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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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ständiger Isolirung des Löwen vom Fels werden die Wit-
terungseinflüsse nur noch ganz unbedeutende sein. v. a.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

** Das germanische Nationalmuseum, in Nürnberg hat
einen Aufruf an alle deutschen Innungen zur Beschaffung
der Mittel zur Errichtung einer Zunfthalle erlassen. Ent-
sprechend der grossen Bedeutung des Handwerks im Kul-
turleben — namentlich auch des deutschen Volkes — hat es
sich die Leitung des Museums von je her angelegen sein
lassen, die interessanten und wichtigen Denkmäler dieser Art,
wie Laden, Pokale, Fahnen, Embleme, Meister- und Oesellen-
bücher, sowie Urkunden aller Art, die nach Aufhebung der
alten Innungen zahlreich auf den Markt gelangten, vor der
Verschleuderung und dem drohenden Untergang zu be-
wahren. So ist ein höchst ansehnlicher Apparat zur Ge-
schichte des Innungs- und Zunftwesens aus allen deutschen
Landen zusammengebracht worden. Der bisher dafür be-
nutzte Saal im Nationalmuseum reicht nicht mehr aus. Wie
nun andere Berufskreise für Errichtung und sinngemässe
Ausstattung der betreffenden Räume selbst Sorge getragen
haben, so werden es sich auch die deutschen Innungen
sicherlich nicht nehmen lassen, durch Bestreitung der Kosten
für die neu zu erbauende Zunfthalle ihrerseits zu einer wür-
digen Repräsentation des Handwerks innerhalb der grossen
vaterländischen Anstalt beizutragen, zumal da bei der
grossen Zahl der Innungen in Deutschland auf jede einzelne
nur ein geringer Bruchteil entfällt.

O. Paris. Dem Louvre ist von Herrn Noel Bardac
kürzlich eine höchst interessante antike Frauenbüste aus
Kalkstein geschenkt worden, die jetzt in einem der Säle der
Sammlung Dieulafoy vorläufig aufgestellt worden ist. Aus
gräkophönizischer Zeit stammend, wurde sie im letzten
Sommer von dem Forscher Pierre Paris in Elche bei Ali-
cante in Spanien aufgefunden. Der Kopf trägt eine jener
bizarren charakteristischen Hauben, von denen schon Strabo
im Tone der tiefsten Verachtung spricht, die Ohren sind völlig
bedeckt von zwei riesigen Klappen in Form von durch-
brochenen Rädern. Das feine, magere Gesicht mit den
schmalen Lippen, besonders edel im Profil, macht auf den
Beschauer einen mächtigen Eindruck.

Marbach. — Für ein Schiller-Museum ist neben dem
Schillerdenkmal ein Areal für den Wert von 23000 M. an-
gekauft. Man hat von der Stelle eine prachtvolle Aussicht
über das Neckarthal bis nach Ludwigsburg und Asperg.
Auch ist Sicherheit geschaffen, dass das Gebäude nicht
später durch andere Bauten in seiner freien Lage beein-
trächtigt wird. v. a.

Die Eröffnung der neu errichteten „Leighton-Gallery"
in London. In England gelangt der Grundsatz der Decen-
tralisation in Kunstangelegenheiten und das Anlegen von
Specialsammlungen für bestimmte Zwecke immer mehr zur
Ausführung. Gleichen Schritt mit dieser Erscheinung hält das
Bestreben, so viel wie thunlich in allen Stadtteilen Londons
Volksbibliotheken zu errichten, welche sich räumlich und
im geistig verwandtschaftlichen Sinne eng an Schulen für
Kunst, Kunstgewerbe, sowie an technische Institute an-
schliessen. Als Beispiel hierfür soll die „Guild-Hall Gallery"
nebst ihrer zugehörigen Bibliothek, die in Chelsea errichteten
Lehranstalten, und die kürzlich von dem unermüdlichen
Mr. Passmore Edwards ins Leben gerufenen Institute in
Dulwich genannt werden. Letztere tragen den Namen
„Layard" zu Ehren des bedeutenden Archäologen und Ninive-
Forschers. Es dürfte wohl kaum in England eine zweite

