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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0074

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Personalnachrichten. — Preisverteilungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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ment polychrome", „Le Costume historique" und anderer
Veröfl'entlichungen des Verlegers Firmin-Didot, ist am 1. No-
vember in Montfort-PAmaury (Seine-et-Oise) im Alter von
68 Jahren gestorben.

*„* Der französische Landschaftsmaler Emanuel Lansger
ist Anfang November zu Paris im Alter von 58 Jahren ge-
storben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Zu Mitgliedern des bayerischen Maximiliansordens
für Kunst und Wissenschaft sind der Akademiedirektor und
-Maler v. Löfftz und die Architekten Prof. Thiersch und
Prof. Ilaubcrrisser in München ernannt worden.

*„* Der Maler Fritz Koch in Kassel ist zum ordent-
lichen Lehrer an der königlichen Kunstakademie daselbst
ernannt worden.

= tt. Karlsruhe. Der Professor Carlos Grethe an der
Großherzoglichen Kunstgewerbeschule ist unterm 27. No-
vember zum etatmäßigen Professor an der Akademie der
bildenden Künste ernannt worden.

*„* Den Düsseldorfer Malern Ferdinand Fagerlin, Fer-
dinand Briitt und Ludwig Munthe ist das Prädikat Professor
beigelegt worden.

PREISVERTEILUNGEN.

%* Von der Berliner Kunstakademie. Das Stipendium
der Dr. Adolf Menzel-Stiftung im Betrage von 800 M. ist
durch Beschluss des Kuratoriums der Stiftung für das Jahr
1894 dem Maler Fritz Oreve aus Malchin in Mecklenburg
verliehen worden.

DENKMÄLER.

%* Das Komitee für das Kaiser Wilhelm-Denkmal in
Stuttgart macht zur Widerlegung falscher Zeitungsnachrichten
bekannt, dass vor einigen Monaten über 20 hervorragende
Künstler Deutschlands und Österreichs zu einem neuen Wett-
bewerb eingeladen worden sind und dass eine große Anzahl
von Zusagen erfolgt ist. Der Termin zur Einsendung der
Entwürfe ist auf den 1. April 1894 festgesetzt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Kunstausstellung in Lucca. Bei Gelegenheit der all-
jährlich im Monate September in Lticca stattfindenden Feste
wurde in diesem Jahre eine besondere Ausstellung von Kunst-
gegenständen jeglicher Art veranstaltet, welche sich im Be-
sitze der Stadt und Provinz Lucca und im Privatbesitze
dort befinden. Die Kunstschätze waren im Palazzo provin-
ciale, in der Privatgalerie Mansi-Orsetti und im Kapitelsaale
des Domes ausgestellt. Die Ausstellung im Palazzo provin-
ciale wie im Palazzo Mansi hatten beide den gleichen Fehler,
dass man zu sehr auf ein äußerlich wirkungsvolles Arran-
gement des Ganzen Rücksicht genommen hatte, wodurch
gerade eine große Anzahl der interessantesten Kunstwerke
sehr häufig weniger zur Geltung kam. Dabei war die Be-
leuchtung in den meisten Sälen des Palazzo provinciale eine
wenig günstige. Bei der großen Zahl der ausgestellten
Gegenstände war deshalb ihre eingehendere Beschreibung
so gut wie unmöglich. Nur der kleinere Teil davon
entstammte den Sammlungen des Istituto di belle arti
und der Pinacoteca comunale; den größten Teil, und
meistens die schönsten Sachen, hatte der reiche Adel der
Stadt beigesteuert. Die ausgestellten Gegenstände umfassten

