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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Lützow, Carl von: Neue farbige Reproduktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0144

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269

Neue farbige

Reproduktionen.

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Produktionen farbiger Stiche stammen ans den Ateliers
der Reichsdruckerei in Berlin. — Aus jüngster Zeit
liegen uns endlich auch einige Proben farbiger Holz-
schnitte Berliner Provenienz vor, welche den rühm-
lich bekannten Arbeiten Knöfler's in Wien an die
Seite gestellt werden können. Sie stammen aus dem
bekannten xylographischen Atelier von Rieh. Bong
und sind in den weit verbreiteten illustrirten Zeit-
schriften des Deutschen Verlagshauses Bong u. Co.
in Berlin „Moderne Kunst" und „Zur guten Stunde"
enthalten. An Farbenreichtum, sowie an Klarheit
und Weichheit des Tones brauchen diese mit einem
neuen vervollkommneten Verfahren hergestellten
Blätter den Vergleich mit den besten älteren Lei-
stungen der Chromoxylographie nicht zu scheuen.
Der Druck der Blätter stammt aus den Anstalten
von Julius Sittenfeld und H. S. Hermann in Berlin.
— In der jüngsten Zeit hat die Photographische
Gesellschaft in Berlin das Goupü'sche Verfahren der
Aquarell-Imitation in ihren Verlag eingeführt und
eine Anzahl gelungener Blätter in dieser Technik
herausgegeben.

München bewährt auch auf dem Gebiete der
farbigen Reproduktion seine hohe Stellung als
führende Kunststadt Süddeutschlands. Die drei be-
rühmten Anstalten von Bruckmann, Hanfstängl und
Jos. Albert wetteifern miteinander in der Dienstbar-
machung der photomechanischen Technik für die
Zwecke der farbigen Druckerkunst und erzielen
damit, jeder in seiner Art, wachsenden Erfolg. Eine
ungeheuere Verbreitung fand namentlich der von
der „Photographischen Union" (vormals Bruckmann)
veröffentlichte „Liebestraum" nach J. Martens. In
der allerletzten Zeit hat die Bruckmann'sche An-
stalt zwei der interessantesten, seltensten und teuer-
sten Farbenstiche von Janinet in täuschenden Faksi-
miles herausgegeben. Vorzüglich in Farbenstimmung
und Drucktechnik sind die von Hanfstängl publizirten
„Aquarell-Gravüren", z. B. „Die Dorfschönen" nach
Fr. Prölß und „Die Blinde" nach Piglhein. Aber als
das technisch Vollendetste und künstlerisch Wert-
vollste, was der Münchener Verlag in dem hier be-
sprochenen Genre während der letzten Zeit hervor-
gebracht hat, dürfte doch wohl die Serie großer
Farbendrucke zu bezeichnen sein, welche Jos. Albert
nach berühmten alten Meisterwerken der Braun-
schweiger Galerie kürzlich herausgegeben hat. Er
nennt das dabei angewendete Verfahren, das im
Übereinanderdruck verschiedener Glasplatten besteht,
»Farben-Alberttypie" und wendete dasselbe bisher
mit besonderem Erfolge zur Wiedergabe von Bildern

Rembrandt's und Ruisdael's, also gerade solcher
Meister an, welche in Bezug auf malerische Stim-
mung und Feinheit des Tons die höchsten Ansprüche
an den reproduzirenden Techniker stellen. Und man
muss gestehen, dass einzelne dieser Nachbildungen,
in ihren schwarzen Rahmen unter Glas, durch die
täuschende Ähnlichkeit mit der Wirkung der Ori-
ginale selbst das strenge Kennerauge frappiren
können. Der Liebhaber, dem seine Mittel den edlen
Luxus alter Originale nicht gestatten, findet hier in
der That Gelegenheit, sich einen Ersatz dafür zu
schaffen, der von keiner der bisher bekannten Re-
produktionsarten auch nur entfernt erreicht werden
konnte. Was Goupil für die Nachbildung von
Aquarellen geleistet hat, das brachte Jos. Albert für
Ölgemälde zu stände.

In jüngster Zeit ist Wien in verschiedenen
Zweigen farbiger Reproduktionstechnik rühmlich in
den Vordergrund getreten. Zu der Chromoxylo-
graphie, wie sie außer Knöfler's weltbekannter An-
stalt auch F. W. Bader und Paar zeitweilig mit
gutem Erfolge betrieben haben, gesellte sich die
farbige Zinkotypie, vornehmlich von der be-
rühmten Firma Angerer und Göschl. Das Kron-
prinzenwerk, Myrbach's „Unter den Fahnen" und
andere illustrirte Bücher Wiener Provenienz ent-
halten gelungene Proben dieser Technik. — Im
farbigen Druck leisten u. a. Jos. Löwy und Max
Jaffe sehr Bemerkenswertes. Ein wahres Wunder
polychromer Wiedergabe ist das von der Eder'schen
Versuchsanstalt und der Hof- und Staatsdruckerei
in Farbendruck hergestellte Prachtwerk des öster-
reichischen Handelsmuseums über die vor einigen
Jahren von demselben veranstaltete Ausstellung orien-
talischer Teppiche. — Dazu kamen in allerletzter
Zeit einige höchst gelungene Leistungen farbiger
Atzkunst und Heliogravüre in Goupil's Manier.

Eine Musterleistung dieser Art ist die unter
W. Unger's Leitung hergestellte Jubiläums - Publi-
kation des österreichischen Museums für Kunst und
Industrie, in welcher eine Auswahl von Schöpfungen
des modernen Wiener Kunsthandwerks, Möbel, Ge-
räte, Schmucksachen, Gefäße u. s. w., in leicht kolo-
rirten Radirungen dargestellt sind. Die Farbe ist
in der Regel auf die Schwarzdruekplatte aufgetragen;
nur ganz ausnahmsweise wurden mehrere Platten
angewendet. Die Wirkung ist eine zarte und äußerst
gefallige. — Noch ansprechender für die größeren
Kreise der Kunstliebhaber sind natürlich Darstel-
lungen figürlicher Art in dieser Technik oder in Helio-
gravüre, wie sie namentlich Blechinger neuerdings
 
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