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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0053

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

den zweiten Preis zuerkannt hat. Vier andere wurden durch
eine lobende Erwähnung ausgezeichnet. Die Qewinnerin
des ersten Preises, die eine weibliche Halbfigur mit Pinsel
und Palette in den Händen auf hellgrünem Hintergrunde
dargestellt hat, hat sich mit Geschick in die Forderungen des
modernen Plakatstils, der besonders auf eine wirksame
Flächendekoration sieht, hineingelebt.

DENKMÄLER.

0 Denkmälerchronik. Am 10. November ist in Kiel
ein Denkmal des Fürsten Bismarck enthüllt worden, dessen
kolossale Bronzefigur nach dem Modell des Berliner Bild-
hauers Harro Magnussen gegossen worden ist. Den archi-
tektonischen Teil hat Eduard Fremdgen ausgeführt. — Das
Preisgericht für ein in Qiessen zu errichtendes Krieger-
denkmal hat den ersten Preis dem Bildhauer Ludwig Habich
in Darmstadt zuerkannt. — Die Ausführung des Bismarck-
denkmals für Berlin ist nunmehr definitiv vom Komitee dem
Prof. R. Begas übertragen worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen. Konstantin
Mcunicr ist den Berlinern zwar kein Fremder mehr — haben
wir doch schon vor sechs Jahren das Gipsmodell zu seiner
lebensgrossen, jetzt in der Vorhalle des Brüsseler Museums
aufgestellten Bronzegruppe «Le grison" (das schlagende
Wetter) und seinen „Glasbläser" gesehen —, aber den ganzen
Umfang seines Könnens und seines Stoffgebiets kann man
erst aus der Sanimelausstellung seiner Bronzen, Gipsmodelle,
Ölgemälde, Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen ermessen,
die die junge Kunsthandlung von Keller und Reimer, Pots-
damerstrasse 122, veranstaltet hat. Sie stützt sich zwar im
wesentlichen auf das Material der Dresdener Ausstellung,
enthält aber auch einige Bronzen, die in Dresden nicht zu
sehen waren, und hat ausserdem dadurch einen besonderen
K'ciz erhalten, dass der Künstler selbst nach Berlin gekom-
men ist, um im Verein mit dem bekannten Brüsseler Zeich-
ner für dekorative Kunst van de Velde die beiden Räume
auszustatten, die seine Arbeiten aufgenommen haben. Die
Wände sind mit einem apfelgrünen Anstrich überzogen und
die Decken mit einem Stoff von gleicher Farbe zeltartig
dekorirt worden. Man kann nicht gerade sagen, dass sich
die schwärzlichgrünen Bronzen besonders wirksam von die-
sem Hintergrunde abheben, und den Malereien, deren Reiz
ohnehin nicht im Kolorit liegt, ist er auch nicht gerade
günstig. Es scheint aber, dass der Künstler mit Absicht
eine möglichst neutrale Farbe gewählt hat, weil ihm eine
pomphafte Inscenirung seiner in ihren Motiven überaus an-
spruchslosen Bildwerke wider den Strich geht. Wäre er
nicht auch persönlich so anspruchslos, so hätte seine seltene
Kunst fast bis zu seinem 60. Lebensjahre — ist er doch erst
durch die Pariser Weltausstellung von 188g weiteren Kreisen
zunächst als Maler bekanntgeworden! — nicht im Verborgenen
gelebt. Obwohl auch er selbst auf seine Malereien grossen
Wert legt, sind in Deutschland wenigstens seine Bildwerke
zu höherer Schätzung gelangt, zuerst wohl wegen seiner er-
staunlichen Wahrheitsliebe, wegen der schlichten Darstel-
lungsweise, die sich meist mit dem Gesamteindruck be-
gnügt, und wegen der grossen Energie seiner Darstellungs-
kunst, dann aber auch, weil er der Kunst ein neues Stoff-
gebiet eröffnet hat, das Leben der Gruben- und Fabrikarbeiter
des „Pays noir", des Industriebezirks im Hennegau, und der
Antwerpener Hafenarbeiter. Da wir mit der Absicht um-

