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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Lützow, Carl von: Neue farbige Reproduktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0143

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267 Neue farbige

Institutsbackfische; darauf „La Chrysalide" nach Be-
iort nebst ihrem Gegenstück „Le papillon"; dann
die in der Wiedergabe höchst vollendeten Blätter «Ma-
dame Polichinelle" und „Madame Arlequin" nach
Emile Bayard und das Wunder der Drucktechnik
„La Modiste" nach Kaemmerer, mit seinen fast ganz
in Weiß und Hellgrau gehaltenen und doch wir-
kungsvoll vom Hintergrunde sich abhebenden Figuren.
Auch zwei schöne Kinderbilder nach Bouguereau:
„Une lecon difficile" und „Deserted" sowie drei
kleine, höchst reizende Blätter nach Francois Flameng :
„La causerie" u. a. im Kostüm der Revolutionszeit,
gehören in die erste Reihe dieser köstlichen Publi-
kationen.

Bisweilen liegen nicht Aquarelle, wie bei den
bisher genannten Blättern, sondern Fastelle und Öl-
gemälde den Reproduktionen zu Grunde. Und auch
für diese bewährt das Goupil'sche Verfahren die
gleiche Trefflichkeit. Von der ersteren Art sei
z. B. das liebliche, in Rosen gebettete Brustbild der
„Ninon" nach Machard, von der letzteren die vom
aufgehenden Mond beglänzte Marine nach dem in
Paris gebildeten Amerikaner Harrison rühmend her-
vorgehoben.

In neuester Zeit liefert Goupil allerliebste der-
artige Farbendrucke in Kabinettformat, welche nach
Art der Photographieen in kleinen, reich verzierten
Holz- oder Bronzerähmchen auf den Tisch zu stellen
sind. Zu diesen „Estampes miniatures en couleurs"
gehören z. B. „LAigrette" nach Alb. Lynch, „Le
reve" nach L. Bossi u. v. a.

Dass Paris und speziell das Haus Goupil auch
in der farbigen Zinkographie das Vorzüglichste leistet,
ist aus den französischen Illustrationswerken und
illustrirten Zeitungen allgemein bekannt. Eine Er-
scheinung von ganz eigenem Reiz bildet die Illu-
stration von Büchern mit farbigen Heliogravüren. Wir
sehen sie z. B. in sehr geistreicher und technisch
meisterhafter Weise angewendet in den von Ed. de
Beaumont illustrirten Prachtausgaben von „Aschen-
brödel", „Blaubart" und „Dornröschen".

Nicht unbeachtet mag schließlich die Wahr-
nehmung bleiben, dass die Goupil'sche Anstalt viel-
fach für das englische Publikum und für englische
Verleger beschäftigt war und ist. Die selbständige
englische Produktion der Gegenwart kann sich im
farbigen Kupferdruck mit der französischen nicht
messen.

Sehr beachtenswert sind andererseits die neuer-
lichen Bestrebungen Deutschlands und Österreichs
auf dem von uns betrachteten Gebiete. Die Rich-

Reproduktionen. 268

tung der Produktion wendet sich hier jedoch zu-
meist anderen Zielen zu, wie die der Franzosen, und
bedient sich daher auch wesentlich anderer tech-
nischer Mittel. Im Vordergrunde stehen die perio-
dischen Publikationen ganzer Sammlungen und zusam-
menhängender Bilderfolgen, wie z. B. die von der »Ver-
einigung der Kunstfreunde" in Berlin publizirten
Schätze der Nationalgalerie. Das Farbenlichtdruck-
Verfahren von Ad. 0. Troitzsch in Berlin, welches bei
diesen schönen Veröffentlichungen angewendet wird,
entspricht den Anforderungen, die man an eine treue
und künstlerisch befriedigende Wiedergabe von Öl-
gemälden stellen kann, auf das vollkommenste.
Einige Farbendrucke des gleichen Verlags erfüllen
zugleich einen wissenschaftlichen Zweck, wie z. B.
die beiden wirkungsvollen großen Blätter: „Die
Akropolis von Athen" und „Olympia" nach Heinrich
Gärtner. Sie sind sowohl Schulen als auch archäo-
logischen Museen und Instituten als Anschauungs-
mittel bestens zu empfehlen. Von den älteren Ver-
lagswerken der gegenwärtig als Aktiengesellschaft be-
stehenden Kunstanstalt von G. W. Seitz in Wandsbeck
bei Hamburg und ähnlichen Farbendruckpublikationen
darf hier abgesehen werden; nur ein in letzterer
Zeit erschienenes Prachtblatt aus dieser Anstalt, das
Berliner IIolzschuher-Forträt sei mit gebührender
Auszeichnung erwähnt. — Eine große Rührigkeit
entfaltet neuerdings die Lichtdruckanstalt von Albert
Frisch in Berlin. Aus ihr gingen zunächst eine An-
zahl trefflicher farbiger Nachbildungen nach Origi-
nalen alter Meister im k. Kupferstichkabinett in Berlin
hervor, von denen das reizende „Blumenmädchen"
nach Boucher, die „Schlittenpartie" nach Avercamp,
die „Genien am Bassin" nach J. de Wits genannt
sein mögen. Dann unternahm es Frisch, eine Anzahl
der in den k. Schlössern zu Berlin, Potsdam, Sans-
souci u. s. w. befindlichen, von Friedrich d. Gr. er-
worbenen Ölgemälde französischer Meister des vorigen
Jahrhunderts in Farbenlichtdruck zu publiziren, und
erzielte damit einen großen Erfolg. Die uns vor-
liegenden farbigen Kopieen zweier Bilder von Nie.
Laueret und des Bildnisses Keyserling's, des Freun-
des Friedrichs d. Gr. nach dem Original von Ant. Pesne,
geben die Originale in ihrer ganzen Ursprünglich-
keit und Farbenstimmung täuschend wieder. Auch
das prächtige, in der „Zeitschrift" (1872) eingehend
gewürdigte Werk von Dr. P. Seidel: „Friedrich der
Große und die französische Malerei seiner Zeit",
welches u. a. auch zwölf in farbigem Lichtdruck
hergestellte Tafeln enthält, ist aus dem genannten
Verlage hervorgegangen. — Einige treffliche Re-
 
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