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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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227 Nekrologe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. 228

singer, eine jener frischen Mädchenblüten von herzgewinnen-
der Anmut, wie sie der Meister in Aquarell und Pastell uns
vorzuzaubern versteht. Das mit virtuoser Beherrschung der
Mittel reproduzirte Blatt ist in Artaria's Verlag erschienen.
Ks bildet eine Zierde für Sammelmappe und Boudoir.

NEKROLOGE.

%* Der Architekt Kurl Johann huedeeke, Geheimer
Banrat, Mitglied der Akademie des Bauwesens, ist in Breslau
am 21. Januar im 08. Lebensjahre gestorben. Seine Haupt-
werke sind die gotische Börse in Breslau, das nach einem
Kntwurf von Langhans erbaute Theater daselbst und die
Rathäuser in Leobschütz und Striegau.

PREISAUSSCHREIBEN.

.' Ein Preis des deutschen Kaisers zur Forderung des
Studiums //er klassischen Kunst. Der „Reichsanzeiger" vom
27. Januar veröffentlicht folgenden Erlass des Kaisers an
den Kultusminister: „Zur Förderung des Studiums der klas-
sischen Kunst unter den Künstlern Deutschlands will ich
aus meiner Schatulle einen Preis von L000 M. jährlich stiften.
Diesen Preis werde ich an meinem jedesmaligen Geburtstage
demjenigen Künstler verleihen, welcher aus einer von mir
ausgeschriebenen Konkurrenz als Sieger hervorgehen wird.
Sowohl die Stellung der Aufgabe als auch die Verleihung
des Preises behalte ich mir selbst vor. Als erste Aufgabe
stelle ich: Die Restauration des in meinen hiesigen Museen
aufgestellten pergamenischen Frauenkopfes. Über Ausschrei-
bung und Einrichtung der Konkurrenz erwarte ich baldigst
Ihre näheren "Vorschläge. Berlin, den 27. Januar 1894.
Wilhelm R."

DENKMÄLER.

0 Als erste Haie für das in Berlin zu erriehtcnile
Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. war in dem jetzt
zur Beratung stehenden Reichshaushaltsetat die Summe von
1100000 M. gefordert worden. Gleichsam zur bildlichen
Erläuterung und Begründung dieser Forderung wurde der
von Kaiser Wilhelm II. zur Ausführung bestimmte Entwurf
von Reinhold Begas im Foyer des Reichstages ausgestellt.
Er begegnete hier aber einer sehr scharfen Kritik, die sich
schließlich zu einer einmütigen Verurteilung des Entwurfes
steigerte, die auch in den Organen der parlamentarischen
Parteien und in einem großen Teile der unabhängigen Presse
ihr Echo fand. In der Sitzung der Budgetkommission des
Reichstags vom 17. Januar, die sich mit der Angelegenheit
zu beschäftigen hatte, ist die Diskussion und Beschlussfas-
sung darüber auf Antrag des Abg. Dr. Hammacher auf un-
bestimmte Zeit vertagt worden. Es scheint, dass man durch
diese Vertagung vermeiden will, die durch die Einbringung
der neuen Steuergesetze geschaffene Situation noch mehr zu
verschärfen. Nach Lage der Sache hat der Reichstag durch
einen früheren Beschluss die Entscheidung über die Aus-
führung des Denkmals, d. h. also über die Wahl des Künst-
lers und des Entwurfs, aus der Hand gegeben, aber er hat
sich das Recht der Bewilligung der Gelder vorbehalten. Die
Frage ist nun, welchen Ausgang die anscheinend hinter den
Coulissen sich abspielenden Verhandlungen nehmen und ob
politische Fragen den Ausschlag in rein künstlerischen Dingen
geben werden. Die künstlerischen und sachlichen Bedenken,
die gegen den Begas'schen Entwurf sprechen, sind so zahl-
reich, dass die geringen Vorzüge dahinter völlig verschwinden.

