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Die internationale Jubiläumsausstellung in Wien.
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thanische Malerei, die an die Verwandtschaft des ma-
gyarischen Blutes mit dem französischen mahnt. Benc-
zurs Tisza-Porträt und ein weibliches Bildnis des
in Wien ausgebildeten, augenblicklich in Warschau
lebenden Kaschauers Horowitz, von^dem auch eine fein
empfundene Familicuscene herrührt, stehen obenan.
Munkacsh sandte sein PorträtLiszts. Launige Genre-
bilder sieht man vou Agghäzy, Ksmöndh, Bihari,
Peske, Roskovicz, Margitay, trefsliche Land-
schaften vou L. Ebner, eine iuteressant gemachte
Historie „Gälbabs Tod" vou dem in München thäti-
gen Fr. Eisenhut. — Schwach haben sich die Polen
beteiligt; Matejko hätte besser gethan, seine beiden
branstigen Frauenfiguren zu Hause zu behalten; ein
großes Geschichtsgemülde, dessen Stoff ans den pol-
nischen Befreiungskämpfen von 1794 gegriffen, soll
uoch im April eiulangen. Siemiradzki's römisches
Liebesidyll „Glühwürmchen" fesselt vornehmlich durch
die poetische Sabinerlandschaft; Tüchtiges bieteu zwei
Schlachtenbilder Kossaks, Malczewski's „Etappe",
Mankowski's „Erweckung dnrch den heil. Petrus".
Die deutsche Abteilung — mehr als dreihundert
Nummern — besiedelt den nach ihr genannten großen
westlichen Längssaal und je zwei weitere Gelasse im
Partcrre und ersteu Stocke. Die Berliner sind am zahl-
zahlreichsten erschienen, München und Düsseldorf halten >
sich ungefähr die Wage, Karlsruhe, Weimar, Dresden
haben Hochwillkommenes beigesteuert. Defreggers
„Salontiroler" — hinter dem seiue neueste Schöpfung
„Feierabend anf der Alm" erklecklich zurücksteht, —
A. v. Werners „König Wilhelm am Grabe der
Königin Luise", Gentz' „Jdyll in der Thebaide",
Lenbachs Bismarck-Porträt aus der Münchener
neuen Pinakothek, die Bildnisse Mommsens nnd Helm-
holtzs von Knaus, Werner Schuchs Reiterbilder
von Zietheu uud Seidlitz, Uhde's „Komm, Herr Jesu,
sei uuser Gast", W. Firle's „Morgeuandacht" uud
„Sonutagsschule", Frithjof Smiths „Jn der Kirche",
Kallmorgens „Feuerreiter", Hermanns „Fleisch-
halle in Middelburg", Stahls „Schluß der Saison",
Begas' Gipsgruppe: „Der elektrische Funke" absol-
viren ein Wiener Gastspiel. An Menzels schlichter
Größe erbaut man sich wieder vor der bekannten
„Zurückkehrenden Prozession" und einer Suite seiner
lebensprühenden Aquarelle. llnter den neueren Erschei-
nungen werden uns Bokelmanus „Nordfriesisches
Begräbnis", P. Meyerheims „Bei den Zigeunern",
Vautiers „Bange Stunde" nnd „Schachspieler", F. A.
Kaulbachs „Porträt des Prinzregenten", W. Diez'
„Das Verhör", Thedy's Jnterieur, ein Rococobild-
chen Seilers, Skarbina's „51ücheuhof eines breto-
nischen Hotels" noch näher beschäftigen. Jn der Land-
schaft glünzen A. Achenbach, Schönleber, Baisch,
Gude, Bracht, Pohle, L. Dill, Bartels — dic
beiden letzteren mit trefflichen Gouaches, im Tierstück
Gebler, Maffey, Meyerheim, Zügel. Fnsehrviel
bescheideneren Grenzeu hält sich selbstredend die Ver-
tretung derPlastik; mit Eberleins „Psyche", Kleins
schon augeführter Gruppe, Begas' Bismarckbüste,
Sommers Bronzestatuetten sind ihre Trümpfe auf-
gezühlt. — Qualitativ bedeutet die deutsche Abteilung
— feierte doch leider eine Reihe erster österreichischer
Kräfte, vorab die Münchener Kolonie! — jedenfalls
den Scheitelpnnkt der Ausstellung.
