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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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König, M.: Noch einmal John Webber und die Erfindung der Lithographie
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Bredius, Abraham: Neue Ankäufe in Antwerpen und Brüssel, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0206

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399

Neue Ankciufe in Autwerpen und Brüssel.

400

sammlungen, über etwa in ihren Händen befindliche
Exemplare Nachricht zu geben." — Jch bin in der ange-
nehmen Lage, Herrn Koehlers Wunsch sofort zu erfnllen.

Es finden sich nttmlich hier in Wien, in der
Albertina, jene sechzehn Blätter Webberscher Drucke
vor, welche Nagler in dem 22. Bande seines „Neuen
allgemeinen Kiinstler-Lexikons" unter dem Artikel
„John Webber" als von Boydell in London heraus-
gegeben beschreibt.

Unter diesen sechzehn Blättern befinden sich fiinf-
zehn, welche die von mir in meinem Briefe an Herrn
Koehler beschriebenen sind i landschaftliche, mit Figuren
staffirte Darstellungen, genau in derselben Technik der
Konturen und Schraffirungen der gteverse der Zeich-
nungen.

Diese sechzehn Bltttter find nach dem von Stapart
in Paris 1778 herausgegeben Werkchen „lVurt a
»ravsr sn cuivrs avso 1s xinesa.n." — die Knnst niit
dem Pinsel in Kupfer zu stechen — mit mehreren
Steinen in Tusch- und Sepiatönen geistvoll, kühn und
fein lavirt, stimmen aber in den Kontnren nnd allen
Strichen der Schraffirungen, sowie in der Farbe genan
mit jenen der Reverse überein, sowie diese mit jenen
der Bleistiftzeichnungen.

Meine fünfzehn Zeichnungen nnt ihren Revcrsen
sind alsv weder Abhübe noch Abdrücke Vvn Aus-
hebungen eines Ätzgrundes vder Firnisses, tvie Hcrr
Koehler behauptet, denn die Reverse der Zeichnungen
und die Drucke in der Albertina sind in Zeichnung,
Korn der Striche, deren Abstufungen und Farbe, die
genauesten Faksimiles, weil mit eineni und demselbcn
Striche und mit derselben Farbe gemacht.

Die Bltttter in der Albertina sind um einige
Centimeter schmttler und niedriger als die Zeichnungen
und ihre Reverse, weil Webber, der die Herausgabe
und den Drnck selbst besorgte, wie aus seinen ver-
schiedenen Bezeichnungen ll. IVsbbsr kesit — 4.
Wsdbsr R. L.. kssit — ll. IVsbbsr ksoit 1788 —
nnd der Angabe seiner Adresse: vulllisllsäll^ä.lVsllllsr
312. Oxkorä skrsst, 1,onäon, ersichtlich ist, die Zeich-
nungen erst auf dem Stcin mit den gleichfarbigen
Kreidestrichen encadrirte, und an den bciden Seiten
wie im Vordergrunde 2 bis 3 nnn der Zeichnungs-
breite der Konzentration des Gegenstandes opferte,
den Naum für die Lüfte aber nach malerischem Be-
darf höher oder niederer hielt.

Die Drucke der Albertina haben aber anch
außer der Signatur Webbers, außer seiner oben er-
wtthnten Adresse, nnd außer der Hinweisnng auf
Band, Kapitel und Seite der englischen Original-
ausgabe des Cookschen Reisewerkes ^), wo der dar-

l) ^ V0MKS to tüs paoiüo Oosaii ll^ tüs oommanä
ok dis Llujsst^, nnäsrtalrinA kor nmkinK visoovsriss in

gestellte Gegenstand beschrieben ist, auch noch einc
kurze Namhastmachung desselben auf dem unteren
breiten Rande, und zwar sind alle diese Texte in
feiner cnglisch-lateinischer Schrift mit der Radirnadel
von einem geübten Schriftstecher in den Stein gravirt.

Vielleicht wird Herrn Koehler die Gelegenheit ge-
boten werden, Drucke wie jene in der Albertina zu
sehen, dann wird er wohl überzeugt werden, daß es
ihm nicht gelnngen ist, wie er beabsichtigte, meine An-
sicht „mit einem Stvße aus der Welt zu schaffen",
und duß die Kunstwelt John Webber nicht nur als
einen der ersten Eclairenrs auf deni Kunstgebiete der
Lithographie, sonderu als einen der ersten Meister der-
selben anznkennen hat.

Hiermit wird in keiner Weise angestrebt, das
große Verdienst Senefelders um die Einführung, Ver-
breitung und Ausbildung der Lithographie zu schmtt-
lern, aber ihu als deren Erfinder, nnd besonders als
den des lithographischen Umdrucks, gelten zu lassen,
gestatten die Arbeiten Webbers in dieser Technik nicht.

Neue Ankäufe in Antwerpen und Brüssel.
von A. Bredius.

(Schliiß.)

Sehen wir uns jetzt etwas in der Brüsseler
Sammlung um, welche seit ciniger Zeit im allgemeinen
recht glücklich IM Ualaw äes Vsaux-lli'ts aufgestellt ist.

Diese Galerie erwarb um 100000 Francs einen
Rembrandt (?), der znnttchst unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch nimmt. Auch weniger skeptische Knnst-
kenner als Herr Prof. Levin, der die Signaturen gar
zu schnell in Verdacht zicht, wcrden mir zugeben, daß
die Bezeichnnng „Rembrandt" auf diesem Bilde unecht
ist. Hier nivchte ich mit Levin ausrufen: Ein Spiritus-
hauch — und sie verschwindet! Von der Jahreszahl
mögen drei Zisfern echt sein; die vorletzte, eine 5,
„schreit" Vvr Fälschung. Wahrscheinlich stand einmal
1644 darauf. Wenn wir jetzt das Bild betrachten, so
findcn wir es zunttchst herrlich, bewundernswert. Trotz
der anßerordentlichen Häßlichkeit der alten Frau, welchc
wir vor uus haben, ist es dem Künstler gelungeu, ciu
schönes Bild zu schaffen, welches durch vortreffliche
Charakteristik, schönes Helldnnkel, kräftiges Kolorit,
breite Pinselführnng den Beschauer lange fesselt.
Studiren wir dann aber genau die Malweise, so fin-
den wir allerlei, was uns zögern läßt, dieses Werk

nortüsi'ii Lsmisxlikisi'k to üstöimins tbs xositiou nnä Lx-
tsnt ok tüs 4Vsst-8iäs ok diortii-Lillsrion, its äistanos krom
L.8ÜI, anä tbs xinotios,billtzi ok a nortüörii passiitz's to
Luroxs, in Iiis Nujsst^'s Sbixs „ktssolution" unä „visoo-
vsr^" in tlls ^surs 1776 still 1780, xsrkormsä unäer tlls
virsotion ok Oooll, Olsrll anä Oors. vonäon 1785 , ivitll
öllAi'LvillAS uktsi rVollllsi' dv Woolöt, Ilaitolon/i V^INS öto.
 
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