So weit die öffentliche Meinung sich geäußert hat, wird am
schmerzlichsten empfunden, dass die großen Männer, die um
Kaiser Wilhelm I. gestanden haben, Kaiser Friedrich ITT.,
Prinz Friedrich Karl, Bismarck und Moltke, also gerade die
volkstümlichsten Helden, von dem Denkmale, trotz des un-
geheuren Kostenaufwandes, der dafür beanspracht wird,
ausgeschlossen worden sind. Jedenfalls kann das Denkmal,
wenn es nach dem jetzt anscheinend feststehenden Entwurf
von Begas ausgeführt wird, nicht mehr auf den Namen
eines Nationaldenkmals Anspruch erheben. Es ist zu einem
dekorativen Beiwerk des Schlosses herabgesunken, zu einer
stilgerechten Ausfüllung des freien Platzes, der sich nach
Niederlegung der Häuser an der Schlossfreiheit vor der
Westseite des Schlosses ausdehnen wird. — Nachdem obige
Zeilen geschrieben worden waren, hat die „Nationalzeitung"
eine Mitteilung gebracht, die der Hoffnung Raum giebt,
dass die Angelegenheit doch noch zu einem befriedigenden
Abschluss kommen werde. Danach soll der Kaiser erklärt
haben, dass er durchaus nicht an allen Einzelheiten des
Entwurfes festhalte, und es soll sogar eine Änderung in
betreff des Platzes nicht ausgeschlossen sein.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN-

*„* Die diesjährige Große Berliner Kunstausstellung
findet, wie die Kommission bekannt macht, im Landesaus-
stellungsgebäude am Lehrter Bahnhof vom 3. Mai bis
2. September statt; eine etwaige Verlängerung bleibt vorbe-
halten. Die auszustellenden Kunstwerke sind zwischen dem
15. und 31. März im Ausstellungsgebäude abzuliefern. Die
Geschäftsführung der Ausstellung ist dem Geschäftsführer
des Vereins Berliner Künstler. Herrn Hermann Preckle, über-
tragen worden. Alle Mitteilungen, Anfragen u. s. w. sind
an die „Große Berliner Kunstausstellung 1894", Landes-
ansstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof, Berlin NW., zu
richten.

VOM KUNSTMARKT.

Berliner Kunstauktion. Zu den bemerkenswerten Kunst-
auktionen dieses Jahres gehört die in Berlin am 13. Februar
im Rudolph Lepke'schen Kunst-Auktions-Hause stattfindende
öffentliche Versteigerung der Gemälde-Galerie des Herrn
Robert Wilhelm Spranger zu Florenz, die durch die augen-
blicklich vorherrschende Ungunst der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse Italiens auf dem deutschen Kunstmarkt zum Aus-
gebot kommt. Nur eine kleine Anzahl von Gemälden fremd-
ländischer Meister, die einen ehrenvollen Namen in der
Kunstwelt behaupten, ist dieser mit feinem Geschmack und
Verständniss von dem kunstsinnigen Sammler zusammenge-
stellten Kollektion angereiht; die überwiegende Mehrheit
der durch ihre Frische in der Farbe, flotte und sichere
Zeichnung und lebendige Komposition sich vorteilhaft aus-
zeichnenden Meisterwerke stammt von der Hand der Ver-
treter der jüngsten Kunstepoche der apenninischen Halbinsel
und bietet, da Herr Spranger mit seinen Erwerbungen im Jahre
1863 begonnen und dieselben noch bis in die neueste Zeit
fortgesetzt hat, einen interessanten und lehrreichen Überblick
über die jüngste Periode der neueren italienischen Kunst,
insbesondere der Florentiner Schule. Herr Spranger, der
Begründer und Direktor des Florentiner Kunstvereins, ein
in Italien bekannter und geschätzter Kunstmäcen, hat um
die Hebung der Kunst und Industrie in Italien sich hervor-
ragende Verdienste erworben. Durch seine mannigfachen
 
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