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Noch em Wort in Sachen des Städelschen Jnstituts.
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stituts einer Durchsicht unterzog, war der Eiudruck,
^en ich uou den thatsächlich vorliegenden Verhältnissen
^mpfiug, ein so überwältigender, daß ich in dem höchsten
Grade von Erregnng und Entrüstung jenen Artikel
niederschrieb, der mir eine wahre Flut von Persönlichen
Angriffen zuziehen sollte, und der selbst in sachver-
jtündigen Kreisen nur in einem erstaunlich geringen
Maße dasjenige Verständnis gefunden hat, das ich
unter allen Umständen voraussetzen zu dürfen glaubte.
ibrox äs euivrs! Das ist die Quintessenz der Be-
urteilnng, welche die Form meines Aufsatzes auch bei
denjenigen Männern gefunden hat, die ich unbedingt
hochschütze. Zunächst sollte man doch einem wachsamen
Menschen, der einen Brand entdeckt und den Feuer-
lärm anschlägt, nicht gerade so peinlich die Dynamik
seines Warnruses vorhalten. Aber ich darf nunmehr,
uachdem ich dem Städelschen Jnstitut einen zweiten
und dritten Besuch abgestattet habe, in vollster Ruhe
behaupten, daß mein erster Artikel nur ein schwäch-
liches Abbild von den bodenlosen Zuständen gegeben
hat, die in jener Sammlung herrschen. Einer
Gruppirung, wie ich sie zuerst im Jnteresse der
Übersichtlichkeit geplant hatte, bedarf es nicht. Jch
kann mich an die Nummernfolge meines ersten Artikels
halten und dann nach den Katalognummern die übrigen
in Frage kommenden Bilder anreihen. Wo ich die
Nummern ohne weiteren Beisatz anführe, hat es bei
dem, was ich im ersten Artikel gesagt habe, sein Be-
wenden.
Nr. 1. Für die Berechtigung dieses Bildes, in
einer anständigen Galerie zu hängen, hat sich dies-
seits des Rheines keine Stimme erhoben.
Nr. 2. Jch habe den neu angeschafften Wasser-
fall von Ruisdael ein vorzügliches Bild genannt und
mir dadurch den Beweis geliefert, daß ich mich auf
mein Auge doch nicht so unbedingt verlassen kann.
Auch dieses Meisterwerk ist ein Schwindelbild. Zu-
nächst mache ich auf die angesetzte Luft aufmerksam,
die an Frische nichts zu wünschen nbrig läßt. Wenn
sich im übrigen die Verwaltung deS Städelschen Jn-
stituts über den Wert ihrer neuesten Acqnisition schnell
und sicher klar werden will, so fahre sie mit dem
Bilde dorthin, wo echte Wasserfälle von Ruisdael seit
dem vorigen Jahrhundert hängen. Das ganze Bild
ist cine dünne Lasur, welche gegen den soliden Farben-
auftrag des Meisters sofort jeden künstlerischen Halt
verlieren wird.
Nr. 3. ^— Nr. 4. Die von dem Frankfurter
Kunstverein für 2200 Reichsmark gekaufte Landschaft
mit der Latona von Jan Brueghel hat mit dem Meister
nichts zu thnn und ist eine ganz schwache spätere
Jmitation, zu deren Charakteristik ich nur auf die
Hand der Latona verweise.
Nr. 5. — Nr. 6. — Nr. 7. — Nr. 8. — Nr. 9.
Das von dem Frankfurter Kunstverein für 2400 fl.
angekaufte Bild von Bronwer ist kein Original, sondern
eine Jmitation, die mir von englischer Abkunft zu sein
scheint. Die geistlose Behandlung im Kopfe des Opera-
teurs wird wohl auch dem konservativsten Gegner
genügen.
Nr. 10. Das im Jahre 1876 durch den Frank-
furter Kunstverein für 2439 Reichsmark angekaufte
Bild von David Teniers dem jüngern ist kein Ori-
ginal, sondern Jmitation.
Nr. 1t. Der heilige Hieronymus von demselben
Meister, in Paris für 1400 fl. gekauft, ist kein Ori-
ginal. Für schwüchere Angen verweise ich anf den
unglaublichen Löwen, wie auf den Fuß und die Hände
des Heiligen.
