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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0075

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133 Kunstblätter. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Preisverteilungen. — Sammlungen und Ausstellungen. 134

Albert Krüger, dem hier, in einer neuen Technik sich zum
erstenmale versuchend, ein grosser Wurf gelungen ist. Sein
Blatt giebt durchweg, besonders in den Gewandteilen, das
Original in staunenswerter Treue wieder und ist dabei von
einer Frische der Auffassung, die ihresgleichen sucht. Die
Beilage des Jahrbuches ist übrigens die starke Verkleinerung
eines Farbenholzschnittes Krügers, der im Verlage der
Groteschen Verlagshandlung erschienen ist und auch als
Einzelblatt abgegeben wird. Vom Kaiser Friedrich-Museums-
Verein sind der Galerie ein bisher ganz unbekanntes Porträt
eines alten Mannes, ein frühes Werk Memlings, sowie der
Kopf eines Juden, eine meisterhafte Studie Rembrandts, über-
wiesen worden. Die Abteilung der Bildwerke der christ-
lichen Epoche erhielt als Geschenk das Modell einer männ-
lichen Figur, wohl Paris, in Bleiguss, das Antonio del
Pollajuolo zugeschrieben wird, sowie vom Kaiser Friedrich-
Museums-Verein die Bronze-Statuetten einer rätselhaften
männlichen Figur, wahrscheinlich einen Gladiator darstellend,
von Bertoldo und eines knieenden Hieronymus paduanischen
Ursprungs.

KUNSTBLÄTTER.

Dresden. Das 3. Heft des 2. Jahrganges der Vierteljahrs-
hefte des Vereins bildender Künstler Dresdens, das vor etwa
einem Monat erschienen ist, enthält diesmal nur vier, nicht
wie sonst fünf Blätter: „Feierabend" von Carl Banizer, „Vieh-
weide" von G. Lührig, eine Porträtstudie von Karl Mediz,
alle drei in Steindmck ausgeführt, und eine Radirung:
„Birken am Meer" von Hans Unger. Unter diesen Blättern
steht unstreitig die Radirung Unger's obenan, da sie gleich
wertvoll in ihrer technischen Ausführung, als in der poe-
tischen Ausgestaltung des landschaftlichen Motivs erscheint.
Der Steinzeichnung Bantzer's lässt sich eine vorzüglich
wiedergegebene Feierabendstimiming nachrühmen, dagegen
regen sich gegen die Korrektheit der Zeichnung namentlich
bei der sitzenden Frau erhebliche Bedenken. In seinem Bild-
nis eines niederdeutschen Bauern — für einen solchen möchten
wir den Dargestellten halten — erweist sich Mediz wiederum
als ein vortrefflicher Charakteristiker, der sein Modell mit j
fast unerbittlicherGenauigkeitwiedergiebt, währendG. Lührig |
in seiner Viehherde mehr aus dem Gedächtnis als nach der
Natur gearbeitet zu haben scheint, da die verschiedenen
Rinder und Kühe so künstlich angeordnet sind, wie sie sich
in Wirklichkeit kaum einmal gruppiren werden. Ausserdem I
stört uns an diesem Blatt wiederum der schmutzig violette
Ton des Papieres, für den Lührig offenbar eine besondere
Vorliebe hat, da er ihn bereits bei dem Porträt seiner Frau
verwandte. Den Alleinvertrieb der Vierteljahrshefte hat die
Hofkunsthandlung von Ernst Arnold (A. Gutbier) in Dres-
den übernommen, von der man den vollständigen Jahrgang
für 36 M. beziehen kann. h. a. uer.

NEKROLOGE.

v. S. Am 13. Dezember starb in seinem Hause in Maida-
vale, einem Stadtteil Londons, der englische Maler T.B.Hardy.
Er malte Marinen in Aquarell.

T. — Am 10. Dezember verstarb in London der be-
rühmte englische Architekt John Longborough Pearson, R. A.,
geboren am 5. Juli 1817 in Brüssel.