Da die Brüsseler, gleich den Franzoseu und Russen,
noch in elfter Stnnde dnrch ihre Absage unangenehm
überraschten und erst uachträglich ihr Kommen für deu
April wieder angekündigt haben, hat die vlämische
Schule vorläufig nur ein Fähnlein Antwerpener und
Genter Meister, wie Anderaa, Lamoriniäre, Ly-
baert entsandt, dem sich die Holländer Mesdag —
mit einer virtuosen Marine, — P. I. C. Gabriel, I. w
Groot, Sande- Bakhuisen, Tholen, Valken-
bnrg, Henriette Ronner und Charlier — mitderauf
dem vorjährigen „Salon" ausgestellt gewesene Gips-
gruppe „Jm Gebet" — aus Brüssel anschließen. Auch
die englischc Kunst hat sich nicht in allzu starke Kon-
tribution setzen lassen; außer jenem obenerwähnten
Aqnarellenalbnm,zu dem sich allerdings die klaugvollsten
Namen des Landes, wenngleich nicht mit durchweg
gleichwertigen Leistungen, vereinigten, hat bloß die eiue,
freilich auch einzige „Miß Grant" H. Herkomers den
Weg zu uns gefnnden, wo denn dic angelsächsische Rasse-
schönheit — deren berühmtem „Weiß inWeiß" übrigens
das grelle Oberlicht schlecht genug bekommt — mit
der ganzen Lebhaftigkeit des Wiener Temperaments
angeschwürmt wird. Erfreulicherweise belegt hingegen
Schweden-Norwegen. einen Saal für sich, in dem
die Laudschaften Normanns, Smith-Halds, Stol-
tenbergs, Munthe's, H. Dahls den Ruf ihrer
meistenteils der Düsseldorfer und Berliner Schule an-
gehörigen Urheber neuerlich befestigen.
Zeitbilder, Genre, Landschaft uud Porträt be-
stimmen die Physioguomie auch der Miener Aus-
stellung. Die Historie liegt fast ausschließlich in den
Händen der Spanier, die niit einer Auswahl unifäng-
licher Gemälde Casanova's y Estorach, Vimie-
gea's, Checa's, Moreno's, Abril's v Bla sco u. A.
aus dem Madrider Museum einen sehr instruktiven
Einblick in die moderne Kunst der iberischen Halb-
insel gewähren. — Unter den Jtalienern, die mit
dem ansehnlichen Kontingent vou ca. hundert Num-
mern aufrücken, begrüßt man vielfach Bekannte aus
der besseren Gesellschaft der vorjährigen venezianischen
Ausstellung: Favretto's „Auf der Promenade", S.
Rotta's „Forzati", Ciardi's „Frühlingswolken",
Die internationale Jubiläumsausstellung in Wien.
382
thanische Malerei, die an die Verwandtschaft des ma-
gyarischen Blutes mit dem französischen mahnt. Benc-
zurs Tisza-Porträt und ein weibliches Bildnis des
in Wien ausgebildeten, augenblicklich in Warschau
lebenden Kaschauers Horowitz, von^dem auch eine fein
empfundene Familicuscene herrührt, stehen obenan.
Munkacsh sandte sein PorträtLiszts. Launige Genre-
bilder sieht man vou Agghäzy, Ksmöndh, Bihari,
Peske, Roskovicz, Margitay, trefsliche Land-
schaften vou L. Ebner, eine iuteressant gemachte
Historie „Gälbabs Tod" vou dem in München thäti-
gen Fr. Eisenhut. — Schwach haben sich die Polen
beteiligt; Matejko hätte besser gethan, seine beiden
branstigen Frauenfiguren zu Hause zu behalten; ein
großes Geschichtsgemülde, dessen Stoff ans den pol-
nischen Befreiungskämpfen von 1794 gegriffen, soll
uoch im April eiulangen. Siemiradzki's römisches
Liebesidyll „Glühwürmchen" fesselt vornehmlich durch
die poetische Sabinerlandschaft; Tüchtiges bieteu zwei
Schlachtenbilder Kossaks, Malczewski's „Etappe",
Mankowski's „Erweckung dnrch den heil. Petrus".