Nr. 12. Die Schlächterfamilie von David
Ryckaert ist kein Original. Wie hat man dem Meister
diese trockene und gequälte Behandlung der Köpfe zu-
muten können.
Nr. 13. Das Bild entzieht sich an seinem jetzigen
Platze jeder näheren Prüfung.
Nr. 14. Ein sehr mäßiges Porträt, welches mit
I. G. Cuyp nichts zu schaffen hat.
Nr. 15. — Nr. 16. Daß wir es hier mit ein
paar echten und meinetwegen auch guten Frans Hals
zu thun yaben, bestreite ich nicht. Jch möchte mir bei
dieser Gelegenheit aber den Hinweis erlauben, daß
unsern Kennern und Liebhabern bei der Schätzung
der Arbeiten dieses Meisters das Unterscheidungs-
vermögen immer mehr abhanden kommt. Seine Werke
sind von außerordentlich ungleichem Werte. Heute
imponirt auch in den flüchtigsten noch immer der
Schmiß, weil man von knnstlerischer Seite, namentlich
in Deutschland, die Lahmheit der eigenen Hand em-
pfindend, kein wünschenswerteres Ziel kennt, als sich
die Malweise des Frans Hals anzueignen. Die „7"
in der gefälschten Bezeichnung von Nr. 16 soll nichts
anderes sein als eine „7", verdankt aber ihre Ent-
stehung einer späteren Zeit und ist augenscheinlich bei
der Herstellung des Tafelsprunges draufgesetzt worden.
Nr. 17. — Nr. 18. Mäßiges Bildnis, welches
mit v. d. Helst nichts zu thun hat. Wenige Namen
werden so gemißbraucht, wie der des Meisters, und
doch sind seine Merkmale nicht schwer zu fassen. Man
muß nur vor allem zu der Erkenntnis gekommen sein,
daß er auch in seinen geringeren Bildern stets ein
ganz großer und nicht zu imitirender Techniker bleibt.
Nr. 19. Das Museum besitzt nur einen Rem-
brandt, welcher unter dem Namen Salomon Koninck
so hoch hängt, daß man ihn nur ahnen kann. Die
Wahrheit nber dieses Bild ist bereits von Bode fest-
gestellt. Seiner Kritik ist auch das Gleichnis von den
Noch em Wort in Sachen des Städelschen Jnstituts.
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stituts einer Durchsicht unterzog, war der Eiudruck,
^en ich uou den thatsächlich vorliegenden Verhältnissen
^mpfiug, ein so überwältigender, daß ich in dem höchsten
Grade von Erregnng und Entrüstung jenen Artikel
niederschrieb, der mir eine wahre Flut von Persönlichen
Angriffen zuziehen sollte, und der selbst in sachver-
jtündigen Kreisen nur in einem erstaunlich geringen
Maße dasjenige Verständnis gefunden hat, das ich
unter allen Umständen voraussetzen zu dürfen glaubte.
ibrox äs euivrs! Das ist die Quintessenz der Be-
urteilnng, welche die Form meines Aufsatzes auch bei
denjenigen Männern gefunden hat, die ich unbedingt
hochschütze. Zunächst sollte man doch einem wachsamen
Menschen, der einen Brand entdeckt und den Feuer-
lärm anschlägt, nicht gerade so peinlich die Dynamik
seines Warnruses vorhalten. Aber ich darf nunmehr,
uachdem ich dem Städelschen Jnstitut einen zweiten
und dritten Besuch abgestattet habe, in vollster Ruhe
behaupten, daß mein erster Artikel nur ein schwäch-
liches Abbild von den bodenlosen Zuständen gegeben
hat, die in jener Sammlung herrschen. Einer
Gruppirung, wie ich sie zuerst im Jnteresse der
Übersichtlichkeit geplant hatte, bedarf es nicht. Jch
kann mich an die Nummernfolge meines ersten Artikels
halten und dann nach den Katalognummern die übrigen
in Frage kommenden Bilder anreihen. Wo ich die
Nummern ohne weiteren Beisatz anführe, hat es bei
dem, was ich im ersten Artikel gesagt habe, sein Be-
wenden.
Nr. 1. Für die Berechtigung dieses Bildes, in
einer anständigen Galerie zu hängen, hat sich dies-
seits des Rheines keine Stimme erhoben.
Nr. 2. Jch habe den neu angeschafften Wasser-
fall von Ruisdael ein vorzügliches Bild genannt und
mir dadurch den Beweis geliefert, daß ich mich auf
mein Auge doch nicht so unbedingt verlassen kann.
