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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0113

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

■2HS

und der Schaupöbel" erschienen, die ebenfalls mit einem
wahren Feuereifer die Ansichten und Empfindungen der
Gegenpartei zum Ausdruck bringt (Dresden, Kunstdruckerei
Union, Herzog & Schwinge). Der Verfasser der letztgenann-
ten Broschüre hat schon früher gegen „Rembrandt als Er-
zieher" in der Schrift Est, est, est! polemisirt.

NEKROLOGE.

R. B. Siegmund Pickert f. Den G. Dezember 18015 starb
/.u Nürnberg, 68 Jahre alt, der weltbekannte Antiquitäten-
händler Siegmund Pickert. Er wurde geboren am 25. Ok-
tober 1825 zu Fürth als Sohn des Antiquitätenhändlers
A. Pickert, besuchte die Schule in Fürth, interessirte sich
besonders für Sprachen und trat schon früh als Gehilfe in
das Geschäft seines Vaters, welcher, seiner Zeit voraus, den
Wert der von den meisten verachteten Altertümer erkannte
und als guter Kaufmann pekuniär zu verwerten wusste. Er
hatte in Fürth ein ganzes Haus mit Antiquitäten aller Art
gefüllt. Der junge Pickert war hier in einer guten Schule;
er hatte die beste Gelegenheit, sein Auge zu schärfen und
im Umgang mit bedeutenden Gelehrten und Künstlern seine
Kenntnisse zu bereichern. Und auf diese Weise bildete er
sich allmählich zu einem der feinsten Kenner aus, dessen
Urteil besonders in Fällen, wo es sich um Entscheidung der
Frage, ob ein Gegenstand alt oder neu sei, handelte, nahezu
unfehlbar war. Im Jahre 1856 verlegte der alte Pickert sein
Geschäft nach Nürnberg in ein von ihm erkauftes großes,
altes Patrizierhaus mit malerischem Hofe am Dürerplatz und
füllte dasselbe in allen seinen Teilen mit einer erdrücken-
den Menge von Altertümern aller Art. Nach dem im Jahre
1870 erfolgten Tode seines Vaters übernahm Siegmund
Pickert selbständig das Geschäft desselben und führte es in
gleicher Weise fort. Den durch Verkauf erfolgenden Abgang
zu ersetzen, war Pickert stets eifrig bemüht, sowohl in Nürn-
berg selbst, dessen Vorrat an alten Kunstwerken damals
noch unerschöpflich schien, als auch auf zahlreichen großen
Reisen in die Länder alter Kultur. Das Pickert'sche Anti-
quitätenlager wurde schon in Fürth und ist in Nürnberg
noch heute eine Sehenswürdigkeit der Stadt, welches alle
hervorragenden Fremden besuchen. Siegmund's Bruder Max
hatte ein eigenes Antiquitätenmagazin begründet, vereinigte
es jedoch im Jahre 1872 mit demjenigen seines Bruders.
Ein großer Teil der Gegenstände in den zahlreichen und
ausgedehnten Sammlungen desGennanischenMuseums stammt
aus Pickert'? chem Besitz. Eine Stiftung S. Pickert's an die
Stadt Nürnberg ist die Bronzestatuette eines Dudelsack-
pfeifers (Abguss eines mittelalterlichen Modells aus Holz)
in der Heugasse.

PERSON A LN A CHRICHTEN.

* Die phil.-hist. Klasse der k. u. k. Akademie der Wissen-
schaften in Krakau hat am 11. Dezember 1893 Herrn Ar-
chivar Dr. Ehrenberg in Königsberg i. P. zum ständigen Mit-
gliede ihrer kunsthistorischen Kommission ernannt. Es ist
unseres Wissens das erste Mal, dass einem Deutschen diese
Auszeichnung zu Teil wird.

DENKMÄLER.