Person geben, die derartig zur Förderung der Kunst und
Volksbildung beigetragen hat, wie dies Mr. Passmore Edwards
unausgesetzt bethätigt. Am 6. Januar wurde durch seine
Munificenz abermals ein grossartiges Institut im Süden
Londons, in Camberwell, eröffnet. Die Festrede bei dieser
Gelegenheit hielt Sir E. Poynter, der Präsident der König-
lichen Akademie, der auch zugleich Direktor der „National-
Gallery" ist. Besonderes Lob und Preis liess er dem ver-
storbenen Lord Leighton zukommen. Meine Ansichten über
den genannten Meister, die sich nicht in allen Teilen mit der
erwähnten Rede decken, habe ich in einer kurzen Biographie
in Nr. 21 des Jahrganges 1897 in der „Kunstchronik" wieder-
gegeben. Das neue Institut besteht aus folgenden Ab-
teilungen: 1. Die Volksbibliothek mit einem grossen Saale
für Vorträge aller Art. 2. Eine Kunstschule und eine solche
für jede Art des Kunstgewerbes. 3. Eine Gemäldegalerie
und Raum für ein noch zu errichtendes Museum. 4. Eine
technische Lehranstalt. Die Lehrgegenstände verbreiten sich
über nachstehende Materien: Zeichnen, Malen, Modelliren,
Kupferstichkunst, Baukunst und Unterricht für sämtliche in
das Kunstgewerbe einschlagende Unterabteilungen. Bis
jetzt besitzt die Gemäldegalerie nur wenige, aber gute
Originalwerke, dagegen ist sie reich an vortrefflichen Kopien
typischer Meisterwerke. Das Prinzip, das hierdurch ausge-
drückt ist, wird allen Fachleuten sofort verständlich sein, aber
über den Grundsatz selbst möchte wohl noch viel hin und
her gestritten werden. Wie dies in England die Gewohn-
heit zu sein pflegt, sobald nämlich nur erst der Anfang ge-
macht ist, so haben auch jetzt schon mehrere Personen
namhafte Geschenke für die Gemäldesammlung in Aussicht
gestellt. In dem Schlussstein der Eintrittshalle befindet sich
in vergoldeter Bronze der Name „Leighton" angebracht,
dessen Andenken das gesamte Institut gewidmet ist. Letzterer
war bekanntlich vor Millais Präsident der Akademie, und
hat derselbe für das Zustandekommen des Instituts stets das
lebhafteste Interesse bekundet. Schleinitz.

A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen. Unter dem
Namen „Freie Kunst" hat sich vor etwa zwei Jahren eine
Vereinigung meist jüngerer Künstler aus Berlin und München
gebildet, die am 1. Januar eine Sammelausstellung in F. Gur-
litt's Kunstsalon eröffnet hat. Der kühne Name macht Er-
wartungen rege, die durch den Inhalt der Ausstellung jedoch
nicht erfüllt werden. Diese Art „freier Kunst" ist keines-
wegs eine neue Kunst. Die Mehrzahl ihrer Vertreter hul-
digt einem gesunden Naturalismus, der besonders mit
starken Beleuchtungseffekten zu glänzen sucht. Typisch
für diese Richtung ist der Berliner Max' Schlichting, der
mit einer Bildnisstudie (Halbfigur einer Dame im Freien)
erschienen ist, die in magischem Licht- und Farbenzauber
erglänzt. Auch Otto H. Engel ist in seinen Landschaften und
Bildnissen vorwiegend Beleuchtungskünstler, während Fritz
Burger in seinen Bildnissen, namentlich in dem Doppelbild-
nis seiner Brüder, mehr die solidere Seite der Porträtmalerei
kultivirt, der sich am Ende auch ein Spiessbürger anvertrauen
könnte. Max Pietschmann in Dresden schwelgt, wie bekannt,
ebenfalls gern in den phantastischen Spiegelungen des Lichts
auf den Körpern der Menschen. Aber wie aus seinem Bilde
„Träumerei" erhellt, scheint das Register bereits erschöpft
zu sein. Carl Langhammer hat einige italienische Land-
schaften gebracht, bei denen er sich die Aufgabe gestellt zu
haben scheint, die italienische Natur einmal bei ihrer übel-
sten Laune zu schildern. So trübe und trostlos wie er hat
noch niemand die Villa d'Este bei Tivoli mit ihren berühm-
ten Cypressen gemalt. Aber auch der gründliche Kenner
Roms, und gerade der am ersten, wird bekennen müssen,
 
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