das Gebiet der Malerei, der Skulptur und der Kunstinduatrie
in allen ihren Zweigen aus dem 11. bis ins 18. Jahrhundert.
Über die Ausstellung im Palazzo provinciale giebt ein Katalog
nähere Auskunft (Esposizione di arte e industria antica in
Lucca 1893. Tipografia Alberto Marchi). Über die im Pa-
lazzo Mansi ausgestellten Sachen war leider kein Katalog
verfasst worden. Die hervorragendsten Sachen der Aus-
stellung sind von Alinari in Florenz in einer größeren An-
zahl von Photographieen kürzlich publizirt worden. Sie
liefern aufs neue den Beweis dafür, ein wie großer Reichtum
an Kunstgegenständen sich immer in Italien selbst in einem
so kleinen Gebiete wie dem der Provinz Lucca noch vor-
findet, ohne dass weiteren Kreisen die Existenz so mancher
Kostbarkeiten bekannt wäre. — Die Ausstellung im Kapitel-
saale des Domes bot in 66 Nummern nur einen sehr kleinen
Teil aus den Schätzen der wertvollen Bibliothek des Dom-
kapitels. Es waren Codices, Miniaturen, Manuskripte und
Drucke aus dem 6. bis zum 16. Jahrhundert ausgestellt. Ein
Teil davon war bereits, soweit er sich auf die Geschichte
der Musik bezog, im vorigen Jahre auf der Wiener inter-
nationalen Musik- und Theaterausstellung bekannt geworden.
Über die im Kapitelsaale ausgestellten Sachen war gleichfalls
ein Katalog verfasst worden, der jedoch nicht im Handel
erschienen ist.

Düsseldorf. Zu Ehren des am 15. August d. J. entschla-
fenen Historienmalers Prof. Carl Müller fand am 30. No-
vember eine Gedächtnisfeier statt, an welche sich jetzt eine
Ausstellung von einem Teil der Werke, Skizzen und Zeich-
nungen von des Meisters Hand in den Räumen der Kunst-
halle angeschlossen hat. Die sogen, „nazarenische" Maler-
schule in Rom, welche der Ausgangspunkt für die Kunst-
richtung Overbeck's, Cornelius', Wilhelm Schadow's bildete,
zählte auch Müller zu den ihren. Als Sohn des großherzog-
lichen Museumdirektors Müller in Darmstadt 1819 geboren,
wuchs er unter Kunstwerken auf und erhielt vom Vater eine
sorgfältige künstlerische Erziehung und Vorbereitung, die
seine Richtung auf die streng kirchliche Historienmalerei
bestimmte. In Düsseldorf, wohin er auf die Akademie kam,
trat er unter den Einfluss Wilhelm Schadow's, schloss sich
aber am engsten an Ernst Deger und begründete im Verein
mit diesem, mit Andreas Müller und Franz Ittenbach die
neuere Düsseldorfer katholische Historienmalerei. Ein mehr-
i jähriger Aufenthalt in Italien, der zu Vorstudien für die
Ausmalung der St. Apollinariskirche benutzt wurde, brachte
diesen Stil zur Reife. Ohne der Einseitigkeit der „Nazarener"
zu verfallen, hatten sie deren Vorbilder, die alten Floren-
tiner und Umbrier studirt, sowie die Meister des 16. Jahr-
hunderts. Der Natur standen sie freier und unbefangener
gegenüber. Ihre Bilder halten so die ideale Stimmung der
mittelalterlichen Werke fest, während sie sich gleichzeitig
der natürlichen Empfindung einer neuen Zeit nicht ver-
schließen. — Was aus der Hand Karl Müller's hervorging,
das zeigt aufs neue diese Ausstellung, enthält die ganze
Liebe und Hingebung eines im idealen Stile arbeitenden
Künstlers. Jedes seiner Werke bis zur kleinsten Zeichnung
atmet sein ganzes Können, seine ganze Treue. Die minutiö-
seste Durchführung bei voller Lebendigkeit, die seelische
Vertiefung bis in alle Einzelheiten hinein sind bewunderns-
wert. Durch Müller's Hinscheiden hat nicht nur der Kreis seiner
Nächsten und Freunde, sondern die kirchliche Kunst und
die Kunstakademie, welcher er durch eine lange Reihe von
Jahren vorstand, einen großen Verlust erlitten. Seine gewissen-
hafte Verwaltung, Gerechtigkeit und Duldung hatten vieles ge-
wirkt und seine Bescheidenheit ließ ihn keinen Feind haben,
wie er auch niemanden befehdete. Sein Andenken wird ein
 
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