gehen , den Lesern in der „Zeitschrift" eine eingehende
Charakteristik des Künstlers in Wort und Bild zu bieten,
verzichten wir darauf, näher auf die Berliner Meunier-Aus-
stellung einzugehen, zumal sie sich, wie gesagt, in den
Hauptzügen mit der Dresdener deckt, über die an dieser
Stelle berichtet wurde. — Ähnlich lehrreich wie die Meunier-
Ausstellung ist eine von Amsler und Ruthardt (Gebr. Meder)
veranstaltete Ausstellung von sämtlichen Originallithogra-
phien und Algraphien Hans Thoma's, für die der Künstler
sein (unverkäufliches) Handexemplar zur Verfügung gestellt
hat. Für Leser, denen das Wort Algraphie noch nicht ge-
läufig ist, bemerken wir, dass sie sich von der Lithographie
dadurch unterscheidet, dass dem Künstler statt des Steins
eine unendlich leichter zu handhabende Aluminiumplatte
dient, die aber dafür den Nachteil bietet, dass die Zeichnung
keine Korrekturen zulässt, was also eine ausserordentliche
Sicherheit der Hand erfordert. Dass Thoma sie besitzt, ist
bekannt. Die Blätter seines Handexemplars gewähren da-
durch ein besonderes Interesse, dass sie von ihm selbst aus-
gemalt sind, also seine koloristischen Absichten unverfälscht
wiedergeben. Der Preis der Thoma'schen Originallithogra-
phien ist verhältnismässig hoch, da nur eine beschränkte
Zahl von Drucken (nicht über hundert) von der Platte ge-
zogen wird. Da die Blätter überdies schnell aus dem Han-
del kommen, ist den Verehrern des Künstlers durch zum
Teil zweifarbige, sehr wohlfeile Faksimilereproduktionen, die
nach eigenhändig überarbeiteten Originallithographi« her-
gestellt werden, ein Ersatz geboten worden. Zugleich sind
bei Amsler und Ruthardt eine Anzahl der bekannten Radi-
ningen und Lithographien Max Liebermanns und F. Over-
becks, eine Sammlung von charaktervollen Kreidestudien,
meist Bauernstuben mit Figuren, von Meyer-Ball und eine
Reihe von Lithographien und Zeichnungen von Frau
Paczka-Wagner zur Ausstellung gelangt, von denen die
letzteren durch die bei einer Dame ungewöhnliche Energie
und Schärfe der Zeichnung und Modellirung besonders in-
teressiren. Es sind meist Bildnisse, Bildnisstudien und Akt-
zeichnungen, die in der ganzen Art der technischen Behand-
lung geradezu an die Radirungen von Stauffer-Bern erinnern,
und in der That hat die Künstlerin, die mehrere Jahre in
Italien gelebt, in Florenz Stauffers Einfluss erfahren.

Wien. Eine kleine geschmackvolle Kollektion von Af-
fichen, Plakaten und Illustrationen, nebst einer Reihe von
Handzeichnungen des jungen Österreichers Alphons Much«,
dessen Arbeiten auf dem Gebiete des Plakats in Paris seit
kurzem lebhafte Anerkennung gefunden haben, sind augen-
blicklich bei Artaria & Co. ausgestellt. Es ist sehr viel Reiz
und Feinheit in den Sachen, und die Verwandtschaft mit
seinem Landsmann Lefler, die in den figuralen Komposi-
tionen Muchas hin und wieder zu Tage tritt, nimmt ihnen
nichts von ihrem selbständigen künsterischen Wert. Der
Vater dieser Kunst ist Grasset, aber beide, der Wiener
Lefler und der in Paris „aeclimatisirte" Mucha, gehen selb-
ständige Wege. Die Stilisierung des Pflanzen- und Tier-
ornaments ist sehr gemackvoll und hält sich dabei möglichst
treu an die Naturformen. Dies zeigt sich in dem Cyklus
von Illustrationen zu dem orientalischen Märchen „Ilsee,
princesse de Tripoli", und in mehreren Aquarellen, Zeich-
nungen und Studien. Den Entwicklungsgang aus der Mün-
chener Zeit zeigen zwei Schwarz-Weiss-Malereien historischen
Inhalts (Johannes der Täufer und „la defenestration de
Plague"), während einige grössere farbige Entwürfe zu
Fenstern (Jungfrau von Orleans 11. a.) einen hübschen har-
monischen Farbensinn verraten, der sich leider in einigen
der neuesten Affichen etwas ins Süssliche verliert, eine Gefahr,
 
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