Auch dieses Meisterwerk ist ein Schwindelbild. Zu-
nächst mache ich auf die angesetzte Luft aufmerksam,
die an Frische nichts zu wünschen nbrig läßt. Wenn
sich im übrigen die Verwaltung deS Städelschen Jn-
stituts über den Wert ihrer neuesten Acqnisition schnell
und sicher klar werden will, so fahre sie mit dem
Bilde dorthin, wo echte Wasserfälle von Ruisdael seit
dem vorigen Jahrhundert hängen. Das ganze Bild
ist cine dünne Lasur, welche gegen den soliden Farben-
auftrag des Meisters sofort jeden künstlerischen Halt
verlieren wird.
Nr. 3. ^— Nr. 4. Die von dem Frankfurter
Kunstverein für 2200 Reichsmark gekaufte Landschaft
mit der Latona von Jan Brueghel hat mit dem Meister
nichts zu thnn und ist eine ganz schwache spätere
Jmitation, zu deren Charakteristik ich nur auf die
Hand der Latona verweise.
Nr. 5. — Nr. 6. — Nr. 7. — Nr. 8. — Nr. 9.
Das von dem Frankfurter Kunstverein für 2400 fl.
angekaufte Bild von Bronwer ist kein Original, sondern
eine Jmitation, die mir von englischer Abkunft zu sein
scheint. Die geistlose Behandlung im Kopfe des Opera-
teurs wird wohl auch dem konservativsten Gegner
genügen.
Nr. 10. Das im Jahre 1876 durch den Frank-
furter Kunstverein für 2439 Reichsmark angekaufte
Bild von David Teniers dem jüngern ist kein Ori-
ginal, sondern Jmitation.
Nr. 1t. Der heilige Hieronymus von demselben
Meister, in Paris für 1400 fl. gekauft, ist kein Ori-
ginal. Für schwüchere Angen verweise ich anf den
unglaublichen Löwen, wie auf den Fuß und die Hände
des Heiligen.
Nr. 12. Die Schlächterfamilie von David
Ryckaert ist kein Original. Wie hat man dem Meister
diese trockene und gequälte Behandlung der Köpfe zu-
muten können.
Nr. 13. Das Bild entzieht sich an seinem jetzigen
Platze jeder näheren Prüfung.
Nr. 14. Ein sehr mäßiges Porträt, welches mit
I. G. Cuyp nichts zu schaffen hat.
Nr. 15. — Nr. 16. Daß wir es hier mit ein
paar echten und meinetwegen auch guten Frans Hals
zu thun yaben, bestreite ich nicht. Jch möchte mir bei
dieser Gelegenheit aber den Hinweis erlauben, daß
unsern Kennern und Liebhabern bei der Schätzung
der Arbeiten dieses Meisters das Unterscheidungs-
vermögen immer mehr abhanden kommt. Seine Werke
sind von außerordentlich ungleichem Werte. Heute
imponirt auch in den flüchtigsten noch immer der
Schmiß, weil man von knnstlerischer Seite, namentlich
in Deutschland, die Lahmheit der eigenen Hand em-
pfindend, kein wünschenswerteres Ziel kennt, als sich
die Malweise des Frans Hals anzueignen. Die „7"
in der gefälschten Bezeichnung von Nr. 16 soll nichts
anderes sein als eine „7", verdankt aber ihre Ent-
stehung einer späteren Zeit und ist augenscheinlich bei
der Herstellung des Tafelsprunges draufgesetzt worden.
Nr. 17. — Nr. 18. Mäßiges Bildnis, welches
mit v. d. Helst nichts zu thun hat. Wenige Namen
werden so gemißbraucht, wie der des Meisters, und
doch sind seine Merkmale nicht schwer zu fassen. Man
muß nur vor allem zu der Erkenntnis gekommen sein,
daß er auch in seinen geringeren Bildern stets ein
ganz großer und nicht zu imitirender Techniker bleibt.
Nr. 19. Das Museum besitzt nur einen Rem-
brandt, welcher unter dem Namen Salomon Koninck
so hoch hängt, daß man ihn nur ahnen kann. Die
Wahrheit nber dieses Bild ist bereits von Bode fest-
gestellt. Seiner Kritik ist auch das Gleichnis von den