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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0188

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aus einer Schale zu trinken giebt, Hebe, die Pfauen der
Juno fütternd, und die Loreley. Der Gesamtwert der Stif-
tung soll die Summe von IG 446 M. ausmachen. Gegen-
wärtig in einem Dachraum untergebracht, sollen die Kunst-
werke so bald wie möglich in einem entsprechenden Räume
zur öffentlichen Besichtigung gebracht, werden.

Das Linxerthor in Sahburg. Die „Deutsche Bauzeitung"
schreibt: „Das Linzerthor in Salzburg, das man beabsich-
tigte abzutragen und für dessen Erhaltung wir uns aus-
sprachen, soll nun doch verschwinden und dürfte im Augen-
blicke des Erscheinens dieser Nachricht bereits zu einem
großen Teil abgetragen sein. Dieser Beschluss unverstän-
diger und pietätloser Neuerungssucht ist um so mehr zu be-
klagen, als in einer Stadt wie Salzburg, die wie keine andere
deutsche Stadt sich das alte Gepräge geschichtlichen Wer-
dens erhalten hat, das Abtragen auch nur eines Steines von
einer historischen Stätte von künstlerischer Bedeutung leb-
haft beklagt werden muss. Wie viele Städte deutscher
Zunge haben wir noch, die ein so geschlossenes, wohlerhal-
tenes Bild alter Pracht und bewegter geschichtlicher Ent-
wickelung zeigen ? Wenn nur noch ein Bedürfnis vorgelegen
hätte und dieses als Milderungsgrund hätte angeführt werden
können! Aber nichts von alledem. Wir haben es uns an-
gelegen sein lassen, im letzten Sommer das vielumstrittene
Thor zu besichtigen und seine Lage zu den bezüglichen
Stadtteilen zu studiren, und mussten erkennen, dass der
Verkehr, den es nach der Meinung einer einsichtslosen Ma-
jorität in Salzburg hindern sollte, ein so unbedeutender ist,
dass auf dieser Grundlage die Abtragung des nach Art der
italienischen Thoranlagen gebildeten Thores nicht gerecht-
fertigt werden kann. Vor dem Thore liegt ein verhältnis-
mäßig kleiner, nur sehr dünn bebauter Teil der Stadt, für
den die Thoranlage in keiner Weise die Bedeutung eines
Thores hat, das, wie man mit ebenso viel Eigensinn wie
Rechthaberei gesagt hat, „aus einer Stadt zwei Heerlager
macht". Auch der durch das Thor geleitete Verkehr mit
den Nachbarorten ist keineswegs von solcher Bedeutung,
dass die Bauanlage für ihn ein Hindernis wäre. ... In-
dessen wir stehen vor einer Thatsache und können nichts
anderes thun, als lauten Protest erheben gegen den Eigen-
sinn und die Pietätlosigkeit, mit welchen in Salzburg eine
autonome Majorität ein hervorragendes Kunstwerk geopfert
und damit einen Schnitt ins eigene Fleisch gethan hat, der
sich dereinsten vielleicht noch einmal bitter rächen dürfte."
Wir brauchen wohl kaum hinzuzufügen, dass uns diese
Worte aus der Seele gesprochen sind. Nur eines möch-
ten wir fragen: Osterreich besitzt doch eine Centraikommis-
sion für Erhaltung der Baudenkmale; ist denn die solchem
Vandalismus gegenüber ohnmächtig?

Das Hasenhaus des Schlosses Awjustusburg, Das sechste
Heft des vierten Jahrgangs der N. F. dieser Zeitschrift ent-
hält einen Artikel über das Hasenhaus in Wien. Es sei
daher an dieser Stelle auf ein anderes Bauwerk aufmerksam
gemacht, welches an einem seiner Teile ähnliche humori-
stische Darstellungen, wenn auch nur in dürftigen Über-
resten, trägt. Es ist das oben genannte Schloss Augustus-
burg, Amtshauptmannschaft Flöha in Sachsen. Eine aus-
führliche Beschreibung des Schlosses von Dr. R. Steche
findet sich im Heft 6 der Bau- und Kunstdenkmäler des
Königreichs Sachsen. Hier möge nur kurz des im Laufe
der Zeit seiner äußeren Reize beraubten und auch im In-
neren nur vereinzelte Werke der einstigen Ausstattung ent-
haltenden, weithin im Sachsenlande sichtbaren Schlosses ge-
dacht werden. Von Kurfürst August in den Jahren 1567
bis 1574 durch Hieronymus Lotter errichtet, bildet die An-

