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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0047

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Vermischtos.

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Linden zu gelegenen Ausstellungssäle (Uhrsaal, Langer Saal,
Linden-Korridor) einer Erneuerung unter Leitung des Bau-
rats Wallot unterzogen worden, wodurch im Centrum der
Stadt ein bequem gelegenes und würdiges Lokal für kleinere
und Eliteausstellungen geschaffen worden ist. Wie verlautet,
wird die erste dieser Ausstellungen noch vor Ablauf dieses
Jahres stattfinden. Sie soll nur Werke von Mitgliedern der
Akademie enthalten.

%* Wegen anijeblicli an /lern lf( idelberger Schlosse ver-
übter Barbareien wurden kürzlich in einem anonymen Artikel
der „Straßburger Post'' schwere Vorwürfe gegen die badische
Regierung erhoben. Darin war behauptet worden, man habe
von Karlsruhe aus die Absicht, die 32 Figuren des Otto
Heinrichs- und Friedrichsbaues kopiren und diese Kopieen
in Zukunft die Standplätze der ehrwürdigen Originale ein-
nehmen, letztere aber in ein Museum nach Karlsruhe wan-
dern zu lassen. Da auch andere Tagesblätter diese Behaup-
tung weiter verbreitet haben, so hat sich der Vorstand der
Großherzogl. Baudirektion, Baudirektor Prof. Dr. J. Dürrn,
zu einer Berichtigung in der „Badischen Landeszeitung" ver-
anlasst gesehen, von der er dem „Centraiblatt der Bauver-
waltung" unter Beifügung einiger weiteren, den Sachverhalt
betreffenden Mitteilungen Kenntnis giebt. Hiernach ist das
Ergebnis der Verhandlungen der seinerzeit von dem Groß-
herzoglichen Ministerium der Finanzen einberufenen Kom-
mission für die Erhaltung oder Wiederherstellung des Heidel-
berger Schlosses seitens der Regierung den Mitgliedern der
Kommission gegenüber als streng vertraulich bezeichnet ge-
wesen. Trotzdem sickerte so manches für das große Publi-
kum durch. Andererseits hatte der Heidelberger Schloss-
verein in seinem „Neunten Bericht vom März 1892 an seine
Mitglieder" die Beschlüsse der Kommission dem Wortlaute
nach abgedruckt und bekannt gemacht. Sie sind danach
wie folgt gefasst: „1. Eine vollständige oder teilweise Wieder-
herstellung des Schlosses kommt nicht in Betracht. 2. Die
vorzunehmenden Arbeiten müssen bis in die kleinsten Teile
auf Erhaltung des Bestehenden gerichtet sein. Erneuerun-
gen sollen erst dann vorgenommen werden, wenn das Be-
stehende vollständig oder schon soweit zerstört ist, dass eine
Ausbesserung ausgeschlossen erscheint. Dieser Satz betrifft
nicht nur das rein Bauliche, sondern auch den künstlerischen
Teil der Ruine, sowohl Ornamente wie figürliche Dar-
stellungen. 3. Als erstes Erfordernis ist zur Erhaltung der
Bauwerke eine sachgemäße Abführung der Grund- und Tag-
wässer zu bezeichnen. 4. Dieser Maßregel würde sich die
Sicherung aller Mauerteile gegen Witterungseinfiüsse durch
entsprechende Ausfugungen, Abdeckungen und Versteifungen
u. dgl. anzuschließen haben. 5. Es empfiehlt sich, den pla-
stischen Schmuck des Schlosses in den westlichen Teilen
jetzt schon abzuformen, damit bei eintretender völliger Zer-
störung der Originale zuverlässige Vorbilder für die Erneue-
rung vorhanden sind. Dabei ist für eine gesicherte Auf-
stellung und dauernde Erhaltung der Abgüsse Sorge zu
tragen. 0. Der Schlosshof ist für Fuhrverkehr zu schließen
und in der gärtnerischen Ausstattung mit dem Charakter
seiner baulichen Umgebung mehr in Einklang zu bringen,
unter Wiederaufrichtung des alten Springbrunnens. 7. Die
an den Bauten wuchernde Vegetation ist an allen Stellen
zu entfernen, wo künstlerisch ausgebildete Bauteile dadurch
verdeckt sind, ebenso wo sie die Substanz des Bauwerkes
augenfällig gefährdet, dagegen an Stellen zu belassen, wo
dies aus landschaftlichen Rücksichten geboten erscheint.
Dies letztere bezieht sich besonders auf den die Festungs-
werke umziehenden Epheu. S. Die Erscheinung der Schloss-
ruine von außen, besonders von Osten her, wird durch den