T. — Der italienische Maler Sebastiano de Albertis ist
im Alter von fast 70 Jahren in Mailand gestorben. Er war
hauptsächlich als Schlachtenmaler berühmt, wandte sich aber
neuerdings, da das Publikum den Geschmack an derselben
verlor, der Genremalerei zu.

PERSONALNACHRICHTEN.

*, * Zum Inspektor der Kgl. Gemäldesammlung in
Stuttgart ist an Stelle des in den Ruhestand getretenen
Direktors v. Rüstige der Konservator der württembergischen
Kunstvereine Prof. Stier ernannt worden.

*»* Prof. Dr. von (Dettingen, der bisherige kommissarische
erste Sekretär der Akademie der Künste in Berlin, ist durch
königliche Bestätigung endgültig angestellt worden.

PREISVERTEILUNGEN.

* » * Von der Berliner Kunstakademie. Der diesjährige
Preis der Adolf Menzel-Stiftung ist dem Maler Kurt Gitsch-
mann, einem Atelierschüler des Professors Thumann, zuer-
kannt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Die Lithographieausstellung in Düsseldorf. Die Jahr-
hundertfeier der Lithographie hat in verschiedenen Städten
bereits Ausstellungen von Steindrucken hervorgerufen, die
bedeutendste von allen dürfte aber die, am 6. November,
dem Geburtstage Senefelders (er wurde bekanntlich am
6. November 1771 in Prag geboren), im hiesigen Kunst-
gewerbemuseum eröffnete Ausstellung von Künstlerlitho-
graphien und Plakaten aller Nationen sein. Die Firma
Bismeyer & Kraus und der Centraigewerbeverein teilen
sich in das Verdienst dieses Unternehmens, das des Ar-
rangements gehört den Herren Professoren Oeder, Roeber,
Schill und Maler Frenz, die das reiche Material in über-
sichtlicher und vornehmer Weise zur Anschauung gebracht
haben. Besonders Professor Fritz Roeber hat als Mitglied des
Centraigewerbevereins sich um das Zustandekommen dieser
höchst interessanten und eigenartigen Ausstellung über-
aus verdient gemacht. Die Lithographie hat als künst-
lerische Technik trotz ihrer Jugend eine recht wechselvolle
Geschichte. Um die Wende des Jahrhunderts, in den kri-
tischsten Tagen, die Europa seit Jahrhunderten erlebt
hatte, emporgeblüht, hatte sie sehr bald eine grosse Ver-
breitung gefunden, war bei den zeichnenden Künstlern
schnell beliebt geworden und hatte eine achtenswerte Höhe
der Technik erlangt, als sie plötzlich durch die Erfindung
der Photographie und der, mit ihr verbundenen, reproduktiven
Verfahren zurückgedrängt wurde, und bei den Künstlern in
Misskredit kam. In Deutschland haben Hans Thoma und
W. Steinhausen, die ganz in handwerksmässigen Betrieb
übergegangene Technik wieder zu neuem künstlerischen
Leben erweckt. In Frankreich scheint es das Kunstplakat,
dieses merkwürdige und für unsere Zeit so eminent charakte-
ristische Erzeugnis des Ineinand.ergreifens von krassestem
Realismus — Reklame — und dem idealsten, menschlichen
Streben — der Kunst — gewesen zu sein, die die Kunstlitho-
graphie wiedererweckt hat und bei der technischen Ge-
wandtheit und Agilität der gallischen Rasse („novarum reruni
cupidi") schnell zu einer ausserordentlichen Höhe sich hat
entwickeln lassen. — Unsere Ausstellung zerfällt in drei
Teile, in einen historischen und einen modernen, sowie
eine Plakatabteilung.

Die historische Abteilung ist interessant, aber weder
erschöpfend, (es sind circa 350 Blätter) noch sonderlich
übersichtlich. Es lag aber weder das eine noch das
andere zu erreichen in der Absicht der Veranstaltung, und
so wird man den Mangel einer übersichtlicheren Aufstellung
bedauern können, ohne einen Vorwurf daraus zu machen,
 
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