*„* Mit der Ausführung der Figur des Kaisers Barba-
rossa für das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser
ist der Bildhauer Xieolaus Geiger in Wilmersdorf bei Berlin

beauftragt worden. Die sitzend dargestellte Figur, die nach
dem Gesamtentwurf in der Grotte der Terrasse ihren Platz
erhalten wird, wird in einer Höhe von 8 Metern in Stein
ausgeführt werden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

= tt. Mainz. Die städtischen Sammlungen in den Räu-
men des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses wurden durch
25 Statuen bereichert, welche vordem das prächtige Haupt-
portal der an der Ostseite des Domes befindlichen und 1803
zerstörten gotischen Liebfrauenkirche schmückten. Die im
vierzehnten Jahrhundert aus Sandstein hergestellten Bild-
hauerwerke sind trefflich gearbeitet und gut erhalten.

A.R. Der Maler and Badirer Max, Klinger, der nach
mehrjährigem Aufenthalt in Rom etwa vor Jahresfrist seinen
Wohnsitz in seiner Vaterstadt Leipzig genommen hat, ist
vor kurzem nach Berlin, seiner ersten Bildungsstätte und
der Wiege seines künstlerischen Ruhms, zurückgekehrt. Er
hat seine Rückkehr mit einer Sammelausstellung gefeiert,
die zwar nicht seine sämtlichen Werke enthält, aber doch
einen zusammenhängenden Überblick über seine Entwicke-
lung von 1877 bis 18i)4 gewährt. Da für die Ausstellung
die Räume von Amsler <ü Ruthardt gewählt worden sind,
mussten die Ölgemälde, von denen besonders die große
„Kreuzigung Christi" in Betracht kam, ausgeschlossen wer-
den. Aber neben dem so ziemlich vollständigen Radirwerk
konnten noch eine Reihe von Tusch- und Pastellzeichnungcn
(Gewand- und Aktstudien) und auch zwei plastische Schö-
pfungen ausgestellt werden. In Ubereinstimmung mit seinem
Freunde Karl Stauffer von Bern, von dem sich freilich Klinger
infolge eines unliebsamen Ereignisses der letzten Tage ent-
schieden losgesagt hat, wie uns scheint, aus sehr triftigen
Gründen, hat Klinger nämlich Versuche gemacht, die Über-
fülle seiner Gedankenwelt auch mit Hilfe der Plastik zu
entbinden. Der erste uns bekannt gewordene Versuch auf
diesem Gebiete war der mit allerhand mythologischem und
symbolischem Bildwerk geschmückte Rahmen des Paris-
urteils. Seinen Abschied von Rom hat er aber auch mit
einem selbständigen Werke der Plastik gefeiert, mit der
Halbfigur einer modernen „Salome" in antikem Gewände,
die uns in einem farbig behandelten Gipsmodell vorgeführt
wird. Die Tochter der Herodias, die zum Danke für ihren
Tanz das Haupt Johannes des Täufers erhält, erscheint hier
als Typus einer modernen Buhlerin, die mit kalten Augen
über ihre Opfer hinwegblickt. Die alten Mittel der plasti-
schen Kunst genügen nicht mehr, um die Phantasieen der
Künstler unserer Zeit, die Maler und Bildhauer zugleich sein
wollen, lebendig zu machen. Die Augen der Dirne sind aus
flimmerndem Onyx oder einem ähnlichen Stein eingesetzt,
damit sie desto starrer und kälter wirken. Die Farbe ihres
Haares ist ein seltsam schillerndes Gemisch von Schwarz und
Rot, und ihr antik gefaltetes Gewand, das den Hals frei
lässt, vor der Brust aber nur einen spitz zulaufenden Aus-
schnitt zeigt, ist grün getönt. Unterhalb der Brust schlägt
sie die Arme mit den hageren Fingern in dämonischer Ge-
lassenheit über einander, und unter ihnen sieht man links
den Kopf eines alten Börsenmannes unserer Zeit mit jüdi-
schem Typus, rechts den Kopf eines Jünglings, dessen edle
Züge die schmerzliche Enttäuschung des durch die List der
Buhlerin aus seinem Himmel gestürzten Idealisten wider-
spiegeln. Das mit einem grünlieh schillernden Tone über-
zogene Gesicht mit den ebenfalls eingesetzten Augen aus
gelblichem Stein erinnert an das todesstarre Antlitz der Me-
dusa Rondanini. Die „Salome" sowohl als auch das andere
 
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