Baumwuchs von Jahr zu Jahr mehr beeinträchtigt. Hier
ist der Überwucherung beizeiten in geeigneter Weise Ein-
halt zu thun, jedoch unter sorgsamster Wahrung der Schön-
heit der Baumanlagen an sich." Im Anschluss an diese Be-
stimmungen hatte die Großherzogliche Regierung eine An-
forderung von 250 000 M. in den Staatshaushalt eingestellt,
welcher Betrag von der Ständekammer genehmigt wurde
und zunächst für die unter 3 geforderte Entwässerungsanlage
sowie für die unter 4 und 5 verlangte Wiederherstellung
bezw. Abformung der Figuren am Friedrichs- und Otto Hein-
richsbau Verwendung finden soll. Die Abformung der Fi-
guren in Gips wäre nach den Erhebungen mit außergewöhn-
lich hohen Kosten verknüpft gewesen und auch mit Rück-
sicht auf den Zustand der Figuren nicht gut zulässig, sollten
diese nicht aufs Spiel gesetzt werden, und so entschloss man
sich dazu, die sämtlichen Figuren von ihren Standorten
herabzunehmen und unmittelbar in Stein nachbilden zu
lassen. „Die neuen Kopieen", so schreibt Dürrn, „werden
den Beschlüssen gemäß in einem Gelasse des Heidelberger
Schlosses eine gesicherte Aufstellung finden, während die
alten ausgebesserten ,verkitteten und verklammerten' Herren
ihren alten Standpunkt, wenn überhaupt noch möglich,
wieder einnehmen sollen. Segnet einer derselben früher oder
später das Zeitliche, so wird ihm ein Nachfolger in den vor-
handenen Kopieen erstehen."

Die Ruinen von „Ang-Kor". Die jüngsten politischen
Begebenheiten haben die Aufmerksamkeit auf den großen,
zwischen Cambodja und Siam gelegenen See „Toule-Sap"
gelenkt, sowie auf die beiden siamesischen Provinzen, Ang-
Kor und Baltonbong, welche ersteren begrenzen. Vor kurzem
brachte der „Progres de Saigon" einen Bericht mit Illustra-
tionen über den See, die beiden genannten Provinzen und
über die berühmten Ruinen von „Ang-Kor". Dieser Gebiets-
teil liegt nördlich von Cochin-China, zwischen Siam, dem
Ocean und den wenig erforschten Laos-Distrikten. Das Land
ist jetzt nur schwach bevölkert, obgleich in früheren Zeiten
dort ein Volk wohnte, welches einen großen Namen im
Orient besaß und durch eine Reihe berühmter Regenten be-
herrscht wurde. Der genannte See wird während der Regen-
zeit durch einen Nebenfiuss des Mekong (Meh-Kong) oder
Kambodscha gebildet und jener kann alsdann durch große
Dampfschiffe befahren werden, welche nach Siemreap, an die
Nordspitze des Sees gehen, nahe bei den Ruinen von „Ang-
Kor", den bedeutendsten Überresten der „Khmer"-Civilisation.
Der erwähnte Binnensee führt auch vielfach auf neueren
Karten, den Namen „Bien-ho", wie denn überhaupt die
Schreibweise und Aussprache der dortigen geographischen
Namen eine sehr verschiedene ist. Diese Ruinen wurden
von den Spaniern und Portugiesen 1504 entdeckt und zuerst
in einem in Barcelona im 17. Jahrhundert erschienenen
Werke beschrieben. Chinesische Berichte sind aber aus
einer weit früheren Periode vorhanden, aus dem 13. Jahr-
hundert, und diese wurden durch Abel Resumat veröffent-
licht. Sie enthalten Beschreibungen der beiden berühmten
Tempel von „Ang-Kor-Wat" und „Ang-Kor-Th6m", die sicher
mit den heutigen Ruinen als identisch zu bezeichnen sind.
Die beiden Hauptstädte Kambodschas wurden 1357 von dem
siamesischen König Ramathibodi vollständig zerstört. Auch
diese vernichteten Orte fuhren in der Beschreibung ver-
schiedener Gelehrten in der Orthographie etwas voneinander
abweichende Namen, obgleich über die Identität selbst kein
Zweifel herrscht, so z. B.: „Nakon-Vat" und „Nakhon-Tom".
Die gedachten Bauwerke sind von deutschen und französischen
Forschern beschrieben worden, so namentlich von Bastian
„Die Völker des östlichen Asien", und von Moura „Le
 
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