Paris,
Maison Quantin. Frcs. 25. —

Dieser Band ist cin Teil der „Libliotliscins <lss elieks-
il'osiivres cln roinan ooiitsmnoraiii", welche sich in kurzcr
Zeit allgemeine Beliebtheit erworben hat. Eine ganze Ncihe
Mcistcrromane liegt bereits vor, F-lanberts Madaine Bo-
vary und Salainnibo Lctave Fcuillets Mvnsieur de Cainors,
George Sands Manprat, Clarstie's Monsienr le Ministre,
Lamartine's Raphael, dann die Gerininie Lacertenx von den
Gebrüdern de Gviiconrt nnd cndlich Balzacs Psrs Goriot.
Balzac's Consine Bette wird nicht mindere Teilnahme finden
als die früheren Werke, welche in der vornehmen Aus-
stattnng und Bilderzier so recht für den Bücherfreund ge-
schaffen sind, der das Gute anch gut scrvirt zu genieszen
wünscht. Papier und Drnck sind vorzüglich nnd die Jllu-
stration gerade des vorliegenden Bandes war bcsonders ge-
schickten Httnden anvertrant. Ca'ins ansprechcnde Bilder
hat uamentlich Gaujeau, einer der besten unter den jün-
gercn französischen Radirern, mit dcr Nadel gut wiederge-
gcben. Auch Gsry-Bichards Radirungen verdiencn Lob.

Nekrologe und Todesfälle.

<Z vr. Alexandcr Freihcrr von Mimitoli-Waldeck, Geh.
Regierungsrat a. D. ist am 17. Dezember auf seinem Schlosse
Friedcrsdorf bei Gräfenberg in Schlesien im 82. Lebens-
jahre gestorben. Die Kunstschcitze des eifrigen Sammlers
nnd F-orschers sind im 2l. Jahrgaug der „Zeitschrift für
bildende Knnst" S. 318 ff. von vr. Thode ausführlich ge-
würdigt worden.

Zh, Der frauzösischc Gcnreiualcr Franc.-ois Bouvi» ist am
18. Dezember, 70 Jahre alt, in Paris gestorbeu.

Dcr Landschaftsiualcr Profcssor AugustBeckcr, welcher
sich vornchmlich durch romantisch aiifgefayte Gebirgsland-
schaftcn aus Norwegen, der Schweiz, Tirol, dem bayerischen
und schottischen Hochland bckannt gemacht hat, ist am lö.
Dezember zu Tüsseldorf, 65 Jahre alt, gestorben.

Der Bildhaucr Professor Julius Frauz ist am
16. Dezember in Berlin gestorben. Jm Jahre I824 daselbst
geboren, bildete Franz sich nach cinander in den Ateliers
von Wichmann, Fischer, Wredow und Rauch, bei welch letzte-
rem er sich noch an den Arbeiten am Friedrichsdenkmal'be-
teiligen konnte. Selbstündig sührte er eine große Anzahl

von anmntigen Genrefigureu und Gruppen aus, welche durch
Vervielfältigung eine weite Verbreitung gefunden haben und
noch jetzt den Schmuck von Gärten und Zimmern bilden.
Wir nenuen aus dieser Neihe den Schmetterlingsfänger, den
JttHer, die Schnitterin, dcn Fischer, den Landmann, die
Spinnerin, den Kampf cines Schttfecs und seines Hnndes
mit cinem Tiger, dis Najade auf einem Seetier, eine Ama-
zonengruppe ü. s. w. Eine Anzahl dieser Figuren ist für
die königlichen Schlosser bei Pvtsdani ausgeführt, andere
dekvrative Arbeiten hat Franz für die Börse in Berlin ge-
schasfen; aber seine Hauptthätigkeit gipfelts nicht in diesen
Schöpfungen, soudern in den beiden Gruppen für den Belle-
Allianceplatz in Berlin, Preußen und Braunschweig-Hanuo-
ver, denen zwar Skizzen seines Meisters Fischer zü Grunde
liegeu, die aber in ihrer gegeuwärtigen Gestaltung ganz sein
Werk sind. Jn die letzten Jahre seiner Thätigkeit falleu eine
dramatisch bewegte Gruppe „Achill und Penthesilea", eine
Stntue des Prinzen Friedrich Carl, welche im Auftrage des
Kaisers in Sandstein ausgeführt wurde, und zwei Kaiser-
statuen für das Rathaus in Osnabrück. Er besaß die große
goldene Medaille der Berlincr Akademis.