Die deutsche Abteilung — mehr als dreihundert
Nummern — besiedelt den nach ihr genannten großen
westlichen Längssaal und je zwei weitere Gelasse im
Partcrre und ersteu Stocke. Die Berliner sind am zahl-
zahlreichsten erschienen, München und Düsseldorf halten >
sich ungefähr die Wage, Karlsruhe, Weimar, Dresden
haben Hochwillkommenes beigesteuert. Defreggers
„Salontiroler" — hinter dem seiue neueste Schöpfung
„Feierabend anf der Alm" erklecklich zurücksteht, —
A. v. Werners „König Wilhelm am Grabe der
Königin Luise", Gentz' „Jdyll in der Thebaide",
Lenbachs Bismarck-Porträt aus der Münchener
neuen Pinakothek, die Bildnisse Mommsens nnd Helm-
holtzs von Knaus, Werner Schuchs Reiterbilder
von Zietheu uud Seidlitz, Uhde's „Komm, Herr Jesu,
sei uuser Gast", W. Firle's „Morgeuandacht" uud
„Sonutagsschule", Frithjof Smiths „Jn der Kirche",
Kallmorgens „Feuerreiter", Hermanns „Fleisch-
halle in Middelburg", Stahls „Schluß der Saison",
Begas' Gipsgruppe: „Der elektrische Funke" absol-
viren ein Wiener Gastspiel. An Menzels schlichter
Größe erbaut man sich wieder vor der bekannten
„Zurückkehrenden Prozession" und einer Suite seiner
lebensprühenden Aquarelle. llnter den neueren Erschei-
nungen werden uns Bokelmanus „Nordfriesisches
Begräbnis", P. Meyerheims „Bei den Zigeunern",
Vautiers „Bange Stunde" nnd „Schachspieler", F. A.
Kaulbachs „Porträt des Prinzregenten", W. Diez'
„Das Verhör", Thedy's Jnterieur, ein Rococobild-
chen Seilers, Skarbina's „51ücheuhof eines breto-
nischen Hotels" noch näher beschäftigen. Jn der Land-
schaft glünzen A. Achenbach, Schönleber, Baisch,
Gude, Bracht, Pohle, L. Dill, Bartels — dic
beiden letzteren mit trefflichen Gouaches, im Tierstück
Gebler, Maffey, Meyerheim, Zügel. Fnsehrviel
bescheideneren Grenzeu hält sich selbstredend die Ver-
tretung derPlastik; mit Eberleins „Psyche", Kleins
schon augeführter Gruppe, Begas' Bismarckbüste,
Sommers Bronzestatuetten sind ihre Trümpfe auf-
gezühlt. — Qualitativ bedeutet die deutsche Abteilung
— feierte doch leider eine Reihe erster österreichischer
Kräfte, vorab die Münchener Kolonie! — jedenfalls
den Scheitelpnnkt der Ausstellung.
Da die Brüsseler, gleich den Franzoseu und Russen,
noch in elfter Stnnde dnrch ihre Absage unangenehm
überraschten und erst uachträglich ihr Kommen für deu
April wieder angekündigt haben, hat die vlämische
Schule vorläufig nur ein Fähnlein Antwerpener und
Genter Meister, wie Anderaa, Lamoriniäre, Ly-
baert entsandt, dem sich die Holländer Mesdag —
mit einer virtuosen Marine, — P. I. C. Gabriel, I. w
Groot, Sande- Bakhuisen, Tholen, Valken-
bnrg, Henriette Ronner und Charlier — mitderauf
dem vorjährigen „Salon" ausgestellt gewesene Gips-
gruppe „Jm Gebet" — aus Brüssel anschließen. Auch
die englischc Kunst hat sich nicht in allzu starke Kon-
tribution setzen lassen; außer jenem obenerwähnten
Aqnarellenalbnm,zu dem sich allerdings die klaugvollsten
Namen des Landes, wenngleich nicht mit durchweg
gleichwertigen Leistungen, vereinigten, hat bloß die eiue,
freilich auch einzige „Miß Grant" H. Herkomers den
Weg zu uns gefnnden, wo denn dic angelsächsische Rasse-
schönheit — deren berühmtem „Weiß inWeiß" übrigens
das grelle Oberlicht schlecht genug bekommt — mit
der ganzen Lebhaftigkeit des Wiener Temperaments
angeschwürmt wird. Erfreulicherweise belegt hingegen
Schweden-Norwegen. einen Saal für sich, in dem
die Laudschaften Normanns, Smith-Halds, Stol-
tenbergs, Munthe's, H. Dahls den Ruf ihrer
meistenteils der Düsseldorfer und Berliner Schule an-
gehörigen Urheber neuerlich befestigen.
Zeitbilder, Genre, Landschaft uud Porträt be-
stimmen die Physioguomie auch der Miener Aus-
stellung. Die Historie liegt fast ausschließlich in den
Händen der Spanier, die niit einer Auswahl unifäng-
licher Gemälde Casanova's y Estorach, Vimie-
gea's, Checa's, Moreno's, Abril's v Bla sco u. A.
aus dem Madrider Museum einen sehr instruktiven
Einblick in die moderne Kunst der iberischen Halb-
insel gewähren. — Unter den Jtalienern, die mit
dem ansehnlichen Kontingent vou ca. hundert Num-
mern aufrücken, begrüßt man vielfach Bekannte aus
der besseren Gesellschaft der vorjährigen venezianischen
Ausstellung: Favretto's „Auf der Promenade", S.
Rotta's „Forzati", Ciardi's „Frühlingswolken",