lage ein Quadrat von ca. 85 Meter Seitenlänge, dessen Ecken
vier gleichfalls quadratische Bauten flankiren, zwischen
denen eine Kirche, ein Saalbau und zwei Thorbauten ein-
gefügt sind. Jene Eckhauptbauten tragen die Namen Linden-,
Sommer-, Küchen- und Hasenhaus. Die Wanddekorationen
des letztgenannten Hasenhauses sind von dem Hofmaler
Heinrich Göding ausgeführt und stellen, in einfacher, klarer
Technik auf den Putz gemalt, Kriegs- und Kinderscenen,
Turniere, Tanz und dergleichen mehr dar. Hasen treten
statt der Menschen als Akteurs auf, wonach dieser Bau-
körper, welcher ehedem die kurfürstliche Kellerei, die Amts-
stube, den Venussaal etc. enthielt, seinen Namen hat. Steche
sagt in dem oben genannten Werk auf Seite 40: „Die Bilder
reihten sich, gegen 90 an der Zahl (nach Hermann bez.
Freyer), folgendermaßen aneinander: Reichstag der Hasen,
Vorbereitung zum Kriege, Auszug, Sturm und Beschießung
der Jägerstadt, deren Einnahme, Triumphzug, Strafgericht
über die Hunde, Kampf gegen die Raubvögel, Hasenhoch-
zeit, Abhaltung einer kirchlichen Messe, Prozession, Turnier,
Bankett, Maskerade, Tanz, Schützenfest, Jagdbelustigung,
Hasenfamilie, Kinderstube, Schule, Universität. Pflege des
Rechts, der Künste, Wissenschaften und Gewerbe, des Berg-
baues. Die sieben (Hasen-)schwaben. Verklagung der Hasen
bei der Göttin Diana durch Jäger und Hunde. Kampf der
Jäger und Hunde gegen die Hasen. Besiegung und Bestra-
fung der Hasen durch Töten, Braten etc." Leider sind nur
wenige der von Steche angeführten Scenen, und auch diese
nur teilweise erhalten; immerhin bilden diese Reste des
Hasenhauses zu Augustusburg eine wertvolle Ergänzung jener
Werke, welche, wie die Burg Trausnitz bei Landshut, das
Hasenhaus in Wien und andere mehr beweisen, wie eifrig
dieser parodistische Humor in der Kunst jener Zeit gepflegt
wurde. tt

VOM KUNSTMARKT.

BetAin. Am Dienstag den 1. und Mittwoch den 2. Mai
er. wird die bedeutende Gemäldegalerie des Herrn Pedro
Aiies in Barcelona im Rudolph Lepke'schen Kunstauktions-
hause, Kochstr. 28/20, zum öffentlichen meistbietenden Ver-
kauf kommen. Der illustrirte Katalog verzeichnet 176 Ge-
mälde, meist alter spanischer und einzelner niederländischer
und altdeutscher Meister, von welchen wir in erster Linie
die hochinteressanten altspanischen Altar-, Kirchen- und
Heiligenbilder, Triptychen etc. hervorheben. Dieselben sind
zum großen Teil auch noch in den alten, gegenwärtig so
sehr geschätzten und gesuchten geschnitzten und vergolde-
ten Rahmen. Ferner nennen wir Kostümbilder und Porträts,
zahlreiche Stillleben, interessante Historienbilder. Im An-
schlüsse an diese Auktion findet am 4. und 5. Mai eine Ver-
steigerung von Antiquitäten statt, unter welchen eine alt-
spanische Reliquientruhe, ein indisches Räuchergefäß in Ge-
stalt eines Pfaues u. a., die ebenfalls der Kollektion Anea
entstammen, viel Interesse erregen dürften. Ferner wird die
Kostümsammlung des Herrn Jacobi- Dresden ebenfalls ver-
steigert werden.

ZEITSCHRIFTEN.
Gazette des Beaux-Arts. Nr. 442. 1. April 1894.

Germain Pilon. II. Von L. Palustre. — Etudes sur la Renais-
sance: Voyages et voyageurs. I. Von E. Bonnaffe. — Le Por-
trait- miniature en France: La revolution et l'empire. II. Von
H. Bouchot. — ün maitre oublie du XV. siecle Michel Pacher.
Von A. Marguillier. — L'art d6coratif dans le vieux Paris.
(XV.) Von M. A. de Champeaux. — L'exposition d'hiver ä la
Royal Academy et ä la New Gallery de Londres. Von Cl.
Phillips.
 
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