Aunstunterricht und Aunstpflege.

Pr. Dcr Staatshaushaltsplan dcs Königrcichs Sachscu
für 1888,89 führt unter Kap. 24 die zmn königl. Haus-
fideiküiumiß gehörigen Sammlungen für Kunst und Wissen-
schaft mit folgenden Pvsten ani Einnahmen 87 500 Mk.,
Ausgaben 517153 Mk., darunter 186655 Mk. transitorisch,
und 120 582 Mk. mehr als 1886/87. Davon kommen
2200 Mk. auf den Direktor der Skulpturensammlungen, dessen
Kraft gsgenüber anderweiten bisherigen Verpflichtungeii in
vollem llmfange für die königl. Sammlungen gewvnuen
werden soll, 300 Mk. auf den Portier der Gemüldegalcrie,
der für die bei Erhebuiig der Eintrittsgelder uiivcrmeid-
lichcn Verluste entschädigt werden muß, u. s. w. Zur Ber-
inchrung der Sammlungen ist beantragt der Jahresbeitrag
von 75 000 Mk., darunter 3000 Mk. noch zn der auf 6000 Mk.
beanschlagten Abformung der goldenen Pforte in Freiberg,
wclche, wenn das kostbare W'erk in seiner Jntegrität er-
halten werdeu soll, nicht verschoben werden darf, 1200 Mk.
zn der im Zusammeuhange mit der Neukatalogisirung der
Gemttldegalerie stehenden einmaligen Beschaffung sttmtlicher
Nummeru-, Namcn- uud Erläuterungsschilder, zur Be-
schaffimg der nvtig gewordencn Schutzgläser für eine Neihe
von Bildern, und 'zur Ersetzung einiger unzweckmttßiger
Bilderrahmen durch Galerierahmeii. 53 825 Mk. werdcn ge-
fordert als Bauaufwand für lluterhaltung der Sammlungs-
gebttude. darunter 10 800 Mk. zu Herstellungen im zoolvgi-
schen Museuin, 37 000 zu Neparaturen am Zwingergebäude,
24 000 zu Ausbesserungen am japanischen Palais, 128 000 Mk.
Jahresbeitrag zu einmaligcn außergewöhnlichen Ausgaben,
und zwar 54 000 Mk. zur malcrischen Ausschmückung der
für die Skiilptilreiisammlungen bestimmteii Rüume des um-
gebauten Zeughauses, stowie für Vorbereituugen zur plnsti-
schen,.Ausstattung des Äußern diescs Gebüudes, 124000 Mk.
zur llberführung der Autikensammlung, des Museums der
Abgüsse, des Rietschelmuseums und des geretteten Rietschel-
schen Theatergiebels in das nmgebaute Zeughans, sowie zur
Ailfstelliiiig dieser Bestände, und 80 000 Mk. zur llberführung
der ethnographischen Samnilung und des bisher nicht oder
unzureichend nufgestellten Teiles des zoologischen Museums
in die durch den Auszug der antiken Abtcilung der Abguß-
sammlung im Zwinger frei werdenden Räumllchkeiten.

Vermischte Nachrichten.

Wicucr Iulnlauinskunstausstcllung. Die Genossenschaft
der bildenden Künstler Wieus veröffeutlicht sveben das aus-
sührliche Programm der im nächsteu Jahre zur Fsier des
vierzigjtthrigen Regieruilgsjubiläums des Kaisers Franz
Josef in Wien stattfilidenden internationalen Jnbiläums-
kunstausstellung, welche unter dem Protektorate des Erz-
herzogs Karl Ludwig steht. Die Ausstellung wird aus einer
historischen Abteilung, enthalteud Werke deihenigen Künstler,
welche wtthrend der letzten vierzig Jahre in Osterreich ge-
wirkt haben, und aus einer internationalen Abteilung ino-
 
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